Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
seine Verluste auszugleichen und erwarb im großen Stil neue Häuser in den Vororten, weil er hoffte, sie mit den üblichen Gewinnspannen wieder verkaufen zu können. Die Wirtschaftskrise ließ jedoch den Strom der Einwanderer, die in den letzten zehn Jahren in die Provinz gekommen waren, beinahe völlig versiegen, und der Bauboom ging zu Ende. Das Geräusch von Hämmern und Meißeln, das lange Zeit so typisch für Melbourne gewesen war, verstummte schließlich. Das Angebot an Häusern überstieg die Nachfrage. Es gab keine Käufer für die Neubauten, und der fallende Hammer der Auktionatoren, die den Besitz bankrotter Unternehmen versteigerten, wurde zum neuen Markenzeichen von Melbourne. Colin konnte mit seinen leeren Häusern nichts anfangen, und die meisten seiner vielen Farmen und Weiden fanden keine Pächter mehr und blieben ungenutzt. Im Distrikt wußte jeder, daß er gezwungen gewesen war, Kilmarnock mit einer Hypothek zu belasten, um seine Schulden zu bezahlen.
    Pauline würde nie seinen Gesichtsausdruck vergessen, als er ins Wohnzimmer gekommen war, sich mit versteinertem Gesicht vor sie hingestellt hatte und sagte: »Pauline, ich bin ruiniert. Die Bank wird die Hypothek kündigen. Sie werden mir Kilmarnock wegnehmen.«
    Sie hatte seit einiger Zeit vermutet, daß es dazu kommen würde. Aber sein sachlicher Ton und die Art, in der er es sagte, ließen die Katastrophe plötzlich erschreckend wirklich erscheinen. Sie wußte, was geschehen würde, wenn die Bank Kilmarnock übernahm. Man würde den Besitz aufteilen und Stück um Stück verkaufen. Als Colin hinzufügte, er werde nach Schottland fahren und versuchen, Geld zur Rettung der Farm aufzutreiben, verstand Pauline, was er damit sagen wollte, denn sie kannte die Wahrheit: Colin würde nie mehr zurückkommen.
    Wenn Pauline nun auf ihr Leben zurückblickte, mußte auch sie sich eine bittere Wahrheit eingestehen. Sie hatte immer nach Sieg und Eroberungen gestrebt, Wettkämpfe jeder Art geliebt und nur für die Siegespreise gelebt, aber sie, die unbesiegbare Pauline, hatte als Ehefrau und als Mutter versagt.
    Ivy kam mit einem Glas Champagner in der einen Hand und einem Toast mit Kaviar in der anderen zu ihnen. »Joanna!« sagte sie. »Was für ein wundervolles Fest!« Ivy war zweiundfünfzig, und in ihre roten Haare mischte sich Grau. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, in dem sie sehr gut aussah. Ivy war nicht nur durch ihre Illustrationen zu GEDICHTE AUS DEM BUSCH berühmt geworden, sondern auch durch ihre Gemälde. ›Es ist Mrs. Downs irgendwie gelungen‹, hatte die Cameron Town
Gazette
geschrieben, ›in ihren bemerkenswerten Bildern das Blau des australischen Himmels und die Klarheit und Transparenz der australischen Weiten einzufangen. Nach Meinung des Kritikers begegnen wir bei ihr heimischen Landschaften, die nicht durch malerische Hecken und Nebel den Eindruck englischer Landschaften erwecken wollen. Mrs. Downs zeigt uns in ihren Bildern den heißen Nordwind, das trockene Gras und die Kraft des Lichts. Sie ist sich bewußt, daß sie in Australien lebt, nicht in Surrey, und das ist eine sehr erfrischende Einstellung!‹
    »Ja, es ist ein schönes Fest«, sagte Pauline zu Ivy. Ihre Vorurteile gegen Franks Frau gehörten der Vergangenheit an. Die Enttäuschungen in ihrem Leben hatten Pauline im Laufe der Jahre dazu gebracht, nicht mehr so streng über andere zu urteilen. Sie hatte Ivy als die Frau schätzen gelernt, die Frank glücklich machte, und sie bewunderte Ivy, weil sie mit Entschlossenheit ihren Weg in einer Welt und in einem Beruf gemacht hatte, die von Männern beherrscht wurden.
    »Hast du etwas von Colin gehört?« fragte Ivy.
    »Er hat gesagt, er wird mir schreiben, sobald er in Schottland angekommen ist. Ich erwarte jeden Tag einen Brief.«
    »Ich wünschte, Pauline, er würde Frank erlauben, ihm zu helfen«, sagte Ivy.
    »Ich habe versucht, mit ihm darüber zu sprechen. Aber Colin ist eigensinnig. Er hat gesagt, er will sich nicht noch mehr Schulden aufladen, und du weißt, was er von milden Gaben hält, selbst wenn sie von der Familie kommen. Er würde von Frank keinen Penny annehmen.«
    »Pauline«, fragte Ivy, »besteht die Möglichkeit, daß du Kilmarnock tatsächlich verlierst?«
    »Ja.«
    Ein Magnesiumblitz zuckte, und der Knall hallte durch den Raum. Ein Photograph machte ein Bild von Hugh mit dem Gouverneur. »Du weißt, du hast in Lismore immer ein Zuhause, Pauline«, sagte Ivy.
    »Danke, Ivy. Aber es wird schon alles gut

Weitere Kostenlose Bücher