Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)

Flirren in der Luft, dass die Robinson´s jetzt schon kennen. Im Nu bietet die Einfahrt Platz genug für den majestätischen Bug der Santa Maria. Doch noch ist das Schleusentor geschlossen!
    Zischend lassen die Seeleute die Bolzen von den Armbrüsten schnellen, die sie gepackt haben statt der nun nutzlos gewordenen einschüssigen Büchsen. Doch das sind keine eleganten Pfeile, die da von den Sehnen moderner Armbrüste gleiten. Todbringende Stahlbolzen der mittelalterlichen Waffen würden bis auf eine Entfernung von fünfzig Metern jede Ritterrüstung durchschlagen und waren gefürchtet im Kampf um die Weltmeere.
    Auch jetzt geschehen der elegante Bogenflug der Bolzen und ihr Einschlagen in das Schleusentor gleichzeitig. Die Wucht der Stahlbolzen ist so gewaltig, dass das hölzerne Schleusentor in protestierendem   Ächzen und Knirschen förmlich auseinander gefegt wird. Gewaltsam schafft sich die Santa Maria Zufahrt zum IJsselmeer!
    Doch was jetzt folgt, raubt den Menschen an Bord den Atem!
    Vor Angst laut aufschreiend, flüchtet sich Lisa in die schützenden Arme ihrer Mutter. Andy nimmt schnell, in die Hocke gehend, Krissie in Schutz. Nur Philipp bemerkt verstohlen aus den Augenwinkeln, dass Klaus und Jack vollkommen unbeeindruckt bleiben!
     
    *
     
    „Hoooolt Kiel!“ dröhnt Ahab´s Warnruf über Deck, als die Santa Maria beginnt, sich wie wild aufzubäumen. In grenzenlosem Vertrauen in die Kraft seines Schiffes weicht er keinen Zentimeter von seinem Platz am Bug der Santa Maria.
    Das Schleusentor ist zerschossen! Keine Macht der Welt kann jetzt noch die gewaltigen Wassermassen halten, die durch den Tidenhub aus dem IJsselmeer in die Markersee schiessen, deren Oberflächenniveau gut 50 cm tiefer liegt als das des Meeres. Doch die Santa Maria fegt unbeirrt weiter. Steil richtet sich ihr Bug auf, den gewaltigen Wellenkamm abzureiten, der ihr entgegentrotzt. Schreiend in Panik klammern Andy und Marge sich an der Reeling fest, die Kinder fest im Arm haltend. Jack dagegen hat sich lässig ein am Grossmast gebundenes Tau um das Handgelenk geschlungen. Mit einer Hand das eigene Gleichgewicht balancierend, hält er mit der anderen Hand Philipps Handgelenk wie in einem Schraubstock umklammert, damit der Junge nicht haltlos über Deck schlittert. Nur Klaus steht, wie Ahab am Vorschiff, frei balancierend an Deck, und lacht der See ins Gesicht.
    Er geniesst sichtlich die brachiale Gewalt, in der die Santa Maria die Naturgesetze herausfordert.
    Nicht länger als der Flügelschlag eines Kolibris verharrt die Santa Maria, steil aufgerichtet, auf dem Wellenberg, wiederum Zeit und Raum verhöhnend. Dann kracht sie donnernd in die aufgewühlte See zurück! Die Santa Maria erzittert und schickt ihre Schmerzensschreie in höchster Not über die See!
    Tief, immer tiefer taucht der Bug des Schiffes in die tobenden Wassermassen.
     
    *
     
    Eine gewaltige Gischt tost über das Vordeck und schleudert Ahab und seine Matrosen in die aufgewühlte See.
    Andere Seeleute verlieren ihren Halt und stürzen aus den Rahen metertief in das brodelnde Wasser, das mit grenzenloser Kraft mittschiffs an der Santa Maria vorbeigeschleudert wird.
    Lisa schreit in Angst und Schrecken pausenlos auf, während Marge sie fest im Arm umklammert hält, sich selber nur mühsam mit einer Hand an der Reeling haltend. Andy kauert dicht neben ihr, auch nur mit einer Hand die Brüstung umklammernd. Die andere Hand hat er noch schützend um Marge geschlungen, in Sorge, dass seine Frau die Kräfte verlassen. Krissie hat sich ganz dicht zwischen seine Beine gekauert, beide Arme fest um seine starken Oberschenkel geschlungen. So versuchen Marge und Andy, im Schutz der Reeling zu bleiben und gleichzeitig auch noch die Kinder zu bewahren.
    Nur Philipp steht vollkommen frei auf Deck, nach wie vor von Jacks Hand umklammert. Mit der freien Hand hat Philipp zusätzlich Jacks Unterarm umfasst, um den Druck auf sein Handgelenk zu entlasten. Wie durch ein Wunder verliert er nicht den Halt und steht immer noch, wenn auch heftig hin und her schlitternd, an Deck.
    Einzig Jack hält, wie unbeeindruckt, seine Position. Wie das Pendel einer Uhr hält er, nur mit einer Hand, das Ende des Taues fest in der Hand, während er auf der anderen Seite Philipps Gewicht nicht nur wie mühelos hält, sondern auch noch ausbalancierend darauf achtet, dass Philipp nicht von den Beinen gerissen wird.
     Klaus dagegen ist verschwunden!
    Endlich, nach gefühlten Ewigkeiten, beruhigen sich die