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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Campbell nicht heiraten, über die man im Zusammenhang mit mir bestimmt ebenfalls redet.«
    »Sie wollen also nicht wieder heiraten?«
    »O doch, das will ich unter allen Umständen. Aber ich habe nicht die Absicht, eine Frau aus dem Distrikt zu heiraten.«
    Während er über die verschiedenen Kandidatinnen sprach, die er in Erwägung zog – es waren Töchter angesehener Familien aus Melbourne –, geriet Paulines Selbstbewußtsein ins Wanken. Aber dann erinnerte sie sich daran, was sie über ihn wußte, und ihr Selbstbewußtsein kehrte zurück.
    Keine der jungen Damen, die sich Hoffnungen auf Colin MacGregor machten, wußte, daß er in der Nacht als Christina starb, geschworen hatte, sich an dem Mann zu rächen, den er für den Tod seiner Frau und des ungeborenen Kindes verantwortlich machte: Hugh Westbrook. Joanna war nicht gekommen, als er sie rufen ließ. Colin machte Westbrook dafür verantwortlich. Seit damals beobachtete Pauline, wie MacGregors Besessenheit wuchs, Hugh in den Ruin zu treiben. Sie wußte, daß er auch aus diesem Grund die fünftausend Morgen Land unbedingt kaufen wollte. Merinda sollte fallen, und damit würde er den Mann vernichten, der für Christinas Tod büßen sollte. Es beunruhigte Pauline nicht, daß dieser Plan gelingen mochte. Hugh war ein ebenbürtiger Gegner. Es würde zu einem heftigen Kampf kommen, und Pauline versprach sich viel davon, die beiden Männer als erbitterte Konkurrenten zu erleben.
    Sie dachte an die fünftausend Morgen Land an der Nordgrenze von Merinda. Es war nicht schwer zu erraten, was Colin damit vorhatte. Rache, dachte sie, ist ein machtvolles Werkzeug. Wenn sie klug zu Werke ging, dann konnte sie es zu ihrem Vorteil nutzen.
    Als sie den Fluß erreichten, flogen Regenpfeifer, die in der Nähe nisteten, erschrocken auf und umkreisten die Eindringlinge, wobei sie ihre sonderbaren Warnrufe ausstießen. Ezekial übernahm die Führung. Er lenkte sein Pferd zum Ufer und überprüfte den Boden. Colin folgte ihm mit Pauline und Judd. Hier unten am Wasser war es still. Die Luft roch nach Fäulnis und Erde. Dunkle Schatten lagen zwischen den riesigen Stämmen der Eukalyptusbäume. Die Pferde gingen vorsichtig und langsam. Sie mußten umgestürzten, von Termiten zerfressenen Baumstämmen und Schlangenlöchern ausweichen. Ein Emu lag mit ausgestrecktem Hals auf einem Nest und rührte sich auch nicht, als die Pferde dicht an ihm vorüberkamen. Über ihnen saßen zwitschernd kleine rosagraue Vögel vor einem Baumloch.
    »Sie ist hier gewesen, Mr. MacGregor«, sagte Ezekial leise und deutete auf eine frische Känguruhspur, »vor noch nicht langer Zeit. Heute morgen vielleicht. Sie hat auch ein
Joey.
«
    Colin nickte und drehte sich nach Pauline um. Ihr Langbogen lag quer über dem Sattel. Den Köcher mit den Pfeilen trug sie über den Schultern. Sie wollten beide versuchen, das Muttertier zu erlegen – Colin mit dem Gewehr und Pauline mit Pfeil und Bogen. Aber das
Joey,
hatte Colin bestimmt, sollte Judd vorbehalten sein.
    An einer flachen Stelle überquerten sie den Fluß und ritten eine kurze Strecke am anderen Ufer weiter, bis der Fährtensucher einem kleinen Flußarm folgte. Ezekial hob plötzlich die Hand. Alle warteten schweigend. Er glitt vom Pferd und untersuchte kniend den Boden.
    Ezekial kannte die Gegend gut. Er war in der Kindheit mit seiner beinahe dreißigköpfigen Sippe oft hier durchgezogen. Nicht weit von diesem Platz hatten sie flußaufwärts das Lager aufgeschlagen. In späteren Jahren hatte Ezekial erlebt, wie seine Leute an den Krankheiten der Weißen starben oder von den Weißen, die das Land wollten, niedergemetzelt wurden. Er war als einziger seiner Sippe noch am Leben und verdingte sich als Fährtensucher.
    »Na Alter«, fragte Colin, »wie sieht es aus?«
    Ezekial erhob sich stirnrunzelnd. »Ich glaube, das blaugraue Känguruh ist in diese Richtung durch die Bäume gelaufen, Mr. MacGregor. Aber der alte Ezekial geht nicht dorthin.«
    »Warum nicht?«
    »Die Stelle ist tabu, Mr. MacGregor. Sie gehört dem Emu-Träumen. Es bringt Unglück, wenn wir weitergehen.«
    »Dann bleib hier. Judd, du kommst mit.«
    Sie ritten durch die Bäume bis zu einer kleinen Lichtung. Dort saßen sie ab und übergaben die Pferde einem Diener. Dann folgten sie schweigend der Fährte.
    Pauline hielt den Bogen schußbereit. Sie hatte einen Jagdpfeil mit einer tödlichen Eisenspitze auf die Sehne gelegt. Sie war froh, daß sie ihr speziell zum Bogenschießen entworfenes

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