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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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den Sitz prüfte und sich dann dem Montageschaum zuwandte.
    »Denkst du an das, was ich dir gestern gesagt habe?« Obwohl er mich nicht mehr ansah, hatte ich das Gefühl, dass Klaus meine Reaktion sehr genau beobachtete.
    »Es vergeht keine Sekunde, an der ich nicht daran denke.«
    »Gutes Mädchen!«
    »Wann?« Die Stimme hinter mir ließ mich ein Stück nach vorne springen. Verdammt, wo war denn die Paranoia, wenn man sie brauchte! Anscheinend fühlte ich mich hier zu sicher.
    »Witzig!« Ich drehte mich zu David um, der lautlos hinter mir die Treppe heruntergekommen war. Kommentarlos marschierte er an mir vorbei, warf einen prüfenden Blick auf Klaus` Werk und meinte: »Ich bin dann weg!«
    »Stopp!«
    David verharrte reglos.
    »Was denkst du, was du gerade tust?«
    »Zur Schule fahren.«
    »Und Liz?«
    »Liz hat erst zur zweiten Stunde.«
    Klaus trat um David herum, und David trat einen Schritt zurück. »Wir hatten darüber gesprochen, oder?«
    »Ja.«
    Wenn ich nicht schon wieder so wütend auf ihn gewesen wäre, hätte mir David leid getan. Aber da er mich ohne Grund und ohne Vorwarnung mit dem Bus hatte fahren lassen wollen, hatte er sich mein Mitgefühl verscherzt.
    »Liz?« Klaus sah mich nicht an, sondern ragte weiter über David auf und starrte ihn nieder.
    »Ja.«
    »Du fährst mit. Du kannst in der Bibliothek auf die zweite Stunde warten.«
    »Okay.« Wer wollte schon frühstücken, wenn in diesem Haushalt solch eine unterkühlte Atmosphäre herrschte? Ich griff nach meiner eingestaubten Jacke und meiner noch schmutzigeren Tasche und ging zur Tür ohne mich umzusehen. »Ciao.«
    Draußen atmete ich tief durch und fühlte mich, als müsste ich platzen. Diese Familie war definitiv seltsam – und schwer zerrüttelt. Vielleicht sollte ich Doktor Slater eine Familientherapie vorschlagen. Bei dem Gedanken kehrte meine gute Laune zurück. Lange genug, um mit Davids mieser Laune zu kollidieren.
    »Und? Warum bist du jetzt schon wieder sauer auf mich?« Ich schnallte mich an und versuchte mich nicht von seinem wütenden Gesichtsausdruck ärgern zu lassen. Ich konnte es gar nicht abwarten, die glorreiche Erklärung zu hören.
    Nach der zweiten Kurve kam sie tatsächlich. »Ich habe dir gesagt, du sollst dich von Jonah fernhalten.«
    »Bitte?« Beinahe hätte ich gelacht, doch bei Davids Anblick blieb mir das Lachen im Halse stecken. Seine Lippen waren fest zusammengepresst, seine Aufmerksamkeit stur geradeaus gerichtet.
    »Ich HABE mich von ihm ferngehalten!«
    Das abrupte Bremsen katapultierte mich trotz des Gurtes beinahe gegen das Armaturenbrett. Es tat Scheiße-weh.
    »Ach ja?« Er funkelte mich feindselig an. »Und wieso hat er mir dann gestern Abend gesteckt, dass du weißt, wo er wohnt? Du würdest sogar beide Adressen kennen. Die von seinem Oheim und die von seinem Bruder.«
    »Ich weiß was?« So eine unverschämte Lüge! »Ich habe keine Ahnung, wo er wohnt!« Ganz sicher nicht. Bis jetzt hatte ich ja nicht einmal gewusst, dass Jonah einen Bruder hatte.
    David schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad, fuhr aber los, als die Ampel vor uns auf Grün sprang. »Du hättest ihn gestern sogar bei seinem Bruder getroffen.«
    »Was?« Mir blieb der Mund offen stehen, als der Groschen fiel. Natürlich … klar … »Wohnung«.
    Wieder drosch David auf das Lenkrad ein, als wünsche er sich, ich würde diese Position einnehmen. »Ich SPÜRE, wenn jemand die Wahrheit sagt … und Jonah HAT sie gesagt.«
    »Und ich?«
    Ohne eine Miene zu verziehen, fuhr David weiter. Endlich parkte er das Auto auf dem Parkplatz vor der Schule, direkt in der zweiten Reihe. Dann funkelte er mich abermals an. Der kurze Zweifel, der über sein Antlitz gehuscht war, als ich die Frage gestellt hatte, hatte sich verflüchtigt. Er glaubte mir nicht. Einen normalen Jungen hätte ich für eifersüchtig gehalten. Schade, dass es bei David einfach nur Gewohnheit war. Ich seufzte schicksalsergeben und stieg aus dem Auto.
    »Hei, Liz.« David ignorierte einige grüßende Mitschüler, knallte die Tür hinter sich zu, ging um das Auto herum und trat so dicht zu mir, dass ich förmlich zwischen ihm und dem Wagen eingeklemmt war. Dieses Mal wirkte seine Nähe weder vertraulich noch aphrodisierend. Wie ein Schneidbrenner drang seine Aura in meinen Persönlichkeitsradius ein und sorgte dafür, dass ich tat, was ich wirklich hasste. Ich sah zu ihm auf.
    Das unverschämt sinnliche Lächeln auf Davids Gesicht wuchs in die Breite, und ließ seinen

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