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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Joannas Verblüffung kniete Sarah vor Adam nieder und sagte: »Du kannst nicht gut reden – wie Sarah. Vielleicht bringen wir uns gegenseitig gutes Englisch bei?«
    Dann hob sie den Kopf, sah Joanna an und lächelte.

Kapitel Sieben
    1
    »Frank Downs hat vor kurzem eine Landkarte gekauft, Miss Drury, die wir uns ansehen können«, sagte Hugh zu Joanna, als er mit dem Wagen auf die Hauptstraße bog. »Wie er mir sagt, ist sie beinahe so groß wie die ganze Wand. Es ist die genaueste Karte von Australien, die er kennt. Karra Karra muß darauf verzeichnet sein.«
    Joanna hatte nicht damit gerechnet, zu dem Kinderfest eingeladen zu werden, das Pauline Downs für Adam gab. Es überraschte sie deshalb, als Hugh sie aufforderte, mitzukommen. »Adam möchte Sie in der Nähe haben«, erklärte er, »und Sie haben Gelegenheit, mit Frank zu sprechen und andere Leute kennenzulernen, die Ihnen vielleicht helfen können. Aber ich meine, wenn Ihnen jemand helfen kann, dann ist es sehr wahrscheinlich Frank.«
    Also fuhren sie in der heißen Novembersonne nach Lismore. Sie kamen an den geschorenen Schafherden vorbei, die auf den Wiesen weideten. Das Gras wurde allmählich braun. Adam saß schweigend zwischen Hugh und Joanna auf dem Kutschbock. Er trug nagelneue Sachen und war ordentlich gekämmt. Man hatte ihm erklärt, wohin sie fuhren und warum, aber Adam verstand es nicht. Was war ein Gartenfest? Und warum fand es seinetwegen statt? Auch Hugh trug seine besten Sachen: eine hübsche dunkelbraune Wildlederjacke über einem weißen Hemd ohne Krawatte, und dazu eine dunkelbraune Hose. Seine Stiefel glänzten wie alter Sherry. Und wie üblich hatte er seinen Buschhut auf dem Kopf. Joanna trug ein gelbes Satinkleid mit einem passenden gelben Hut.
    Sarah war zu Hause geblieben. Sie hatten nicht einmal daran gedacht, sie mitzunehmen, obwohl sich Sarah als gute Spielgefährtin für Adam erwies. Inzwischen stand für sie ein Bett auf der Veranda, und Joanna hatte zwei ihrer Kleider so abgeändert, daß sie Sarah paßten. Sarah half auch, das Rindenhaus in Ordnung zu halten, und sie sammelte Kräuter und Wurzeln für Joanna. Aber Joanna bemühte sich hauptsächlich darum, Sarah beizubringen, daß sie sich um Adam kümmerte. Das Mädchen hatte viel Geduld mit dem Jungen. Sie nahm ihn mit in den Wald und erzählte ihm Geschichten über die Tiere, die dort lebten – zum Beispiel: Wie der Koalabär seinen Schwanz verlor, und: Warum die Schildkröte einen Panzer hat. Sarah ermunterte ihn zu sprechen. Sie ließ dem kleinen Jungen Zeit und forderte ihn auf, ihr Worte nachzusprechen. Adam machte zwar nur langsam Fortschritte, aber er
machte
Fortschritte.
    Joanna stellte oft fest, daß Sarah sie verstohlen musterte. Das Mädchen lächelte zwar immer, redete und schien sich für Joannas Heilkünste zu interessieren, aber trotzdem blieb sie ihr ein Rätsel. Joanna hoffte, von Sarah etwas über die heiligen Dinge der Ureinwohner zu erfahren. Sie stellte ihr Fragen nach dem Gesang und den Gegenständen, die sie vor dem Haus gefunden hatte, sie fragte sogar, wovor Sarah sie zu schützen versuche, aber bislang verstand Sarah ihre Fragen nicht oder gab vor, sie nicht zu verstehen. Sie besaß eine natürliche Würde und schien ein besonderes Wissen um die Natur zu haben. Sie wußte zum Beispiel, wann es regnen würde, selbst wenn der Himmel wolkenlos war.
    »Pinky!« rief Adam plötzlich und deutete nach vorne.
    Auf der Straße kam ihnen langsam Mr. Shapiros bunt bemalter Wagen schaukelnd und quietschend entgegen. An den Seiten hingen Töpfe und Pfannen. Pinky, das alte Kutschpferd, blieb neben Westbrooks Wagen stehen, noch ehe Mr. Shapiro die Zügel anzog.
    »Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Sir«, rief der alte Trödler und grüßte, indem er die Finger an den alten Hut hob. »Was für ein glücklicher Zufall, Ihnen hier zu begegnen. Ich wollte gerade nach Merinda. Hier, Miss Drury«, sagte er und griff in seine Jackentasche. »Ich habe Ihre Post.«
    »Vielen Dank, Mr. Shapiro«, sagte Joanna. Da es im westlichen Distrikt keinen Postzustelldienst gab, galt es bei allen als selbstverständliche Geste der Höflichkeit, dem Nachbarn die Post aus der Stadt mitzubringen. Joanna warf schnell einen Blick auf den Absender des Briefs. Er kam aus Sydney, von der Hauptverwaltung der Anglikanischen Mission. Es war demnach eine Antwort auf ihre Frage nach den Großeltern.
    Joanna hatte von den einzelnen Kolonialbehörden Antworten auf ihre Briefe erhalten und

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