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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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in größter Eile Bäume, um einen Damm zu schaffen, der verhindern würde, daß die Schafe davongetrieben wurden.
    Joanna ließ die Peitsche knallen und zog die Zügel an. Das Pferd begann zu laufen. Der Wagen rollte den Hügel hinunter. Er holperte und schaukelte und stürzte beinahe um, während Matthew sich an den Sitz klammerte. Als sie schließlich standen und vom Wagen sprangen, versanken sie knöcheltief im Schlamm. Es goß in Strömen. Sie konnten kaum etwas sehen, aber was sie sahen, war genug.
    Schafe steckten hilflos im Schlamm und blökten jämmerlich. Ihre zu früh geborenen Lämmer lagen klein und leblos im Morast. Männer auf wiehernden und steigenden Pferden versuchten, einige Tiere mit Seilen zu retten. Ein Hirtenhund lag leblos am Boden. Sein Kopf war im Schlamm versunken. Andere Männer standen bis zur Hüfte im reißenden Wasser. Sie hieben mit Beilen und Äxten Äste von den Bäumen oder versuchten, mit dem Lasso Schafe einzufangen, die in den Fluß gestürzt waren.
    Der dichte Regen nahm einem jede Sicht. Wo war Hugh? Matthew rannte zu den Männern am Fluß und half ihnen bei den Seilen. Joanna hob den durchweichten Rock und stapfte durch den schlammigen Boden. Sie sah Larry und erkannte einen anderen Mann. Es war Tom Watkins. Die beiden hatten keine Hüte auf, und die Haare klebten ihnen am Kopf. Sie hatten Ölzeug an, standen auf einem umgestürzten Eukalyptusbaum und versuchten, mit dem Lasso ertrinkende Schafe zu retten.
    Es donnerte und blitzte ununterbrochen, während über ihnen die Wolken sich unheilvoll zusammenballten und der sturzflutartige Regen nicht nachließ.
    Joanna entdeckte endlich Hugh. Er stand am Ufer und zog gerade ein Schaf an Land, das er mit dem Lasso gefangen hatte. Das Tier wehrte sich gegen das Seil, und sein Kopf verschwand immer wieder unter Wasser. Ein paar Männer wagten sich in die Flut und versuchten, es mit den bloßen Händen zu packen.
    Einer der Männer glitt aus und fiel. Das Seil gab nach, und das Schaf wurde von der Strömung mitgerissen. Es prallte gegen einen Felsen und überschlug sich wie ein Stück Holz. Die heftig strampelnden Beine ragten aus dem Wasser. Und dann war es verschwunden.
    Joanna kämpfte sich zum Ufer vor. »Hugh!« rief sie.
    Er drehte sich um und blickte mit zusammengekniffenen Augen suchend durch den Regen. »Joanna! Was machst du denn hier?«
    »Ich will euch helfen!«
    »Geh nach Hause!«
    »Achtung, Hugh!« rief Larry von der improvisierten Brücke aus gefällten Eukalyptusbäumen. »Ich hab wieder eins!«
    Drei Männer wagten sich in die Strömung und packten Larrys Seil. Sie zogen ein lebloses Schaf durch das Wasser und ans Ufer. Joanna erstarrte bei diesem Anblick. Das Schaf war tot, und das halbgeborene Lamm, von dem nur der Kopf zu sehen war, ebenfalls.
    Plötzlich hörte man einen Schrei. Hugh und Joanna sahen gerade noch, wie Larry im Fluß verschwand.
    »O Gott!« rief Tom Watkins und sprang ihm nach.
    »Freddy!« schrie Hugh einem anderen Mann zu. »Bind mir das Seil um. Los! Schnell!«
    Joanna sah mit Entsetzen, wie Hugh mit dem Seil um die Hüfte ins Wasser sprang und untertauchte.
    »Hugh!« schrie sie verzweifelt.
»Nein!«
    Sie rannte zu den beiden Männern, die das andere Ende des Seils in den Händen hielten. Sie stemmten sich mit den Füßen in den Schlamm und versuchten mit ganzer Kraft, der Strömung standzuhalten. Aber sie verloren den Halt und rutschten das Ufer hinunter. Joanna packte das Seil hinter Freddy und begann zu ziehen, aber er rief ihr zu, sich in Sicherheit zu bringen.
    Im zuckenden Licht der Blitze sahen sie hin und wieder Hugh, der versuchte, sich in der wilden Strömung zu behaupten. Immer häufiger verschwand er im brodelnden Wasser, tauchte wieder auf und versuchte schwimmend, Larry und Tom zu erreichen.
    Joanna schluchzte und griff wieder nach dem Seil. Freddy verlor das Gleichgewicht, fiel gegen Joanna, und sie landeten beide im Morast. Der Mann am Seil mußte beinahe loslassen, aber zwei andere sprangen geistesgegenwärtig herbei und packten es.
    Joanna hatte nicht losgelassen und während sie das schmerzhaft zuckende Seil in ihren Händen spürte, dachte sie an Hugh, der am anderen Ende dort draußen in der reißenden Strömung kämpfte. Plötzlich haßte sie den Fluß. Nur wenige Meilen weiter unten teilte er sich, und der Seitenarm wurde zu dem See, den sie einst für so friedlich und schön gehalten hatte. Und dann haßte sie Merinda, Victoria und den ganzen Kontinent. Sie schwor in

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