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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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wirklich nicht zum Aushalten!
    »Und wie gefällt dir die Schule?« Klaus` Stimme stand im krassen Gegensatz zu seinem Aussehen. Sie war sehr tief, angenehm und passte viel eher zu einem gutaussehenden, vitalen Mann in der Mitte der Dreißiger, als zu einem großen, etwas unförmigen Bauarbeiter. Ich konnte nicht einmal schätzen, wie alt er wirklich war. Dafür waren zu viele Haare in der Schätzung involviert.
    »Abgesehen von den anderen Schülern ist sie ganz in Ordnung.«
    Klaus lachte leise. Das Geräusch ähnelte dem Lachen Davids, hatte aber einen anderen Unterton. Geschmeidig verlagerte Klaus sein Gewicht und reichte mir den Zeitungsteil den er bereits gelesen hatte. Früher hatte man die Friedenspfeife geraucht, wir nahmen den Nachrichtenteil.
    »Danke!«
    »Gerne!« Einen Moment lang trafen sich unsere Blicke. Es kam nur selten vor, dass er mich direkt ansah. Aber jedes Mal, wenn er es tat, lief mir ein Schauer über den Rücken. Seine Augen waren so dunkel wie die von David, aber irgendwie intensiver. Gleichzeitig abschätzend wie kalkulierend. Trotz des Blickes waren es schöne Augen, die sein Aussehen Lüge straften. Ich brachte die Zeitung wie zufällig zwischen mich und ihm in Position.
    »David wird dich heute mitnehmen. Auf der Hin- und der Rückfahrt!« Der Sportteil raschelte, als Klaus ihn weglegte und aufstand. »Habt einen schönen Tag!«
    Meg sprang auf, um ihrem Mann den Weg abzuschneiden. »Dein Lunchpaket.«
    »Nein, Danke!« Klaus schob die Protestierende zur Seite, in einen Strahl Morgenlicht. Der Unterschied, er im Schatten, sie im Licht, ließ mich an meinen Traum denken. An den Gegensatz von hell und dunkel. Aber im wahren Leben gab es doch nicht nur Gut und Böse – es gab auch ein Dazwischen. Nur was?

    Als ich im Auto saß, war ich mir meiner Theorie nicht mehr so sicher. Anscheinend gab es doch Menschen, die nur gut oder böse waren. David gehörte definitiv zu Letzteren. Ohne ein Wort zu sagen, hatte er mich einsteigen lassen und Rob Zombie angemacht. »I am your boogieman« dröhnte in ohrenbetäubender Lautstärke durch das Auto, abgelöst von »Living Dead Girl« und »Girl on Fire«. Was für subtile Anspielungen!
    Eine Ecke von der Schule entfernt hielt David an.
    »Steig bitte aus.«
    »Was?«
    »Ich hole dich nach dem Unterricht ab. Von hier.«
    »Wieso?« Ich war verwirrt.
    »Ich will nicht mit dir zusammen gesehen werden.«
    Ich starrte ihn an, während ich langsam wütend wurde. Wirklich wütend. Nein, eigentlich nicht wütend. Ich war enttäuscht. Und das war schlimmer. Es zeigte mir, dass ich doch noch verletzlich war, obwohl ich mir geschworen hatte, wegen David nichts mehr zu empfinden. Das hielt mich aber nicht vor einer patzigen Bemerkung ab. »Ah. Schadet dem Image, was?«
    Der Blick, den er mir zuwarf, war dazu geeignet, die Hölle gefrieren zu lassen.
    »Ich werde nicht aussteigen. Du nimmst mich mit bis zum Parkplatz und dort treffen wir uns auch hinterher!«
    »Muss ich dich rauswerfen?«
    »Ja, das wirst du dann schon müssen!«
    Wir starrten einander an. Er wütend, ich kampfbereit. Er gab zuerst auf und fuhr wieder los, parkte aber auf dem hinterletzten Parkplatz, den er finden konnte. Weit weg von der Schule und den Blicken der anderen Schüler.
    »Nur damit wir uns richtig verstehen: wir fahren nach der Schule von hier los. Falls du auf die Idee kommst, an der Ecke auf mich zu warten, wird dein Vater das nicht lustig finden.«
    »Du würdest petzen?« David wirkte ungläubig.
    »Darauf kannst du einen lassen!«
    Ich ließ ihn stehen und genoss das gute Gefühl, dass letzte Wort gehabt zu haben noch bis zum Eingang in die Schule. Dort erinnerte ich mich daran, wem Klaus glauben würde – und an meinen unheimlichen Albtraum.

    Eine Stunde später war ich immer noch in einem gefangen. Und es fiel mir schwer, nicht einfach laut zu schreien, um zu schauen, ob es ein Erwachen gab.
    Aber ich war wach, und das war auch das größte Problem. Die Realität konnte ganz locker mit jedem schlimmen Traum mithalten. Zumindest meine hatte damit noch nie ein Problem gehabt.
    Im Gegensatz zu den meisten anderen Mädchen war ich sehr froh als die Glocke schrillte und der Unterricht vorüber war. Der smarte Lehrer, der die letzten Worte der Englisch-Hausaufgaben an die Tafel schrieb, hätte für mich genauso gut Freddy Krüger sein können. Psychische Folter durch Langeweile gehörte in Schulen wirklich verboten!
    Beim Wechsel der Räume schloss ich mich dem Strom der

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