Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)
Worten will der Vogel auch schon abdrehen, kaum auf seinen Flugschüler achtend, der mühsam versucht, dem eleganten Flug der Möwe zu folgen.
„Ja, entschuldige nochmals!“ kann Krissie nur schnell noch hinterher rufen.
„Und einen guten Flug! …
Aber, vielleicht, wenn wir uns noch einmal wiedersehen sollten,
verrat´ mir doch schnell noch, wie Dein Name ist?“
Schon weit fort, in einer eleganten Flugkurve über ihr schwebend, legt der Vogel nochmals kurz den Kopf zur Seite.
„Jonathan,…
Die Möwe Jonathan! …
So werde ich genannt.“
„Leb´ wohl, Krissie!
Und vergiss´ auf keinen Fall …
Leben, das ist das Unbekannte, das Unerkennbare!“
*
Während noch Krissie gedankenversunken der elegant dahinschwebenden Möwe und ihrem gelehrigen Schüler hinterherschaut, fühlt sie instinktiv die Freude, die in Klaus aufsteigt.
„Dort! Krissie! Schau! …
Der Palast! Der Palast unserer Königin! …
Wir sind am Ziel unserer Reise angekommen!“
In der kurzen Ewigkeit, die Krissie noch zu Jonathan aufschaute, der schon wieder das nächste Flugmanöver mit Fletcher einübt,
… hat sich die Welt gewandelt.
Tief im Westen der Erde versinkt die Sonne als glutrot flammender Feuerball im Horizont. Die letzten Strahlen über eine spiegelblanke Eisfläche hinaussendend, die sich unter der Santa Maria erstreckt, soweit das Auge blicken kann. Die Eisfläche ist vollkommen eben, und liegt seit aller Zeit völlig unberührt von Mensch und Tier.
Einzig nur und einzigartig, erhebt sich direkt vor ihnen, Sleeping Beauty Castle gleich, der gewaltige Palast der Polarkönigin aus dem ewigen Eis!
Blutrot brechen sich die Strahlen der untergehenden Sonne an den eiskalt glitzernden Türmen und Zinnen der bis in die Unendlichkeit reichenden Festungswälle. Ein Schloss, von keinem Menschenauge zuvor erblickt. Majestätisch, und bedrohlich zugleich, werfen die Erker und Winkel das tief einfallende Licht des vergehenden Tages wie Blitze zurück.
Einem Diamanten in vollkommenster Reinheit gleich, verzaubert der Palast der Polarkönigin Krissie´s Sinne. Staunend betrachtet sie das Übermass an hoch in den Himmel ragenden Giebeln und schlanken Türmen. Aus den Festsäalen, die weit über die Ringmauer des Palastes hinausragen, dringt helles Kerzenlicht durch die hohen Bogenfenster zu ihr hin. Das gesamte Schloss scheint indes aus spiegelblanken Eisquadern errichtet!
Und während jetzt die Zaubersterne ihren Flug verlangsamen, um die Santa Maria unbeschadet auf der, aus der Ferne so winzig aussehenden, kleinen Bucht eisfreien Wassers direkt vor dem Eingangsportal des Palastes aufzusetzen, erblickt Krissie die prächtige Standarte über dem höchsten Wehrturm des Schlosses.
Von der Eisblume eingefasst wie ein Edelstein, thront das Traumauge, durch das heraus die Königin direkt in ihre tiefste Seele blickt!
Unverhofft spürt Krissie die Traurigkeit, die in Klaus´s Herz aufsteigt. Beunruhigt wendet sie sich dem schon so vertraut gewordenen Gefährten zu.
„Klaus? …
Was geschieht mit Dir?“
„Bist Du denn nicht glücklich und froh darüber, wieder zu Hause zu sein?“
Ohne Worte auszusprechen, denkt Krissie sich, fast wie selbstverständlich, in den Traumländer hinein, der ihr schon so lieb geworden ist.
„Doch, Kleines, eigentlich schon! …
Aber jetzt heisst es Abschied zu nehmen!“
„Abschied nehmen?
Aber,warum?“
Krissie spürt, wie sich ein leichter Schmerz eiskalt um ihr Herz legt.
„Wo gehst Du hin?“
„Nein, Krissie!“
Umspült vom Kummer des Zauberers dringen die Gedanken in ihr Bewusstsein.
„Du hast mich missverstanden!“ …
„Hier müssen wir zurückbleiben.
Weiter können wir Dich nicht begleiten!“
„Nun ist es an Dir, diesen Weg alleine fortzusetzen!
Tritt durch das Traumauge hindurch, …
die Königin erwartet Dich schon in ihrem Palast!“
Krissie spürt die Worte, die sich in ihrem Kopf formen. Doch es fällt ihr schwer, zu verstehen, was Klaus ihr sagen will.
„Und Du? …
Warum kommst Du nicht mit?“
In tiefem Ernst beugt Klaus sich zu ihr hinunter. Nun ist der Augenblick gekommen, Krissie den wahren Grund ihrer Reise zu offenbaren. Zum letzten Male vielleicht verschmelzen sie zu einem Denken.
„Wir, Jack und ich, bleiben hier an Bord.
Wir können den Palast der Königin nicht betreten!“
„Gemeinsam mit Ahab und seinen Männern werden wir Wache halten für die uns anvertrauten Menschen, …
Lisa und Philipp, Andy und Marge!“
„Den
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