Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
anderen, weil es nun einmal ihre Aufgabe war.
Eine Aufgabe, die sie viel zu lange schmählich vernachlässigt hatte.
„Tu mir einen Gefallen“, wandte sie sich wieder an Majken, die als Chefstewardess über einen großen Stab von Mitarbeitern verfügte, „und weise deine Leute an, ihm ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn sich meine Vermutung hinterher als falsch herausstellt, dann werde ich die Verantwortung für die zusätzlichen Kosten übernehmen.“
Majken nickte. „Vorsicht ist besser als Nachsicht, ich verstehe.“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und seufzte. „So spät schon? Erinnere mich bitte daran, abzusagen, wenn ich das nächste Mal eine Ausflugsgruppe leiten soll, ja? Ich sage dir, das wird eine Katastrophe!“
„Ach was, du machst das schon.“ Filippa klopfte ihr aufmunternd auf die Schultern. „Ich kenne keinen Menschen, der so gut im Improvisieren ist wie du. Außerdem ist Öland eine so herrliche Insel, dass die Leute auf jeden Fall begeistert sein werden, ganz egal, wie du dich als Reiseleiterin schlägst.“
„Du machst mir wirklich Mut“, stöhnte ihre Kabinengenossin. „Aber jetzt muss ich wirklich los. Viel Zeit bleibt mir bis morgen früh nicht mehr, um noch ein paar Zahlen und Fakten in meinen Kopf zu prügeln.
Hejda!“
Als Filippa ihre Aufmerksamkeit wieder dem Oberdeck zuwandte, war Nils Olufsen nicht mehr zu sehen. Dafür blieb ihr Herz beinahe stehen, als sie Erik entdeckte, der an der Reling stand und ihr den Rücken zuwandte.
So als würde er spüren, dass sie ihn ansah, drehte er sich plötzlich um und schaute zu ihr hinauf. Ihre Blicke begegneten sich, und für einen winzigen Augenblick stockte ihr der Atem. Der vollkommen irrationale Wunsch, er möge sie noch einmal anlächeln, stieg in ihr auf. Doch Eriks Mundwinkel wirkten wie erstarrt, der Ausdruck seiner silbergrauen Augen war kalt wie Eis. Dann wandte er sich brüsk ab und verließ das Außendeck.
Verwirrt und verletzt blieb Filippa zurück. Sein Blick war zornig, ja, beinahe hasserfüllt gewesen. Aber was hatte sie verbrochen? Er war es doch, der sich klammheimlich und ohne ein Wort davongeschlichen hatte und ihr seitdem aus dem Weg ging!
Lass es dabei bewenden, riet ihr die mahnende Stimme ihrer Vernunft.
Warum auch immer er sauer auf dich ist, du solltest froh und dankbar darüber sein. Auf diese Weise gerätst du wenigstens nicht in Versuchung, dich auf eine Affäre mit ihm einzulassen, die nur in einer Katastrophe enden kann.
Sie seufzte. Im Grunde wusste sie ja, dass es stimmte. Mit Erik zu schlafen war ein Fehler gewesen. Doch sosehr sie es sich auch wünschte, sie konnte das, was geschehen war, einfach nicht bereuen. Und – viel schlimmer noch! – sie konnte nicht aufhören, sich nach mehr zu sehnen. Dieser Mann hatte sie verhext, und auch wenn er ihr jetzt auswich, seine Macht über sie war ungebrochen.
Es wurde Zeit, dass das endlich aufhörte.
Darn!
Filippa straffte die Schultern, eilte die schmale Treppe vom Skydeck zum Oberdeck hinunter und betrat das kleine Foyer, über das man zu den Fahrstühlen und Innenkabinen gelangte. Suchend blickte sie sich um. Vermutlich war es dumm von ihr gewesen, anzunehmen, dass Erik noch hier sein würde. Er konnte inzwischen praktisch überall auf dem Schiff sein.
Frustriert ballte sie die Hände zu Fäusten, als seine Stimme hinter ihr sie zusammenfahren ließ.
„Gib es auf, Filippa, ich habe dein mieses kleines Spiel längst durchschaut. Mich kannst du nicht mehr hinters Licht führen!“
9. KAPITEL
„W as?“, fragte Filippa kopfschüttelnd. „Ich verstehe nicht … Wovon sprichst du eigentlich, zum Teufel?“
Ihre veilchenfarbenen Augen drückten Verwirrung aus, sie schien tatsächlich nicht zu wissen, worauf Erik hinauswollte. Eines musste man ihr lassen: Sie war eine verdammt gute Schauspielerin. Vielleicht sogar noch begabter als Renée, denn es war ihr gelungen, ihn zum zweiten Mal mit derselben Masche hinters Licht zu führen.
Wütend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Spar dir die Mühe, ich kaufe dir die Unschuld vom Lande nicht ab. Du weißt genau, wovon ich rede.“
„
Nej
, ich habe nicht die geringste Ahnung. Alles, was ich weiß, ist, dass du“, sie senkte die Stimme, sodass niemand außer ihm sie hören konnte, „mit mir geschlafen hast, nur um dann klammheimlich aus meiner Kabine zu verschwinden. Und seitdem gehst du mir aus dem Weg. Wie kannst du es also wagen, mir mit irgendwelchen seltsamen
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