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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Missionsstation hatte versprochen, ihr den Schlüssel für die Kurzschrift ihres Großvaters zu beschaffen. Frank setzte große Hoffnungen auf die Entzifferung der Texte. Möglicherweise bot das Stoff für eine Sensationsgeschichte. Deshalb konnte Frank es kaum erwarten, zu erfahren, was diese rätselhaften Aufzeichnungen enthüllen würden. Er sah die Schlagzeile schon vor sich: ›Der Fluch der Ureinwohner bringt nach siebenunddreißig Jahren einer Weißen den Tod.‹
    Eine Droschke fuhr in schnellem Tempo durch eine Pfütze, und das schmutzige Wasser spritzte nach allen Seiten. Frank wich geistesgegenwärtig zurück und verwünschte die Gefahren des Winters in Melbourne. Trotzdem, dachte er, während er seine Hose abklopfte, im Sommer war es noch schlimmer. Dann fielen Schwärme von Fliegen über die Stadt her, Krankheiten brachen aus und der puderfeine Staub der unbefestigten Straßen wurde ständig aufgewirbelt. Im Sommer konnte man die Neureichen von Melbourne unfehlbar daran erkennen, daß sie in ihren Wagen hustend in Fahrtrichtung saßen. Leute mit Erfahrung saßen dagegen immer mit dem Rücken zu den Pferden.
    Als Frank das Redaktionsgebäude der
Times
betrat, stellte er zufrieden fest, daß seine Zeitung
Argus
im Rennen um die Leser doch überlegen war. Ivys Karikaturen ließen die Verkaufszahlen und damit auch die Auflagen immer noch steigen.
Argus
und
Age
brachten inzwischen zwar ebenfalls Illustrationen, aber die Bilder der Konkurrenz konnten es mit denen von Ivy in keiner Hinsicht aufnehmen. Von wem, so fragten sich alle, stammten diese großartigen Zeichnungen? Doch Frank enthüllte die Identität seines Illustrators nicht. Er war sich mit Ivy darin einig, daß dieses Rätsel den Verkauf der Zeitung förderte.
    Ja, dachte er, während er in dem ruckenden hydraulischen Fahrstuhl zu seinem Büro im zehnten Stockwerk hinaufschwebte, ich muß Ivy heute abend unbedingt sehen. Nach sieben Jahren – er stellte zu seiner Verblüffung fest, daß es in einer Woche genau sieben Jahre sein würden – schien sie immer noch die einzige Frau zu sein, die Frank aus unerfindlichen Gründen um seiner selbst willen liebte. Sie hatte nie Interesse an seinem Geld gezeigt, und sie verlangte nie etwas von ihm.
    Frank fand ihre sexuelle Beziehung wunderbar, denn seit ihm eines Morgens aufgegangen war, daß er beinahe zwölf Monate mit Ivy geschlafen hatte, ohne daß sie schwanger geworden war, machte er sich keine Sorgen mehr wegen einer unerwünschten Schwangerschaft. Er stellte Ivy deshalb keine Fragen – ein Gentleman sprach über ein solches Thema nicht, auch nicht mit seiner Geliebten –, doch er wußte es. Inzwischen war sie sechsundvierzig, und vermutlich bestand kaum noch die Möglichkeit, daß sie schwanger werden würde. Deshalb konnte er jetzt, wo er Erben haben wollte, auch nicht daran denken, Ivy zu heiraten.
    »Mr. Downs«, begrüßte ihn eilfertig der junge Mann, der als sein Sekretär fungierte, als sich die Fahrstuhltür öffnete. Frank konnte ihn bei dem Geklapper der neuen Remington-Schreibmaschinen im großen Büro kaum hören. »Ein Herr möchte Sie sprechen. Er wartet bereits den ganzen Morgen.«
    »Dann kann er auch noch etwas länger warten. Ich bin jetzt nicht zu sprechen«, erwiderte Frank bissig und wunderte sich insgeheim über die plötzliche Gereiztheit. »Hier«, sagte er etwas versöhnlicher und gab dem Sekretär das Notizbuch. »Langtrees Hinrichtung. Lassen Sie den Bericht transkribieren. Wir brauchen das schnell!«
    Der Umfang der
Times
nahm wie der Bauch ihres Verlegers ständig zu. Frank hatte auch andere Vorschläge von Ivy aufgegriffen. Sie hatte ihm zum Beispiel geraten, doch auch über andere Themen als Politik und Politiker zu berichten. Vor einigen Jahren hatte der
Daily Telegraph
in London einen Reporter namens Stanley in das Innere von Afrika geschickt, um einen vermißten Arzt zu suchen. Dieses Ereignis zog die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich. Ivy hatte vorgeschlagen, die Melbourne
Times
sollte vielleicht eine Expedition in das unerforschte Neuguinea finanzieren. Frank betraute daraufhin einen Starreporter, einen tollkühnen Abenteurer namens Jameson, mit dieser Aufgabe. Der Mann wurde auf der Expedition von einem Speer in den Bauch getroffen und beinahe von. Kannibalen gefressen, aber er kam mit seiner Geschichte zurück, und die Auflage der
Times
verdoppelte sich.
    Dann sagte Ivy: »Warum bringst du nicht regelmäßig die Ergebnisse von Fußball und Kricket?

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