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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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werden. Colin findet einen Weg. Er wird mit dem Geld zurückkommen.«
    Die drei Frauen schwiegen, während um sie herum der Lärm und die Musik der Feier weitergingen.
    Pauline dachte an die letzten Stunden mit Colin, als sie zusammen am Pier gestanden hatten und warteten, bis er an Bord ging. Colin hatte nicht gewollt, daß Pauline ihn zum Schiff brachte, aber sie bestand darauf. In der Bahn sprachen sie nicht miteinander und am Pier nur sehr wenig. Sie umarmten sich höflich, und er ging über die Gangway nach oben. In diesem Augenblick wußte Pauline, daß sie sich nur an die guten Dinge erinnern würde – an die Flitterwochen, an die Nächte voller Leidenschaft, an die Zeit, in der sie im Wettstreit miteinander lagen. Sie dachte an Colins drahtigen Körper und daran, wie er sie mit seiner Leidenschaft erregt hatte. Sie dachte an die wundervollen Gesellschaften, die sie auf Kilmarnock gegeben hatten, an das herrschaftliche Leben. Und sie fragte sich, ob das Zusammenleben erfolgreich geworden wäre, wenn sie es energischer versucht hätte, wenn sie weniger egoistisch gewesen wäre. Trug in Wahrheit sie und nicht er die Verantwortung für die fehlende Liebe zwischen ihnen? Vermutlich würde sie die Antwort auf diese Frage niemals erfahren. Pauline stand nach langer Zeit schließlich doch allein, und es war ihr Schicksal, die ›arme Pauline‹ zu werden.
    »Ich muß Sie warnen, Joanna«, sagte Ivy. »Mein Mann und ein paar andere versuchen Hugh zu überreden, daß er für das Parlament kandidiert.«
    Die drei Frauen blickten auf die Gruppe der Männer an der Bar, und sie hörten Frank sagen: »Ich sage euch, wenn wir eine Föderation sind, werden wir Männer wie Hugh Westbrook in der Regierung brauchen.«
    Während Hugh protestierte, stimmten alle seine Freunde Frank völlig zu.
    Die Melbourne
Times
war inzwischen die größte Tageszeitung und wie die Auflage, so hatte auch Frank zugenommen. Seit seiner Heirat war der Bauch noch größer geworden, und die Uhrkette über der Weste war doppelt so lang wie früher. Die spärlichen Haare mußte man von hinten sehen, um zu erkennen, daß er grau wurde.
    »Ich habe Ihren letzten Leitartikel über die Aborigines gelesen, Frank«, erklärte Ian Hamilton. »Ich muß sagen, Sie haben ein paar ziemlich harte Dinge über den Ausschuß zum Schutz der Ureinwohner geäußert. Der Vorschlag, die Kommission aufzulösen und den Schwarzen zu erlauben, ihre Reservate selbst zu verwalten, ist ein Aufruf zur Rebellion!«
    »Mein Gott, Ian«, sagte Frank, trank seinen Gin Tonic aus und reichte das Glas dem Mann hinter der Theke. »In dem Ausschuß sitzen nur Idioten. Es war ihre Idee, daß in den staatlichen Reservaten nur reinrassige Eingeborene leben dürfen. Das bedeutete natürlich, daß die Mischlinge in die Städte getrieben wurden, wo sie sich irgendwie selbst durchschlagen sollten. Die katastrophalen Folgen kennen Sie ja. Diese entwurzelten Menschen können sich in unserer Gesellschaft nicht zurechtfinden. Man muß für sie sorgen.«
    »Ich sehe nicht ein, warum«, erwiderte Hamilton mit finsterer Miene.
    »Um Himmels willen, finden Sie nicht, daß wir ihnen etwas schulden? Nach der letzten Zählung leben in Victoria nur noch achthundert Aborigines, und es sind ausnahmslos Mischlinge.«
    »Genau das meine ich, Frank. Jeder weiß, die Ureinwohner sind in zwanzig Jahren ausgestorben. In Tasmanien gibt es keine mehr, oder? Warum soll man sich also wegen eines Problems Sorgen machen, das sich bald von selbst erledigen wird?«
    »Es ist dumm, so zu denken«, sagte Frank. Er trat beiseite, um Judd MacGregor Platz zu machen, der mit einem »Entschuldigung« zwischen den Männern hindurch nach einem Glas Champagner griff. Judd verließ die Bar, als sich das Gespräch über die Aborigines den Schafen zuwandte, und sah sich im überfüllten Raum um. Sein Blick fiel auf Lisa Westbrook, die gerade über eine Bemerkung von Declan McCloud lachte. Declan war wie Lisa zwölf Jahre alt, und beide wollten im nächsten Monat in die Tongarra-Schule eintreten.
    Während Judd die kleine Westbrook beobachtete, dachte er an das Gespräch zwischen Hugh, Joanna Westbrook, Carpenter und seinem Stellvertreter im Zimmer des Schuldirektors. Judd war ebenfalls anwesend gewesen. Nach einer festen Regel wurde ein Vertreter des Lehrkörpers hinzugezogen, wenn Zweifel darüber herrschten, ob man einen bestimmten Schüler aufnehmen sollte oder nicht. Judd hatte sich freiwillig gemeldet.
    Miles Carpenter, der

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