Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)
ist mit Ahab´s Auskunft noch nicht zufrieden. Die Stimmung am Tisch ist sowieso nicht eben gut. Da kann er auch nichts verkehrt machen, weiter nachzubohren.
„Ruder, …
das ist doch dieses grosse runde Steuerrad, oder?“
„So wie man das in den Seeräuber – Filmen immer sieht?“
„Ja genau, prima beobachtet, Junge!“
„Ja. Aber wenn ich mal ehrlich meine Meinung dazu sagen darf …“
„Nur zu, mein Sohn, nur zu!“
Ahab scheint, genauso wie Xing, recht unbehelligt zu sein von dem Erlebnis zwischen Klaus und Krissie. Es blitzt sogar Freude auf in seinen Augen, dass Philipp sich so für sein Handwerk interessiert. Noch weiss er nicht, worauf Philipp hinaus will.
„Kann das denn vielleicht möglich sein, dass dieses Schiff hier aber gar kein Ruder hat?“
Philipp formuliert seine Skepsis ganz vorsichtig, um den alten Haudegen nicht zu verärgern.
„Ich habe jedenfalls bisher so was noch nicht gesehen!“
„Und erst recht auch keinen,
wie nanntest Du das gleich, Rudergänger?“
Inzwischen haben Jack und Klaus, der sichtlich noch mit seinem schlechten Gewissen kämpft und sich ganz vorsichtig nur über Deck bewegt, ein Paar Kissen und Decken herbeigeholt. Damit können Andy und Marge die Kinder gegen die heraufziehende Nachtkühle einkuscheln. Zusätzlich haben sich Andy und Marge auch noch neben die Beiden gesetzt und ihren Arm je um eines der Mädchen gelegt.
Krissie ist froh, sich nicht am Gespräch beteiligen zu müssen. Auch Lisa hört still zu.
Ahab hingegen schaut Philipp nur verblüfft an.
„Ja, aber, mein Junge, natürlich hat die Santa Maria kein Ruder!“
„Weil die Santa Maria ist doch ein …“
„Ja!“ Philipp kennt es schon auswendig, was kommt.
„ … ich weiss, Zauberschiff!“
Aber ein wenig fühlt er sich auch nicht ernst genommen von diesen Seeleuten!
„Und warum plaudern wir die ganze Zeit über Ruder und Rudergänger?
Warum sagst Du das denn nicht gleich?“
„Ich dachte, Du interessierst Dich so ganz allgemein für die Seefahrt!“
Jetzt ist Ahab aber doch richtig gekränkt.
„Wenn Du mich aber nur aushorchen willst, wie das hier an Bord funktioniert, auf diesem Zauberschiff, dann wende Dich gefälligst an Klaus!“
„Ich bin ein ehrbarer Seemann.
Mit dem Zaubergedöns habe ich nichts zu tun!“
„Und basta!“
Damit springt Ahab auf und stiefelt beleidigt davon. Mit einem verächtlichen Grunzen nimmt er dem zunächst sitzenden Seemann die Galone aus der Hand, um sie anzusetzen und erst abzulassen, wenn der Humpen geleert ist. Dabei vergisst Ahab vollkommen, dass es sich ja natürlich um eine Galone handelt, die nicht leer wird. Als ihm schliesslich der Rotwein schon über die Brust läuft, schleudert er die Flasche wütend in die See, und stapft zum Hinterdeck. Brummend verschwindet er in seine Kapitänskajüte, die Türe mit lautem Getöse hinter sich zuwerfend.
„Warum ist Ahab denn so verärgert?“
Philipp ist gar nicht wohl dabei, dass die Stimmung unter den Piraten zunehmend gereizter wird.
„Ach! Lass mal!“
Beruhigend legt Jack Philipp eine Hand auf´s Knie.
„Weißt Du, er ist eben noch ein Kapitän von altem Schrot und Korn!“
Um dann doch nach einer kurzen Pause fortzufahren.
„Das hat nichts mit Dir zu tun!
Mach Dir da mal keine Sorgen!
Aber Ahab weiss auch, wie es um uns steht …“
„Und dass uns im Moment nichts anderes übrigbleibt, als abzuwarten, bis die Santa Maria endlich wieder genug Wasser unter dem Kiel hat, macht ihn ganz nervös!“ …
Nach einer weiteren Minute des Schweigens fügt Jack endlich, fast wie beschwörend, hinzu:
„Morgen aber, sei gewiss, werden wir mit voller Fahrt unserem Ziel entgegenfliegen!“
Noch ahnt keiner der Menschen an Bord, wie wörtlich Jack´s Ankündigung gemeint ist.
*
Inzwischen ist schon die Abenddämmerung in eine zweite Nacht an Bord der Santa Maria übergegangen. Stille liegt über der See. Kein Sternenlicht durchdringt den wolkenverhangenen Himmel. Dazu steigt vom Meer her ein erster leichter Nebel auf.
„Und morgen …“
Jack wendet sich nochmals Philipp zu.
„Morgen werden wir Euch dann auch in die letzten Geheimnisse der Santa Maria einweihen!
Versprochen!“
„Aber für heute sollten wir zuerst alle versuchen, etwas Schlaf zu finden!“
Damit erhebt sich Jack und kündigt unmissverständlich an, den Abend zu beenden.
Ungewohnt ernst verabschieden sich heute Jack und Klaus von ihren Gästen. Sie überlassen es Andy und Marge, die
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