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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Doktor Slater?«
    »Sind ehrlich gesagt auch in Ordnung … Er ist nett.«
    »Zwingt er dich dazu, ein Traumtagebuch zu führen?«
    Überrascht sah ich meinen Stiefvater an, und einen Augenblick lang vergaß ich weiterzugehen. Der Strahl Helligkeit glitt im Takt von Klaus` Schritten weiter, ließ mich im Dunkeln zurück und ihn wie einen Scherenschnitt wirken. Dann reagierte mein Körper und ich holte den Abstand wieder auf. Im Licht der Taschenlampe sah Klaus aus wie immer. Vielleicht sogar noch ein wenig harmloser. Zu harmlos. War er doch in meinem Zimmer gewesen?
    »Ich musste früher auch eines führen.« Er warf mir einen Seitenblick zu und schien sich über meine offensichtliche Skepsis zu amüsieren. »Meine Eltern waren Hippies und fanden es cool, wenn man jeden seiner Träume kannte und deuten konnte.«
    Seine Worte, egal wie ehrlich sie klangen, besänftigten meinen Zweifel nicht wirklich. Ich konnte mir Klaus beim besten Willen nicht als Tagebuchschreiber vorstellen. Und erst recht nicht mit coolen Hippieeltern. Der Gedanke an seine Eltern führte unwillkürlich zu meinen. Dieses Mal waren es andere Tränen, die in meine Augen traten. Aber es gelang mir, sie trotz des folgenden, langen Schweigens zurückzuhalten.
    Klaus redete zuerst weiter. »Dann muss ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir die Anzahl der Sitzungen beim Psychologen doch noch nicht verringern?«
    Nein, deswegen nicht. Ich sprach es aber nicht aus. »Nein.«
    Wieder wuchs das Schweigen zwischen uns an, wurde zu einer Mauer. Aber ich würde es nicht zuerst brechen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf meine Schritte. Trotz der Dunkelheit sahen meine Schuhe so als, als müssten sie dringend mal wieder geputzt werden.
    »Was ist mit den Mädchen? Ist jemand auf dich zugekommen oder ist dir irgendetwas seltsam vorgekommen?«
    »Außer ihr?« Dieses Mal blieb ich absichtlich stehen. Doch es gelang mir nicht, meine Wut niederzukämpfen. Sie kroch durch meine Eingeweide und es gelang ihr, sich Pulsschlag für Pulsschlag meiner Kontrolle zu entziehen. »WAS ist WIRKLICH los? Und warum fragt ihr immerzu MICH?« Ich fauchte beinahe, kam aber einfach nicht mehr gegen mein Temperament an.
    Klaus war ebenfalls stehengeblieben. Er wirkte erstaunt ob meines Ausbruchs, dann veränderte sich der Ausdruck in seinen Augen. Nur einen Sekundenbruchteil lang, aber er genügte. Es gab ein »wirklich« und mehr Informationen. »Also …?«
    »Simons fand, ich sollte dir das nicht sagen …« Klaus seufzte. »Wir glauben, dass die schlafenden Mädchen tatsächlich das Werk deines Großvaters sind. – Er scheint nur nicht zu wissen, welches das richtige Mädchen ist.«
    Ohne Vorwarnung ging er weiter. So schnell, dass ich beinahe rennen musste, um ihm zu folgen. Ein schwacher Versuch, meinen Fragen oder vielleicht auch der Realität auszuweichen.
    »Also sind das Anschläge und sie gelten MIR?«
    »Wir wissen es nicht.« Er beschleunigte noch mehr und der Lichtstrahl tanzte einen Moment lang durch das Unterholz am Wegrand.
    »Aber ihr GLAUBT es?«
    »Ja.« Erstaunlich, dass er immer noch nicht außer Puste war.
    »Wie?« Und wo zum Teufel war dann bitte mein Polizeischutz?
    »Vielleicht mit irgendeinem Mittel in den Getränken oder im Essen. Mit Hilfe von Hypnose. Wir haben nur den VERDACHT, dass es von ihm ausgeht.« Klaus blieb so unvermittelt stehen, dass ich beinahe in ihn hineingelaufen wäre. »Wir können nichts beweisen.«
    »Und WIESO glaubt ihr dann, dass die Vorfälle ausgerechnet mit meinem Großvater zusammenhängt?«
    »Wegen der Uhr. Wir haben gedacht, dass er sie zurückhaben will.«
    »Oh.« Oh! Die Uhr. Schon wieder. Es ergab sogar einen Sinn. Fast.
    »Aber wieso sollte er mir schaden wollen? Er hätte doch einfach anrufen und nach ihr fragen können. Ich meine … schließlich hat er sie mir geschenkt.«
    »Er ist nicht sehr … rational.« Klaus ging weiter, sah aber immer noch so aus, als wäre mehr an dieser Großvater-Sache dran, als er verraten wollte.
    »Ich bin seine gottverdammte Enkelin.«
    Klaus sah mich an. Anscheinend hatte er keine Probleme damit, in der Dunkelheit durch den Wald zu hasten und trotzdem seine Aufmerksamkeit zu verteilen. Im Gegensatz zu mir. Unter dem Versuch, seinem Blick standzuhalten stolperte ich zum wiederholten Male über irgendetwas am Boden. Offenbar wirkte ich dabei hilflos genug, um Klaus zur Wahrheit zu animieren.
    »Wir … denken, dass er auch deine Eltern umgebracht hat … Der Brand jedenfalls

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