Traumschlange (German Edition)
Liste der Gegenstände angefertigt, als sie die Wohnung Ihrer Schwester ausräumte. Bitte kontrollieren Sie alles, bevor Sie gehen und bestätigen den Empfang.“ Er zog einen Briefumschlag aus der Innenseite seines Jacketts. „Hier sind Reisepass, Führerschein und Impfbuch Ihrer Schwester. Bitte bestätigen Sie auch dafür den Empfang. Der Reisepass wurde ungültig gestempelt, also wundern Sie sich nicht.“
Abby nahm das Kuvert entgegen. Sie starrte Hurston noch einmal wütend an, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und zur Eingangshalle hinunterging.
„Guten Tag, Miss Summers“, rief ihr der Sekretär hinterher. Selbst auf diese Entfernung konnte Abby die Zufriedenheit aus seiner Stimme heraushören, sie endlich loszuwerden.
„Und nun?“, fragte Mitchard.
„Wie viel Uhr ist es?“ Abby hob den letzten Karton in den Kofferraum und ließ den Deckel zuknallen.
„Kurz nach drei.“
„Fahren wir gleich zum Friedhof?“
„Das würde wenig Sinn machen. Um diese Tageszeit arbeitet dort wahrscheinlich niemand.“
„Gut, dann würde ich vorschlagen, wir fahren in mein Hotel. Ich dusche kurz, ziehe mir etwas Leichteres an und wir gehen noch etwas essen. Mir knurrt der Magen.“
„Steigen Sie ein.“ Mitchard hielt ihr wie ein Chauffeur die Wagentür auf. Abby ließ sich in den Sitz fallen. Im Fahrzeug war es noch heißer als draußen. Der Schweiß drang ihr aus allen Poren. Sie kurbelte das Seitenfenster hinunter. Obwohl ein leichter Wind wehte, brachte er nur die Illusion von Abkühlung.
„Ist es in diesem Land eigentlich immer so heiß?“, fragte Abby.
Mitchard lächelte verschmitzt. „Sie haben Glück. Der Sommer hat noch nicht einmal angefangen.“
„Oh, mein Gott“, stöhnte Abby.
Abby kam aus der Dusche und setzte sich zu Jean auf das Sofa. Sie hatte ein leichtes Kleid übergestreift. Um ihre nassen Haare war ein Handtuch gewickelt. Mitchard hatte seine Slipper ausgezogen und eine Dose kalte Cola in der Hand.
„Ich habe mich selbst bedient“, meinte er entschuldigend.
„Ist schon in Ordnung.“
Sie ging zur Minibar hinüber und nahm sich ebenfalls eine Dose Cola. Auf dem Fußboden standen Lindas Koffer und die zwei Kartons. Abby stellte ihre Dose ab und öffnete einen Karton. Sie hatte die Sachen schon flüchtig beim Empfang in der Botschaft kontrolliert, aber nun nahm sie alles genauer in Augenschein.
Mitchard beobachtete sie stumm, als sie alles auf dem Boden ausbreitete. Der erste Karton enthielt nur Bücher. Meist Taschenbuchausgaben von Lindas geliebten Autoren. Die Einbände waren abgenutzt und die Seiten zerfleddert. Sie musste die Bücher unzählige Male gelesen haben, damit sie in diesem Zustand waren. Abby machte zwei gleich große Stapel daraus. Im zweiten Karton befanden sich Geschäftsunterlagen, die mit Lindas Tätigkeit für einen europäischen Zuckerankäufer zu tun hatten. Mehrere schmale Ordner waren mit ihrer zierlichen Handschrift beschrieben.
Abby nahm den Stapel und reichte ihn Mitchard. „Können Sie da mal einen Blick reinwerfen?“
„Ich dachte, Sie wollten essen gehen?“
„Später.“
„Also gut. Sagen Sie mir, was Sie suchen?“
„Weiß ich nicht so genau. Schau Sie einfach mal die Unterlagen durch, ob Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt.“
Mitchard nahm den ersten Ordner und blätterte ihn auf, während Abby die restlichen Sachen aus dem Karton holte. Es war nicht viel. Als sie alles vor sich ausgebreitet hatte, lagen da die altmodische Polaroid-Sofortbildkamera, die Linda so geliebt hatte, mehrere Modezeitschriften vom letzten Jahr und eine Geldbörse, die neben 137 Dollar in Scheinen und Kleingeld auch ein Bündel Gourde enthielt, deren Wert Abby nicht kannte. Es war zwar nicht allzu viel Geld, aber Abby war trotzdem erstaunt, dass es niemand gestohlen hatte. In den Fächern der Börse steckten Lindas Kreditkarten von Barclay und American Express. Reiseschecks fand sie keine. Wenn Linda welche besessen hatte, waren sie nun verschwunden, aber Abby glaubte nicht daran. Ein Dieb hätte zuerst das Bargeld mitgehen lassen.
Alles in allem gaben ihr Lindas Sachen keine neuen Aufschlüsse. Abby hatte nicht erwartet etwas zu finden, war aber dennoch enttäuscht. Sie nahm sich den Koffer vor und nahm alle Kleidungsstücke heraus. Nichts. Mitchard blätterte noch immer in den Unterlagen, als Abby den Koffer wieder einräumte.
„Und, irgendetwas entdeckt?“, fragte sie ihn.
Mitchard blickte auf, schüttelte den Kopf. „Die
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