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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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erwartete wieder ein Kind, nachdem sie es dreizehn Jahre geschafft hatte, nicht schwanger zu werden.
    »Louisa«, sagte Joanna. »Sie sehen wirklich nicht gut aus. Ich suche einen ruhigen Platz, wo Sie sich hinlegen können.«
    Joanna verließ den Speisesaal und ging zur Rezeption. Sie wartete einen Augenblick, während der Angestellte Rechnungen durchblätterte. Als er aufblickte, sagte sie: »Ich bin Mrs. Westbrook. Ich möchte gern wissen, ob es ein Zimmer gibt, wo einer unserer Gäste sich ein paar Minuten hinlegen kann. Die Dame fühlt sich nicht gut …«
    »Mrs. Westbrook?« sagte der Angestellte. »Entschuldigen Sie, aber man hat mir bei Dienstbeginn nicht gesagt, daß es sich im Speisesaal um Ihre Feier handelt. Es war ein Herr hier und hat nach Ihnen gefragt. Ich habe ihm gesagt, daß Sie und Ihr Gatte ausgegangen sind.«
    »Ein Herr? Hat er seinen Namen genannt?«
    »Er hat gesagt, Sie kennen ihn nicht, und er kennt Sie nicht. Es war ein Seemann … ich glaube, ein Kapitän.«
    »Ein Kapitän! Und er hat keine Nachricht hinterlassen?«
    »Er sagte, er sei ab morgen wieder unterwegs und ohnehin nicht erreichbar.«
    Er sah ihr enttäuschtes Gesicht. »Es tut mir wirklich leid, Mrs. Westbrook. Hätte ich gewußt, daß Sie nebenan im Speisesaal sind …«
    »Wie lange ist es her, daß er gegangen ist?«
    »Ich würde sagen zehn Minuten …«
    Joanna eilte durch die Halle und nach draußen. Auf dem Gehweg blickte sie aufgeregt die Straße auf und ab. Wagen fuhren vorbei, und Fußgänger schlenderten durch die warme Sommernacht. Unter der Laterne an der Straßenecke sah sie zwei Männer stehen. Der eine war ein Zeitungsverkäufer, der andere ein Seemann.
    Sie lief hinüber. Beim Näherkommen sah sie, daß es sich bei dem Seemann um einen älteren Mann handelte. Sie schätzte ihn auf über siebzig. Er hatte weiße Haare, einen weißen, gestutzten Bart und zahllose Falten im Gesicht.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Joanna.
    Die beiden sahen sie überrascht an.
    »Haben Sie im Hotel gerade nach Mrs. Westbrook gefragt? Weshalb wollten Sie mich sprechen?«
    Er griff in die Tasche und brachte einen Zeitungsausschnitt zum Vorschein. »Sind Sie Mrs. Joanna Westbrook, die Dame, die in der Zeitung diese Suchanzeige veröffentlicht hat?«
    Joanna warf einen Blick auf die Meldung, die Frank in seiner
Times
regelmäßig erscheinen ließ. Sie nickte. »Ja, das bin ich. Ich bin Joanna Westbrook.«
    »Hier steht, Sie wollen Auskunft über das Schiff
Beowulf.
«
    Joanna glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. »Ich war gerade dabei, die Hoffnung aufzugeben!«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Westbrook!« sagte der alte Mann. »Ich bin Kapitän Harry Fielding.«
    Joanna schüttelte eine Hand, die sich hart wie Holz anfühlte. »Woher wußten Sie, daß ich heute hier im Hotel bin?«
    »Ich war auf See«, sagte er, »hauptsächlich in Asien. Und ich bin erst vor kurzem zurückgekommen. Üblicherweise brauche ich eine Woche, bis ich wieder auf dem laufenden bin, und deshalb hat es eine Weile gedauert, bis ich die Anzeige in der Zeitung gesehen habe. Nun ja, die Zeitung war so alt, daß ich eigentlich nicht weiter darüber nachdachte. Aber dann habe ich heute in der
Times
gelesen, daß Sie und Ihr Mann für eine Premiere in der Stadt sind und in diesem Hotel wohnen. Ich bin froh, daß wir uns doch noch getroffen haben.«
    Sie lächelte ihn erwartungsvoll an.
    »Bitte, Kapitän Fielding«, sagte Joanna, »sprechen Sie weiter.«
    »In der Anzeige steht, Sie suchen Informationen über die
Beowulf.
Ich habe als junger Mann auf der
Beowulf
gedient. Ich war dort Bootsmann. Ich kann Ihnen wahrscheinlich alles sagen, was Sie über das Schiff wissen wollen.«
    »Kapitän Fielding, ich versuche, etwas über zwei Passagiere herauszufinden, die 1830 auf der
Beowulf
gefahren sind. Waren Sie damals auf dem Schiff?«
    »Ja, in der Tat. Ich war zwanzig und unterwegs, um die Welt zu entdecken.«
    »Können Sie sich an die Passagiere erinnern?« fragte Joanna und versuchte, ihre Erregung zu unterdrücken. »Ich weiß, es ist lange her.«
    »Sie werden feststellen, Mrs. Westbrook, in meinem Alter, und ich bin wirklich nicht mehr der Jüngste, weiß man nicht mehr, was vor einer Woche geschehen ist. Aber man kann sich in allen Einzelheiten an Ereignisse erinnern, die Jahre zurückliegen. Damals bin ich zum ersten Mal als Bootsmann gefahren. Ich kann Ihnen heute noch sagen, welche Farbe die Augen des Kapitäns hatten.«
    »Erinnern Sie

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