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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Nachrichten waren immer kurz und unbeschwert. Er sprach nie von Liebe oder ihrer zufälligen Begegnung. Sarah las zwischen den Zeilen, daß er sich einsam fühlte. Sie spürte seinen ruhelosen, suchenden Geist. Der letzte Brief war vor sechs Monaten angekommen. »Ich habe Alice um die Scheidung gebeten. Wir sind einfach zu verschieden, und meine Lebensweise macht sie unglücklich. Aber sie will sich nicht scheiden lassen.«
    Schließlich hielten die Droschken vor dem hell erleuchteten King George Hotel. Die Westbrooks und das Ehepaar Downs gingen durch die Halle zum kleinen Foyer des Restaurants. Dort nahmen Garderobieren mit weißen Häubchen und Schürzen die Mäntel der Damen und die Zylinder der Herren entgegen. Frank sagte gerade: »Ich hoffe, das Roastbeef ist heute abend nicht wieder durch«, als der Oberkellner aufgeregt hereinkam. »Mr. Westbrook! Ich bedaure sehr«, er verneigte sich verlegen. »Hier scheint etwas durcheinandergeraten zu sein. Wir haben den Tisch, um den Sie gebeten hatten, für morgen abend gebucht. Bedauerlicherweise ist heute so gut wie alles anderweitig vergeben.«
    »Also hören Sie …«, begann Frank.
    Aber Hugh sagte: »Schon gut. Irrtümer kommen vor. Vielleicht haben Sie doch noch einen freien Tisch.«
    »Ich werde nachsehen, Mr. Westbrook. Ich werde nachsehen …« Er verschwand eilig hinter dem Vorhang, der das Foyer vom Restaurant trennte.
    »Schwachkopf«, sagte Frank.
    »Was machen wir«, fragte Joanna, »wenn er keinen Tisch hat?«
    Adam sagte: »Wir können es bei Callahan versuchen.«
    »Aber dort sind die Tische so klein«, sagte Lisa.
    »Wir könnten es in Moffats Crystal Café probieren«, sagte Hugh.
    Frank erklärte: »Ich mag das Roastbeef dort nicht.«
    Der Oberkellner kam zurück und strahlte. »Wir haben einen Tisch für Sie, Mr. Westbrook. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Als Hugh auf der anderen Seite des Vorhangs auftauchte, erkannte er im ersten Augenblick die vielen vertrauten Gesichter nicht. Ihm fiel auch nicht auf, daß alle standen. Aber als das Orchester die bekannte Melodie von ›Matilda‹ anstimmte, wurde ihm klar, daß der Herr in der Nähe des Orchesters Ian Hamilton war, und daß es sich bei den beiden Männern mit erhobenen Champagnergläsern um McCloud und seinen Sohn handelte. Die Frau mit den riesigen Straußenfedern im Haar war Maude Reed. Und als alle das Lied anstimmten, sah Hugh andere, wohlbekannte Gesichter: Camerons, McClintocks und noch mehr Hamiltons. Schließlich begriff er erschrocken, daß beinahe der ganze westliche Distrikt vertreten sein mußte.
    Als das Lied zu Ende war, trat Pauline zu ihm, reichte ihm ein Glas Champagner, und er sagte verwirrt: »Ich dachte, du mußt den Frühzug nehmen.« Alles lachte.
    »Überrascht?« fragte Joanna.
    »Sprachlos. Hast du es gewußt?«
    »Wir wußten es alle. Komm, hier ist ein ganz besonders schöner Tisch für uns.«
    »Großer Gott, der Gouverneur ist auch da.«
    Hugh und Joanna gingen unter großem Applaus zwischen den Tischen hindurch, und Hugh mußte schließlich die Hand heben und um Schweigen bitten. »Vielen Dank, meine lieben, alten Freunde. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Lisa stellte sich neben Hugh. »Vater, wir haben eine Überraschung für dich.« Sie wandte sich an den Gouverneur von Victoria und lächelte.
    Der von der britischen Regierung eingesetzte Gouverneur begann feierlich und mit großem Nachdruck zu sprechen. Er wandte sich an die beinahe hundert Menschen im Raum, als halte er eine Rede im Parlament. »Sie haben Ihrem Volk«, begann er und blickte auf Hugh, »seine eigene Kultur geschenkt. Sie unterscheidet sich von dem Erbe, das es von Mutter England an diese fernen Küsten mitbrachte. Und in Anerkennung Ihrer Verdienste …« Er brachte eine Pergamentrolle zum Vorschein, die von einem Band zusammengehalten und mit Wachs versiegelt war. »… ist es mir eine große Ehre, Ihnen, Hugh Westbrook, diese besondere, persönliche lobende Erwähnung im Namen der Königin und Kaiserin Victoria zu überreichen.«
    Hugh nahm den Brief entgegen, um ihn laut zu verlesen. Aber ihm versagte die Stimme. Joanna nahm das Dokument und las es den Anwesenden vor. »Ihre Dichtung«, schrieb die Königin, »bringt uns dem Verständnis unserer so weit entfernten Untertanen näher, mit denen wir bedauerlich wenig Kontakt haben, die uns aber dennoch teuer sind.« Joanna blickte auf die feierliche Versammlung »Unterzeichnet, Viktoria. R. I.« Einen Augenblick herrschte

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