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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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damals eigentlich gedacht, als sie diese Zimmer eingerichtet hatte? Dass ihre Nichte eine kleine Elfe sei oder ich mich bei dem Anblick von Rosa in eine Fee mit Tutu verwandelte?
    Wie zur Strafe für meine Gedanken schrillte das Telefon. Ich zuckte zusammen. Dann riss ich die Tür auf.
    »Telefon!«, brüllte ich laut genug, damit es auch der Letzte begriff. Natürlich antwortete niemand.
    Sekundenlang starrte ich das renitente, rosafarbene Ding auf meinem Nachttisch an. Man konnte sogar sehen, wie der veraltete Hörer vibrierte. Beim vierten Ringen nahm ich ab. »Bei de Temples .«
    »Bei de Temples ? Du hast ja Nerven!«
    »Daria?« Mein Herz setzte einen freudigen Schlag aus. »Großer Gott! Du opferst deinen Wochenanruf für mich?« Ich kreischte beinahe.
    »Wenn nicht für dich, für wen dann?« Ich konnte ihre unbändige Lebensfreude förmlich durchs Telefon spüren. Sie war der vitalste Mensch, den ich kannte – und der mit den feinsten Antennen für schlechte Schwingungen. »Und … wie schlimm ist es?«
    »Furchtbar!«, gab ich zu.
    »Komm mir bloß nicht auf die Idee zurückzuwollen!«, nahm sie mir meine Worte vorweg.
    »Meg und David hassen mich. Er … die Schule …«
    »Er ist ein Doofmann und die Schule kann dich mal …!« Daria war wirklich die Toughe von uns beiden. Auch wenn sie nicht so aussah.
    »Jonah ist auch auf der Green Falls High.«
    »Ach du Scheiße!«
    Sie schwieg lange genug, dass ich eine kurze Zusammenfassung geben konnte. »Ich habe die Taschenuhr wieder und Simons – der Rektor – glaubt mir.«
    »Woha!«
    Wir schwiegen einen Moment lang. Ich, um meine Gedanken zu ordnen und Daria, um die neuen Informationen zu sortieren.
    »Wie hast du die Uhr von Jonah wiederbekommen?«
    »Ich habe ihm aufgelauert.«
    »Spinnst du?«
    »Die Frage kannst du vermutlich besser beantworten, als ich.«
    »Ja, du spinnst. Der Typ ist ein gefährlicher Psychopath!«
    »Du musst es ja wissen«, meinte ich betont gelangweilt, weil sie Recht hatte.
    »Genau. Lass dir von deiner soziopathischen Freundin gesagt sein, dass du dich von ihm fernhalten sollst.«
    »Ich habe es versucht.«
    »Nicht versuchen, machen!«
    »Jawoll, Mistress Daria! Wird gemacht, Mistress Daria!« Daria schnaubte ins Telefon, gab sich aber mit meiner flapsigen Bemerkung zufrieden.
    »Und David?«
    »Ist immer noch mit ihm befreundet.«
    »Mach ihm klar, dass sein Freund ein Psycho ist.«
    Ich nickte. Dann fiel mir ein, dass sie das durch das Telefon nicht sehen konnte. »Ja.«
    »Und was sagt der Schul-Psychologe dazu, dass du doch kein Freak bist und ganz umsonst mit uns Irren eingesessen hat?«
    »Ich soll ein Traumtagebuch führen.«
    »Psychedelische Psychologen-Scheiße.«
    Ich schwieg und dachte an das kalte Wasser, das von allen Seiten auf mich einflutete. Es kam jede Nacht, und jede Nacht kämpfte ich um mein Leben. Unwillkürlich strichen meine Finger über die Brandnarbe an meinem linken Arm.
    »Du weißt, dass er Recht haben könnte?« Resignation schwang in Darias Stimme mit. Sie kannte meine Träume beinahe so gut wie ich.
    »Ja, ich …« Weiter kam ich nicht. Das Knacken in der Leitung informierte mich darüber, dass ihre fünf Minuten Telefonzeit abgelaufen waren.
    Falls ich jemals die Chance gehabt hatte, eine rosafarbene Elfe zu werden, machte ich sie kaputt, indem ich den Telefonhörer mit einem Fluch auf die Gabel knallte. Das war doch wirklich zum Haareraufen. Ich saß hier fest, in einem pinken Kleinmädchenzimmer, bei meiner Familie – die mich hasste – ging auf eine furchtbare Schule und beneidete meine beste Freundin um Saint Blocks. Vielleicht war ich doch ein Psycho?
    Ein Blick in den großen, bodenlangen Spiegel, der sich mit seiner leicht violetten Umrankung beinahe angenehm von dem restlichen Interieur abhob, verriet mir, dass ich auch nicht wie einer aussah. Dafür entdeckte ich aber die ersten Schatten, die unbemerkt in mein Zimmer geschlichen waren. Während mein Blick zu dem dunklen Raum unter meinem Bett wanderte, entfernte sich der Lichtschalter immer weiter von mir – obwohl die Wände näher kamen. Die Luft begann zu flimmern. Keine Sekunde länger würde ich es mehr aushalten!
    Ich sprintete genauso schnell aus dem Zimmer, wie ich dreißig Minuten zuvor hineingesprintet war. Dieses Mal machte ich das Licht im Flur an – und nicht wieder aus, als ich das Haus durch die Hintertür verließ.
    Der strahlende Sonnenschein vertrieb meine kurze Panikattacke, und die Wärme verriet mir, dass die

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