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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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war kein Zufall.«
    Meine Gesichtszüge entgleisten vollkommen. Dann wurde mir schlecht. Sehr.
    Klaus legte seinen Arm stützend um mich, während wir weitergingen. Ich nahm es kaum wahr. Ebenso wenig, wie sich der Boden unter meinen Füßen veränderte. Von Unterholz zu einem Trampelpfad, schließlich zu Asphalt.
    »Du wirst dir in der Schule nichts mehr zu Essen oder Trinken kaufen, deine Sachen nicht aus den Augen lassen und immer mit jemandem zusammen sein. Kein morgendliches Training ohne David, kein Herumstromern im Wald und keine Alleingänge.«
    Ich nickte wie betäubt. Natürlich nicht. Ich war ja nicht wahnsinnig und … HERRGOTT NOCHMAL, da draußen war vielleicht ein Irrer, der mich wegen einer verdammten Uhr suchte. Die Kälte in meinem Inneren manifestierte sich im Klappern meiner Zähne, und Klaus` Griff um mich verstärkte sich. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich passe auf dich auf.«
    Wieder brachte ich nur ein Nicken zustande.
    »Versprochen«, versicherte er noch einmal. »Jemand von uns ist immer in deiner Nähe.«
    Wäre es nicht so seltsam und die Umstände nicht so gespenstisch, hätte ich gelacht. Ich litt gar nicht unter Paranoia, ich WURDE verfolgt.
    »Aber jetzt bringe ich dich erst einmal nach Hause.«
    Nach Hause. Ins Warme, Helle. Zum ersten Mal seit dem Tod meiner Eltern fühlte sich der Gedanke daran, dass nun das Haus de Temples mein Zuhause war, richtig an. Beinahe gut. Ich warf Klaus einen dankbaren Seitenblick zu, als er die Haustür aufschloss, das Licht im Flur anknipste und mich vorangehen ließ.
    »Du kommst klar?« Er blieb stehen und warf mir einen prüfenden Blick zu.
    »Ja.«
    Er glaubte mir nicht, sondern wirkte zerknirscht. »Ich hätte es dir nicht sagen sollen.«
    »Doch. Danke!«
    Seine Lippen verzogen sich einen Augenblick lang und zeigten mir, dass er es bereute, trotz seiner folgenden, scheinbaren Unbeschwertheit. »Na dann … gute Nacht.« Klaus deutete nach oben und bog ins Wohnzimmer ab. Anscheinend war er froh, der Wahrheit entkommen zu sein. Aber vielleicht lag das auch an mir. Wer blieb schon gerne in der Nähe von jemandem, der auf der schwarzen Liste eines Wahnsinnigen stand?
    Ich benötigte eine Sekunde, um mich aus der Starre zu reißen. Dann ging ich, immer noch aufgewühlt, nach oben und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und die Information über meine Eltern und den Brand einzubinden. Am obersten Absatz trafen mich die Ungereimtheiten wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn mein Großvater die Taschenuhr wirklich zurückhaben wollte und dabei auch über Leichen – äh Schlafende – ging, dann musste er ja auch irgendwie erfahren haben, dass ich sein Geschenk nach sechs Jahren wieder zurückbekommen hatte.
    Und was war mit damals? Gingen diese schlafenden Mädchen auch auf das Konto meines Großvaters? Wegen der Uhr? Nein, unmöglich. Ich hatte sie ja nur kurz in der Hand gehabt, bei einem einzigen, flüchtigen Besuch.
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich weiterging. Klaus` Version ergab keinen Sinn. Nicht wirklich. Und selbst wenn der Brand kein Zufall gewesen war … die Uhr hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht besessen, es gab also hier keinen Zusammenhang. Oder doch?
    Wieder war die Kälte in meinem Inneren da. Dieses Mal manifestierte sie sich in meinen Fingern. Sie zitterten wie Fremdkörper, die nicht meiner Kontrolle unterlagen. Egal, welche Version der Geschichte, welche möglichen Gründe ich nahm, mit welchen Erzählungen oder Erinnerungen von mir ich sie verknüpfte, letztendlich lief immer alles auf die Uhr hinaus – und auf schlafende Mädchen. Ich schüttelte den Kopf, als meine Logik noch einen Schritt weiterging und den Brand mit in die Überlegung einbezog. Im Prinzip gab es tatsächlich einen gemeinsamen Nenner für ALLE Vorfälle: Mich.
    Dieser Gedanke behagte mir noch weniger als eine eventuell verfluchte Taschenuhr oder ein möglicherweise mörderischer Großvater. Also zurück zu der Uhr.
    Ich warf einen Blick zu Davids Zimmer und wog meine Möglichkeiten gegeneinander ab. Schließlich war ich Stunden zu spät, um meinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Oder? Wenn ich mir doch sicher sein könnte … wider besseres Wissens schlich ich mich näher und presste mein Ohr auf das Holz. Es war nichts zu hören.
    Mit angehaltenem Atem klopfte ich an und betete zu allen mir bekannten Göttern, dass tatsächlich niemand da war. Mir fiel nämlich nicht ein einziger plausibler Grund ein, warum ich am späten

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