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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Auffassung, die Menstruation werde nicht vom Mond ausgelöst, wie allgemein geglaubt wurde, sondern von physiologischen Faktoren im Körper.
    Die Ärzteschaft lehnte diese Theorie zwar rundweg ab, aber Joanna meinte, der Mann habe möglicherweise recht. Hatten Frauen wirklich einen regelmäßigen Zyklus, den man irgendwie vorausbestimmen konnte? Sie hatte erfahren, daß die Schafzüchter seit Jahrhunderten wußten, daß Schafe nicht das ganze Jahr über fruchtbar sind, sondern nur zu gewissen Zeiten. Diese Zeiten kannte man und brachte sie dann mit den Widdern zusammen. Joanna wollte nicht ausschließen, daß auch Frauen nur an bestimmten Tagen ihres Zyklus schwanger werden konnten. War es möglich, diese Tage zu bestimmen und im Kalender zu vermerken?
    »Ich bitte Sie, Pauline, sich für drei oder vier vollständige Zyklen Aufzeichnungen zu machen«, sagte Joanna. »Schreiben Sie jeden Tag, wenn möglich sogar jede Stunde auf, wie Sie sich fühlen. Ich werde Ihnen ein Fieberthermometer geben. Messen Sie die Temperatur täglich und notieren Sie die Werte. Vermerken Sie alle körperlichen und sonstigen Veränderungen und seien sie noch so unbedeutend. Beschreiben Sie auch Ihre Gefühle, Ihre Wünsche, notieren Sie Kopfschmerzen oder andere Probleme. Vielleicht entdecken wir ein Muster und können dann entscheiden, wann bei Ihnen der günstigste Augenblick für eine Schwangerschaft ist.«
    »Ich tue alles, was Sie vorschlagen.«
    »Ich kann nicht für den Erfolg garantieren, aber ich habe von Experimenten mit dieser Zyklen-Theorie gelesen, die man ›Ovulation‹ nennt. Offenbar hat man vielversprechende Ergebnisse damit erzielt.«
    Sie erhoben sich beide. Ein Sonnenstrahl fiel ins Zimmer, in dem die Staubpartikel tanzten.
    »Außerdem«, sagte Joanna, »denken Sie auch daran, ein Kissen unter die Hüften zu legen. Und bleiben Sie anschließend eine Weile auf dem Rücken liegen.«
    Als Pauline Merinda verließ, dachte sie an Joannas Vorschläge: Temperatur messen und ein Tagebuch führen. Aber was war mit der Liebe?

Kapitel Zwanzig
    1
    Sarah stand vor dem Spiegel und betrachtete sich. Sie war nackt, denn sie hatte sich gerade gewaschen.
    Philip McNeal und seine Frau würden jeden Augenblick auf Merinda eintreffen. Hugh war zum Bahnhof gefahren, um sie abzuholen. Im Haus ging es mit den letzten Vorbereitungen noch sehr geschäftig zu. Sarah hörte die Stimmen im Eingang. Lisa schärfte Knopf ein, sich gut zu benehmen. Adam wollte von Joanna wissen, ob Mr. McNeal ihnen Geschichten von Amerika erzählen werde, und Joanna versicherte der Köchin, Mrs. Jackson, ihr Pfirsichbaiser werde bei den Gästen bestimmt großen Erfolg haben. Seit Tagen waren die Vorbereitungen im Gang, genauer gesagt, seit dem Augenblick, als Hugh die McNeals eingeladen hatte, auf Merinda zu wohnen. Joanna war entschlossen gewesen, das Haus einem gründlichen Hausputz zu unterziehen. Sie stellte noch zwei zusätzliche Dienstmädchen ein, und sie hatten die einfachen Räume geputzt und poliert, als wollten sie einen Palast daraus machen. Die Vorhänge wurden gewaschen und die Teppiche geklopft; die Böden wurden geschrubbt und gewachst. Die Bettwäsche wurde gewaschen und gebügelt, und alles, was nicht beweglich war, wurde abgestaubt, repariert, poliert und mit kritischen Blicken überprüft. Das ganze Haus roch nach Zitronenöl und den appetitlichen Gerüchen der Dinge, die Mrs. Jackson seit Tagen gebacken hatte.
    Die McNeals sollten so lange auf Merinda leben, bis das neue Haus fertig war. Philip würde mit seiner Frau in Sarahs Zimmer und Bett schlafen. Sarah zog zu Lisa in das Zimmer nebenan.
    Sarah hörte, wie alle zur Veranda gingen, wo man die Gäste willkommen heißen wollte. Sie würde zu spät kommen, denn sie hatte sich beim Waschen Zeit gelassen. Jetzt stand sie vor dem Spiegel und betrachtete mit kritischem Blick ihre großen Brüste und die breiten Hüften. Sie empfand die körperliche Fülle, das Erbe ihres Volkes, als einen Fluch. Sie hätte Joannas kleinere Brüste und ihre schmale Hüfte vorgezogen.
    Sie dachte an Philip. Es überraschte sie, daß er geheiratet hatte. Er schien ein so ruheloser Geist zu sein, eine Seele, die immer auf Wanderschaft sein mußte. In gewisser Weise folgte er seinem Traumpfad. Vielleicht hatte dieser ihn zu der Frau geführt, die er geheiratet hatte. Seit der Begegnung auf der Ausstellung vermochte Sarah kaum, an etwas anderes zu denken, und das bekümmerte sie. Sie wußte, daß sie als junges

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