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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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es die ungewollte Information trotzdem preisgab: »Ich weiß nicht, wie lange ich in der Bibliothek brauche. Habe ihm schon Bescheid gesagt. Er wartet bis 18 Uhr, aber notfalls komme ich mit dem Bus.« Vielleicht sollte ich das mit dem automatischen Schreiben noch einmal ausprobieren, falls mir das Teufelchen eine Information zuspielen wollte – direkt aus der Hölle.
    »Nimm dir ein Taxi, bitte.«
    »Okay!«
    Klaus hatte aufgelegt und mich mit der toten Leitung, dem Teufelchen und einem ungewohnt schlechten Gewissen zurückgelassen. Und das, obwohl ich nicht einmal gelogen hatte. Bemerkenswert.

Kapitel 9
    Bibliotheken hatten etwas Universelles. Hatte man eine gesehen, hatte man sie alle gesehen. Selber Aufbau, selbe Systematik, und sogar der Geruch war derselbe. Manchmal fragte ich mich, ob es eine Verschwörung der Bücher gab, in die nur die Bibliothekare eingeweiht waren.
    Je länger ich auf das Notausgangsschild starrte, desto besser gefiel mir diese Idee. Vielleicht könnte ich daraus einen Albtraum spinnen. Nur um Doktor Slater einen Gefallen zu tun.
    Ich atmete tief ein und versuchte das bohrende Gefühl in meinem Inneren zu verdrängen. So viele Bücher auf einen Haufen machten mich nervös und gaben mir das Gefühl, dass das Papier intelligenter war als ich. Aber genau das war ja der Grund, warum ich hier war. Wenn alle Welt wissen wollte, was mit meiner Uhr war, dann wollte ich verdammt noch mal die Erste sein, die es herausfand. Außerdem hatte ich dieses verflixte Pferd auf dem Deckel schon einmal gesehen. Vor meinem Albtraum meine ich. Die Erkenntnis lag so dicht an der Oberfläche meines Bewusstseins, dass es beinahe schmerzte.
    Wo hatte ich es schon einmal gesehen?
    Je länger ich darüber nachdachte, desto dringender wurde der Verdacht, dass ohnehin irgendetwas nicht stimmte. Mit der Uhr, dem Diebstahl, Jonah, Simons, Klaus … eigentlich allem. Das konnte meine Grundparanoia sein, die Panik vor Bücheransammlungen, aber auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass Jonah just in diesem Moment zwischen zwei Regalen auftauchte und sich mit einem Buch in der Hand an einen der Computertische setzte.
    Welch ein Zufall!
    Kein Wunder, dass ich immer paranoider wurde …
    Ich wandte mich wieder den Regalen zu, wusste aber nicht so recht, wo ich eigentlich anfangen sollte zu suchen. Bei den Naturwissenschaften? In der Kunstabteilung oder der Psychologiesektion?
    Ich konnte Jonahs Blicke auf mir spüren, während ich auf die Bibliothekarin wartete. Aber ich drehte ich mich erst wieder um, als die freundliche, ältere Frau mir die Richtung zu den Computern wies. Anscheinend hatte Google mehr Ahnung als sie und ich zusammen. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, einfach bei Jonah stehenzubleiben und ihn zu fragen. Aber der Tisch war verwaist und er schon wieder verschwunden; seine Blicke in meinem Rücken nur Bestandteil meines Verfolgungswahns.
    Trotzdem wuchs das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden, während ich durch den offenen, von jeder Etage einsehbaren Saal zu den Computerterminals schritt. Überall zwischen den Regalen, Büchern und Abteilungen konnten potentielle Verfolger warten. Aber niemand lauerte mir in den Schatten auf. Es sei denn, Schatten von mehr oder weniger hübschen Mädchen zählten auch. Ich tat so, als bemerke ich Elijah in dem Pulk seiner weiblichen Anhänger nicht und setzte mich an das einzige freie Terminal. Mit einem Blick auf die Uhr, die ich neben die Tastatur legte, gab ich auf Google ein: Pferd, Albtraum und bekam in 0,06 Sekunden 516 000 Einträge, die sich hauptsächlich mit der Tatsache beschäftigen, wie schnell sich der Traum von einem eigenen Pferd in einen Albtraum verwandeln konnte. Das war nicht wirklich eine Überraschung. Albträume, Pferd kam ungefähr auf die gleichen Ergebnisse. Mit dem Zusatz Nacht kam man auf viele Kinderhilfeseiten, die sich mehr mit Albträumen als mit Pferden beschäftigten. Leider war es kein bisschen das, was ich suchte. Und auch der weitere Suchbegriff Uhr führte nur dazu, dass sich die Ergebniszahl auf 256.000 Nicht-Wirklich-Treffer verringerte.
    Frustriert sah ich auf, als sich eine Hand zwischen meine Augen und den Bildschirm schob und meine Aufmerksamkeit auf den Besitzer der Hand lenkte. Elijah sah mich an und wirkte ungewohnt ernst. »Und du kommst wirklich nicht zum Training?«
    »Nein, du siehst doch, dass ich arbeiten muss«, gab ich unfreundlich zurück. Ohne ihn hätte ich bestimmt schon gefunden, was ich suchte. Jaaaa …

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