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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Schalbrettern gezimmert, andere waren aus Stein. Sie schienen ohne System oder Plan zu verschiedenen Zeiten gebaut worden zu sein. Im Hof herrschte lautes, geschäftiges Treiben. Männer auf Pferden trieben mit Pfiffen und Geschrei verängstigte Schafe in Hürden, während Hütehunde mit lautem Gebell aufgeregt hin und her rannten.
    Als Hugh den Wagen zum Halten brachte, ritt ein Mann auf sie zu. »Gott sei Dank, daß du wieder da bist, Hugh!« rief er. »Wir haben ein ernstes Prob …« Er sah Joanna und verstummte.
    »Das ist Miss Drury, Bill«, sagte Hugh und stieg vom Kutschbock. »Sie wird sich um den Jungen kümmern. Und das ist Adam. Was für ein Problem haben wir?«
    Der Mann musterte Joanna noch einen Augenblick, dann antwortete er: »Die Hammelherden sind von Läusen befallen.«
    »Aber die Tiere waren doch völlig in Ordnung, als ich losgefahren bin!«
    »Es gibt keinen Zweifel, Hugh. Die Tiere haben die typischen wunden Stellen, und die Wolle ist bereits in Mitleidenschaft gezogen.«
    »Wann habt ihr das festgestellt?«
    »Vor etwa fünf Tagen. Draht-Larry glaubt, die Läuse sind vielleicht von den Merino-Schafen eingeschleppt worden, die du im letzten Monat in Neusüdwales gekauft hast. Aber ich bin nicht so sicher. Ich habe mir die Tiere selbst angesehen, Hugh, und ich schwöre, ihre Felle waren in Ordnung. Ich kann mir nicht vorstellen, woran es liegt.«
    Hugh rief einen jungen Burschen herbei, der vor den Stallungen ein Pferd beschlug, dann fragte er Bill: »Wie weit hat sich der Befall ausgebreitet?«
    »Das weiß ich noch nicht. Wenn wir Glück haben, sind es nur die Hammel.«
    »Das allein wäre ein Viertel der Schur. Was ist mit den trächtigen Mutterschafen?«
    »Draht-Larry und seine Leute überprüfen sie gerade.«
    Hugh bestieg das Pferd, das ihm der Stallbursche gebracht hatte. »Gibt es eine Möglichkeit, die befallene Wolle zu retten, bevor die Scherer hier sind?«
    »Da würde ich mir keine großen Hoffnungen machen.«
    Hugh wandte sich Joanna zu, die noch mit Adam im Wagen saß, und rief: »Das ist Bill Lovell, mein Vormann. Tut mir leid, Miss Drury, aber ich muß mit ihm die Schafe inspizieren. Gehen Sie mit Adam ins Haus und richten Sie sich ein. Ich lasse Ihnen von ein paar Leuten das Gepäck hineintragen. Wenn Sie etwas essen wollen, dann wenden Sie sich an Ping-Li im Kochhaus.«
    Joanna wollte etwas erwidern, aber Hugh wendete bereits sein Pferd und galoppierte aus dem Hof. »Tja, Adam«, sagte Joanna und hob ihn vom Wagen, »wie es aussieht …«
    »Schafe!« rief er plötzlich und deutete auf eine Hürde, in der ein paar Männer mit einem Widder kämpften.
    »Ja, Adam, Schafe«, sagte sie und freute sich, daß er wieder gesprochen hatte. Um ihn zum Weiterreden zu ermuntern, sagte sie: »Aber du darfst den Männern nicht im Weg stehen. Komm mit, wir sehen uns das Haus an. Ja?«
    Sie nahm Adam bei der Hand und ging über den Hof zu dem kleinen Rindenhaus, auf das Hugh gedeutet hatte. Als sie am Stall vorbeikamen, unterbrach der junge Mann mit der Lederschürze seine Arbeit und starrte sie an. Ein anderer, der über den Hof lief, drehte den Kopf nach Joanna und blieb wie angewurzelt stehen.
    Als sie sich dem kleinen Haus näherten, das aus ungeschälten Holzstämmen gezimmert war, wurde Adam plötzlich ganz aufgeregt. Er zog Joanna am Arm und deutete hinter das Haus. »Fluß! Fluß!« rief er. Sie blickte zu den Bäumen, die im Norden in einiger Entfernung hinter dem Hof standen – in dieser Richtung waren Hugh und sein Vormann davongeritten. Sie glaubte, zwischen den Stämmen Wasser glänzen zu sehen. »Na gut, Adam«, sagte sie und freute sich, daß er plötzlich so glücklich zu sein schien. »Gehen wir hin und sehen es uns einmal an.«
    Sie folgten einem gewundenen Weg, der hinter dem Haus begann, über eine Wiese führte und dann in den etwas entfernter liegenden Wald. Zwischen den Bäumen stießen sie auf eine Lichtung, und Joanna sah sich staunend um.
    Sie hatten eine Stelle erreicht, wo sich ein gewundener Seitenarm des Flusses in einen kleinen, stillen See ergoß. Eine Symphonie von Tönen erfüllte die Luft: Wasser murmelte, ein kühler Wind raschelte in den Zweigen der Akazien und Eukalyptusbäume, und in der Frühlingsluft summten und zirpten Insekten. Joanna glaubte sich im Paradies. Um sie herum gab es nur Schönheit. Majestätische, alte rötliche Eukalyptusbäume spiegelten sich orange und weiß im stillen Wasser. Die gelben Blüten der Goldakazien leuchteten

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