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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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irgendetwas in seiner Miene ließ mich aufmerken.
    »Schon klar. Netter Versuch.«
    »Nein, ehrlich.« Er öffnete mir die Tür zur Schule und ließ mich vorgehen, ohne meinen Arm freizugeben. »Du bist irgendwie anders.«
    »Ist MIR auch schon aufgefallen.«
    »ICH meinte das positiv.«
    Jetzt musste ich lachen. »Weißt du … du bist süß und so …«
    »Ah.« Jetzt gab er mich doch frei, fasste sich theatralisch ans Herz und ging eindrucksvoll in die Knie, wobei er zu mir aufsah und mich vor einer Handvoll herumlungernder Schüler in Verlegenheit brachte. »Süß ist die kleine Schwester von uninteressant …«
    »Sorry!« Ich hielt ihm die Hand hin, um ihm aufzuhelfen und hoffte, dass Rebecka, die gerade die Treppe herunterkam, die Situation übersah. »Aber das trifft es leider ganz gut.«
    Trotz meiner ehrlichen Worte griff Elijah nach meiner Hand. Etwas, was ich ihm gar nicht hoch genug anrechnen konnte. Aber offensichtlich stand ich auf die bösen Buben – oder die, die meine Gefühle mit Füßen traten. Ganz schön blöde eigentlich.
    Wieder auf den Beinen platzierte sich Elijah vor mir, mit dem Rücken zu Rebecka, die er nicht bemerkte, und sah mich an. Ungewohnt ernst. »Schade.« Dann grinste er wieder und verwandelte sich in den schelmischen Elijah, den ich kannte und den hier jeder außer mir liebte. »Keine Chance auf ein Date?«
    »Keine Chance auf ein Date«, bestätigte ich und nickte Rebecka zur Begrüßung zu.
    »Dann kommst du heute Abend nicht?« Becka wirkte gehetzt.
    Wohin auch immer. »Nein.« Oh ja, ihre Einladung. Hatte ich ganz vergessen.
    »Schade, ich hätte dich gerne dabei gehabt.« Zu meiner Überraschung ließ sie Elijah links liegen und umarmte mich kurz und herzlich.
    »Und was meinst du? Ist Liz ein schlechter Mensch und braucht weder Hilfe noch Freundschaft?« In Elijahs Stimme schwang ein Hauch neckender Bosheit mit.
    »Hei!«, protestierte ich.
    Er zwinkerte mir zu und ging dann lachend und ohne sich noch einmal umzudrehen die Treppe hinauf. Rebecka sah ihm mit gerunzelter Stirn hinterher. »Was war denn das?«
    Ich seufzte leise. »Ach, nur ein kurzes Stimmungstief.«
    Sie nickte verständnisvoll und legte ihren Arm um mich. Ich ließ zu, dass sie mich tiefer ins Gebäude führte. Na so was. Ich HATTE Freunde. Fühlte sich ungewohnt an. Ungewohnt aber gut.
    »Und deswegen lässt du Mr. Superheiß Elijah abblitzen?«
    »Abblitzen lassen kann man nur jemanden, der ernsthaft interessiert ist. Außerdem bin ich nicht in ihn verliebt.«
    »Das kann doch noch kommen. Beides.«
    »Wow. Du klingst wie Daria.« Ich rollte mit den Augen und verdrängte den kurzen Anflug von schlechtem Gewissen, weil ich die beiden miteinander verglich. Vor solchen Probleme hatte ich nie zuvor gestanden. Schließlich hatte ich auch noch nie zwei Freundinnen gleichzeitig gehabt.
    »Wer ist das?«
    »Auch eine Freundin.« Auch. Klang gut.
    Rebecka strahlte mich an und schien überhaupt kein Problem damit zu haben, dass sie »auch« eine Freundin war – eine unter mehreren. Im Gegenteil. Ihr Strahlen wuchs in die Breite als sie behauptete: »Muss eine weise Person sein.«
    Ich schwieg und stellte mir Daria als weise Person vor. Es funktionierte nicht. Stattdessen drängte sich mir die Vorstellung auf, wie sie sich – ganz unaufhaltsame Beschützerin – langsam aber sicher in meine Richtung fortbewegte. Der einzige Grund, warum ich mir die Bemerkung verkniff, die mir sofort auf der Zunge lag: Nein, kann man so eigentlich nicht sagen.

    Nachdem ich die zweite Stunde verträumt und trotzdem die beste Beteiligungsrate der Klasse erreicht hatte, war ich jetzt hellwach. Was nicht nur an dem kalten Wasser lag, sondern auch am Verhalten unserer Trainerin. Ich sah mich um. War ich denn die einzige, die bemerkte, dass Miss Shelter schon wieder eingenickt war? Anscheinend, denn Rebecka und Elijah lieferten sich gerade ein Kopf-an-Kopf-Kraul-Wettkampf, weil sie ihre eigentliche Aufgabe schon erledigt hatten. Genau wie ich.
    Shelter zuckte zusammen, öffnete die Augen, orientierte sich und tat so, als habe sie etwas in den Unterlagen, die auf ihrem Schoss lagen, geprüft. Hätte ich sie nicht genau in diesem Augenblick beobachtet, wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass die Lehrerin mitten im Unterricht einschlief.
    »Auf die Startblöcke!«, befahl sie mit mehr Elan, als ihr Körper ausstrahlte.
    Auf dem Weg zur Treppe wurde ich fast von Elijah überholt, konnte meinen Platz aber behaupten und kletterte aus dem

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