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Traumschlange

Titel: Traumschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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treten?«
    »Unter die Augen treten!!«
    Der große Mann lehnte sich in den Stuhl und sah seinen Begleiter an. »Tja, Brian, wie ein Verrückter redet er nicht unbedingt.«
    »Das nicht, Herr«, antwortete der ältere Mann.
    Der Riese richtete seine Augen auf Arevin, aber sein Blick heftete sich auf die Mauer im Rücken seines Gefangenen.
    »Was wohl Gabriel...« Er unterbrach sich und schaute wieder den Älteren an. »Er hatte in solchen Situationen manchmal gute Einfälle.« Sein Ton zeugte von gewisser Verlegenheit.
    »Ja, Herr Bürgermeister, das stimmt.«
    Es folgte ein längeres, noch stilleres Schweigen. Arevin wußte, daß die Wachen, der Bürgermeister und der Alte namens Brian in einigen Augenblicken gehen und ihn in dieser winzigen Zelle, die Beklemmungen verursachte, zurücklassen würden. Arevin fühlte einen Schweißtropfen aus seiner Achselhöhle rinnen.
    »Tja...«‚ sagte der Bürgermeister.
    »Herr...?« meldete sich eine Wächterin vorsichtig zu Wort. Der Bürgermeister wandte sich ihr zu. »Na, heraus mit der Sprache. Ich habe keine Lust, als Kerkermeister Unschuldiger ins Gerede zu geraten. Andererseits haben sich in letzter Zeit genug Verrückte hier herumgetrieben.«
    »Dieser Mann war sehr überrascht, als wir ihn gestern festnahmen. Ich glaubejetzt, daß es sich um echte Überraschung handelte. Die Heilerin hat mit dem Verrückten gekämpft. Als sie danach ins Haus kam, habe ich sie gesehen. Sie gewann den Kampf, hatte sich jedoch mehrere Abschürfungen zugezogen. Dieser Mann hier weist nicht einmal einen blauen Fleck auf.«
    Als er vernahm, daß Schlange Verwundungen davongetragen hatte, mußte sich Arevin zusammennehmen, um sich nicht nochmals nach ihrem Befinden zu erkundigen. Aber er gedachte diese Leute um nichts anzubetteln.
    »Anscheinend hast du recht«, sagte der Bürgermeister zur Wächterin. »Du hast eine gute Beobachtungsgabe.« Er wandte sich an Arevin. »Hast du blaue Flecken?«
    »Nein.«
    »Vergib mir, wenn ich dich auffordern muß, das zu beweisen.«
    Arevin erhob sich, obwohl es ihm außerordentlich mißfiel, sich vor diesen Fremden entblößen zu sollen. Aber er lockerte seine Hose und ließ sie hinab auf die Knöchel rutschen. Er ließ sich vom Bürgermeister eingehend betrachten, dann drehte er sich langsam um. Plötzlich fiel ihm ein, daß er ja gestern eine Auseinandersetzung mit den Wächtern gehabt hatte und daher durchaus blaue Flecken besitzen konnte.
    Aber niemand äußerte etwas, und so wandte er sich schließlich wieder um und zog seine Hose hoch. Daraufhin trat der Alte namens Brian auf ihn zu. Die Wächter versteiften sich in ihrer Haltung. Arevin blieb reglos. Diese Menschen mochten jede beliebige Bewegung in ihrem Wahn als Drohung auffassen.
    »Gib acht, Brian«, empfahl der Bürgermeister.
    Brian hob Arevins Hände, musterte die Handrücken, drehte sie um, betrachtete die Handflächen, ließ sie los. Er kehrte an seinen Platz an der Seite des Bürgermeisters zurück.
    »Er trägt keine Ringe. Ich bezweifle, daß er jemals welche getragen hat. Seine Hände sind braungebrannt und ohne entsprechende Spuren. Die Heilerin berichtete jedoch, daß der Angreifer ihr die Stirn mit einem Ring auf geschlitzt habe.«
    Der Bürgermeister schnob vieldeutig. »Und was ist deine Meinung?«
    »Wie Sie schon festgestellt haben, Herr, redet er nicht wie ein Verrückter. Außerdem ist ein Verrückter nicht zwangsläufig blödsinnig, und es wäre blödsinnig von dem Täter, nach der Heilerin zu fragen, solange er in einer Wüstenrobe herumläuft. So etwas kann nur jemand tun, der unschuldig ist, der das Verbrechen nicht begangen hat und nicht einmal davon weiß. Daher wäre ich in diesem Fall geneigt, dem Mann zu glauben.«
    Der Bürgermeister ließ seinen Blick nachdenklich über seinen Helfer und die Wächter schweifen.
    »Ich hoffe«,sagte er in einem Tonfall, der deutlich verriet, daß er nicht bloß spaßte, »ich erhalte wenigstens die klitzekleinste Andeutung einer Vorwarnung, falls jemand von euch es auf mein Amt abgesehen hat.«
    Er schaute Arevin an. »Wenn wir auf deinen Vorschlag eingehen, bist du dann bereit, dir Ketten anlegen zu lassen, sobald du die Zelle verläßt, und sie zu tragen, bis die Heilerin deine Behauptungen bestätigt?«
    Arevin glaubte noch die Eisen vom gestrigen Abend zu spüren, die ihn gefangenhalten hatten, ihn gefesselt, so kalt, daß ihre Kälte durch seine Haut bis aufs Bein eindrang. Aber Schlange würde sie auslachen, wenn sie ihr von

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