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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Gesichtsausdruck noch herablassender wirken. »Jonah war ein verdammter Fehler!«
    Davids Wärme brannte förmlich auf meiner Haut und verstärkte sich noch, als er sich ein wenig nach vorne beugte. Eine sehr einschüchternde Geste, die aber unter anderen Umständen durchaus ihren Reiz gehabt hätte. Eigentlich unter ALLEN anderen Umständen. Zum Glück schaffte ich es gerade noch rechtzeitig, meinen Blick nicht meinen Gedanken folgen und zu seinen Lippen gleiten zu lassen. Doch selbst meine Wut war verflogen, verdrängt von Davids Nähe. Also zurück zu meiner ehrlichen Verwirrung. »Habe ich etwas verpasst?«
    »Offensichtlich.« David trat einen Schritt zurück und unterbrach den kurzen aggressiv-intimen Moment. »Aber soll ich dir etwas verraten? Ich werde NICHT auf dich aufpassen … schließlich ist offensichtlich, dass du weder Hilfe noch Freundschaft brauchst und alles mit Füßen trittst, was man dir bietet …«
    Mein Innerstes erstarrte unter den verbalen Hieben, doch es war zu spät. Davids Worte fanden ihr Ziel besser, als mir lieb war. Nicht nur wegen des Fünkchen Wahrheit in ihnen. Kurz konnte ich spüren, wie meine Gesichtszüge entgleisten und versuchte mich auf eine andere Wahrheit zu konzentrieren, um Davids Blick weiterhin standhalten zu können. »Ich kenne weder Jonahs Wohnung, noch habe ich ihn gestern absichtlich getroffen.«
    »Tatsächlich?« Einen Augenblick lang konnte ich sehen, wie sich David versuchte geistig umzuorientieren. Er WOLLTE mir glauben … tat es aber nicht. Stattdessen schüttelte er verächtlich den Kopf und drehte sich zum Gehen. Nach zwei Schritten verharrte er und warf mir noch einen letzten, unglaublich wütenden Blick zu. »Denk an mein Versprechen.«
    Komischerweise wusste ich sofort, welches er meinte. Soviel zu unserem Friedenspakt, zu Freundschaft und Gefühlen und so.
    Getroffen starrte ich ihm hinterher und sah zu, wie David von der Schülermenge geschluckt wurde, die vom ersten Klingeln getrieben ins Gebäude strömten. Dabei fühlte ich mich wieder wie damals, mit zehn Jahren. Als er mich ohne zurückzusehen meinem Schicksal überlassen hatte. Hilflos, enttäuscht und sehr, sehr verletzt. Ich schluckte. Nein, eigentlich fühlte ich mich sogar noch schlimmer, da ich mich dieses Mal nicht in ihn hatte verlieben wollen – mich aber gegen die Gefühle für ihn einfach nicht wehren konnte. Ich Idiot.
    Die Präsenz eines weiteren, trödelnden Schülers hinter mir, ließ mich achtsam werden, noch bevor er mich ansprach. »Und? Bist du in ihn verliebt?«
    Ein Lächeln verselbständigte sich auf meinen Lippen, noch während ich hastig den Kopf schüttelte. Dann dachte ich über die Frage nach, bevor ich schwindelte: »Ich glaube nicht. Vor fünf Minuten hätte die Antwort definitiv »nein« gelautet.«
    »Gut.« Das eine Wort klang so erleichtert, dass meine Mundwinkel noch ein Stückchen höher krochen.
    »Bin ich ein schlechter Mensch? Jemand, der weder Hilfe noch Freundschaft braucht und alles mit Füßen tritt, was man ihm anbietet?« Ich drehte mich zu Elijah um und staunte über den Effekt, den sein freundliches Interesse und seine ungezwungene Offenheit auf mich hatten. Plötzlich fühlte ich mich nur noch halb so schlecht. Schade, dass ich die Frage schon laut ausgesprochen hatte.
    »Du bist mit mir befreundet … und mit Rebecka … Allerdings finde ich schon, dass du mein Interesse mit Füßen trittst.« Bei der letzten Ergänzung grinste Elijah so unverschämt verschmitzt, dass ich ihm die Bemerkung nicht einmal übel nehmen konnte. Beim besten Willen nicht.
    »Netter Versuch.«
    »War das ein Ja?«
    »Nein.« Trotzdem hakte ich mich bei ihm unter und ließ mich zur Schule führen. Komischerweise störte es mich bei ihm kein bisschen, dass ich durch diese Nähe zu ihm aufschauen musste.
    »Für ein »Nein« klammerst du aber ganz schön.«
    Wider Willen musste ich schmunzeln. Zur Strafe stieß ich ihn kameradschaftlich mit der Schulter an, woraufhin er derjenige wurde, der klammerte. Wenn auch nur, um einem zweiten Anstupser zu vermeiden.
    »Dann stell dir ganz einfach vor, wie sehr ich bei einem »Ja« klammern würde – das heilt das Interesse«, riet ich, nachdem klar war, dass ich meinen Arm nicht ohne weiteres befreien konnte.
    Elijah lachte leise, und einen Moment lang fühlte sich die Nähe zwischen uns wirklich gut an. Unheimlich.
    »Weißt du … normalerweise ist es ohnehin nicht ehrlich gemeint. Das Interesse meine ich«, gab er zu, und

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