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Traumtrunken

Traumtrunken

Titel: Traumtrunken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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du auch warme Milch?“, rief er.
    Dann nahm er das kleine weiße Kännchen aus dem Oberschrank, goss etwas Milch hinein und stellte es für eine Minute in die Mikrowelle.
    Sein Blick streifte den Kalender, auf dem er ein buntes Bild entdeckte. Neugierig trat er näher.
    Gestern, am 7. Juni, hatte Michaela eine Geburtstagstorte hineingemalt und mit grünem Stift „Rico“ daruntergeschrieben. Atze sah fünf Kerzen.
    Er dachte an den Kuchen drüben auf dem Tisch und zählte zwei und zwei zusammen. „Das glaub ich nicht!“
     
    ***

Obwohl Gelbling sehr scheu war, war Rico von ihm begeistert. Er beschäftigte sich oft den ganzen Nachmittag mit ihm, pfiff ihm etwas vor oder versuchte, ihm spanische Wörter zu lernen, während sich Michaela um ihre Wäsche kümmerte, putzte oder das Abendessen vorbereitete.
    Sie hatte Rico sogar erlaubt, Gelbling fliegen zu lassen.
    „Du musst aber immer aufpassen, dass die Fenster geschlossen sind, hörst du!“
    „Mach ich!“, hatte Rico gesagt und seine Augen leuchteten dabei genauso wie am Ende der Woche, wenn Michaela den Vogelsand aus dem Flurregal holte und Rico ihr beim Saubermachen helfen durfte.
    Er polierte mit Begeisterung die Scheiben blank und kratzte den Vogeldreck in den Mülleimer. Er wusch die Näpfe aus, füllte sie auf und wenn sie vom Frühstück noch ein Ei übrig hatten, gab Michaela Rico ein paar kleine Stückchen davon.
    Rico setzte sich dann ganz ruhig auf den Teppich und Gelbling landete vor ihm auf den Fußboden. Er pickte nach den weißen Stückchen, kam dabei nie zu nahe an Rico heran und flog dann wieder auf den Tisch zurück.
    So zutraulich war er bei Atze nie! Michaela war begeistert. Sie fand Freude an Gelbling und brachte ihm hin und wieder ein Kressetöpfchen aus der Gärtnerei mit, das sie ihm in den Käfig stellte.
    Atze war überrascht, wenn er heimkam.
     
    ***

Es war schwierig gewesen, sich nichts anmerken zu lassen. Atze hatte das ganze Wochenende überlegt, ob ihm wirklich nichts hätte auffallen können an Michaela.
    Tatsächlich hatte sie mit diesem Jungen nur einmal angefangen. Ostern. Und die Muschel lag auch wieder im Wohnzimmerschrank als wäre nichts gewesen.
    Gut, Michaela hatte nicht mehr geklagt, dass sie sich allein fühlte, wenn er nicht da war. Und in der letzten Zeit musste sie öfter nochmal weg, wenn er früher nach Hause kam.
    Aber hätte er deshalb skeptisch werden sollen?
    Nichts, was ihm aufgefallen war in all den Wochen, und nun das! Seine Frau halluzinierte! Backte Kuchen und feierte Geburtstag mit einem Kind, was nicht existierte! Atze konnte gar nicht glauben, dass er am Donnerstag so ruhig geblieben war. Aber er musste erst mit Doris reden. Auch wenn er sich schlecht dabei vorkam. Wie ein eifersüchtiger Ehemann, der wissen wollte, ob seine Frau letzten Mittwoch arbeiten war.
    Michaela hatte Doris wohl von Rico erzählt, als sie aus dem Urlaub zurück waren. Aber mehr wusste Doris auch nicht.
    Sie hatte ihm angeboten, mit Michaela zu reden.
    Nette Kollegin. Klang ziemlich sympathisch.
    Aber Atze hatte abgelehnt. Wenn Michaela sich Doris nicht anvertraut hatte, würde sie merken, dass Atze dahintersteckte.
    Atze schaltete den Verkehrsfunk ein und das Radio leise. Das Lied machte ihn ganz sentimental.
    Michaela wünschte sich ein Kind. Nach wie vor.
    Aber das Wissen um diesen Gedanken machte die Sache auch nicht einfacher.
     
    ***

Die anderen Frauen waren nicht mehr so freundlich wie früher. Michaela glaubte, sie waren eifersüchtig.
    Natürlich, Michaela hatte jetzt weniger Zeit. Sie kam nicht öfter als ein- bis zweimal in der Woche zum Spielplatz, denn Rico fand auch zu Hause immer eine Beschäftigung. Und wenn sie dann dort waren, sah sie ihm beim Spielen zu oder half ihm auf die Seilbahn, die er allein noch nicht bewältigen konnte.
    Die Mütter, die Michaela am besten kannten, wie die von Lukas und Maria, verhielten sich besonders abweisend. Gerade mal, dass sie noch grüßten.
    Das ärgerte Michaela. Im Winter waren sie alle froh, dass sie die Kinder mit ihrem Schlitten auf den Berg gezogen hat. Und jetzt? Jetzt schauten sie sie argwöhnisch an, wenn sie kam.
    Am liebsten würde sie mit Rico woandershin gehen. Aber hier gab es nicht viele Möglichkeiten.
    In der Nähe der Gärtnerei war ein toller Spielplatz, ja.
    Aber für wochentags war er zu weit und am Wochenende war Atze da. Michaela seufzte.
    Es sei denn ... Michaela kam eine Idee: Sie könnte Rico gleich morgens mit in die Gärtnerei nehmen!
    Ob

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