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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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des Besitzers erinnern, wie etwa die Kopie einer schottischen Burg auf Kilmarnock, andere verrieten den Geschmack der Leute, die dort wohnten, so die ›Mittelmeervilla‹ auf Barrow Downs oder das maurische Kuriosum, in dem, wie Hugh sagte, ein Zweig der Familie Cameron lebte. Im Distrikt gab es keine zwei Häuser im selben Stil, aber alle erweckten auf ihre Weise den Anschein, sie gehörten in einen anderen Teil der Welt.
    Auch die Parks und Gärten schienen, soweit Joanna es sehen konnte, mit Bäumen und Blumen bepflanzt zu sein, die aus England, Schottland oder Irland importiert waren. Sie sah Kaninchen und Rotwild – Tiere, die, wie sie von Hugh wußte, nicht in Australien heimisch waren. Man hatte sie aus Europa importiert. Auch Vögel, wie etwa Stare, Sperlinge und Goldfinken hatte man auf diesen Kontinent gebracht. Joanna staunte darüber, daß die Menschen auf diesen eindrucksvollen Landsitzen entschlossen zu sein schienen, die Illusion zu erwecken, sie lebten nicht in Australien, sondern in Suffolk, in Yorkshire oder Cork.
    Und Lismore, das Joanna als letztes sah, bildete keine Ausnahme. Als Hugh in die zu beiden Seiten von Ulmen gesäumte Auffahrt einbog, sah Joanna ein englisches Gutshaus vor sich, das sie an die imposanten Landsitze erinnerte, die sie in der Umgebung von Tante Millicents Dorf bewundert hatte. Ein englischer Park befand sich auf der Vorderseite. Gärtner mit Rechen, Scheren und Gartenschläuchen waren damit beschäftigt, dem Rasen in der heißen australischen Sonne das Aussehen eines ›englischen Rasens‹ zu geben.
    Vor dem Haus standen viele Kutschen in einer Reihe. Hugh lenkte den Einspänner ebenfalls dorthin und übergab die Zügel einem Stallburschen, der sofort bei ihrem Erscheinen herbeigeeilt war. Sie gingen über einen mit Steinplatten belegten Weg um das Haus herum zur Rückseite und erreichten einen riesigen Rasen, auf dem das Fest bereits im Gang war.
    So viele Menschen hatten sich hier versammelt – sie saßen an Tischen, standen unter schattenspendenden Bäumen, tranken, aßen und unterhielten sich zwanglos. Kinder jeden Alters liefen zwischen den Erwachsenen herum. Joanna begriff beim Anblick dieser vornehmen Gesellschaft, daß sich die meisten reichen Familien des Distrikts eingefunden haben mußten. Auf langen Tafeln mit weißen Tischdecken waren Speisen angerichtet, die von Dienstmädchen mit weißen Schürzen und Häubchen den Gästen vorgelegt wurden. Dicke Rinder- und Lammsteaks schmorten über fünf großen Grills, und aus riesigen Bier- und Weinfässern wurden unzählige Gläser gefüllt. Erwachsene spielten Krokett und Federball. Für die Kinder gab es sogar ein von einem Esel gezogenes Karussell. Unter einem gestreiften Baldachin spielte eine Kapelle. Joanna erinnerte das Ganze eher an einen kleinen Jahrmarkt als an ein Kinderfest.
    Als bei ihrem Erscheinen sofort eine ausnehmend elegant gekleidete Frau auf sie zukam, vermutete Joanna, daß es sich um Hughs Verlobte handelte. Wie Joanna nicht anders erwartet hatte, würdigte die Frau sie keines Blickes. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, den Joanna kurz in Melbourne kennengelernt hatte, war Pauline Downs groß, hatte volle blonde Haare und trug trotz der Hitze ein elegantes grünes Samtkleid mit einem passenden Federhut.
    »Hugh, Liebster«, sagte sie, schob den Arm in seinen und drückte ihm einen Kuß auf die Wange, »wir warten schon alle auf eure Ankunft. Jeder will unbedingt deinen kleinen Jungen kennenlernen.«
    »Pauline«, antwortete er, »ich möchte dich mit Joanna Drury bekannt machen.«
    Joanna sah kalte Augen auf sich gerichtet. »Guten Tag«, sagte Pauline. Dann beugte sie sich vor und meinte freundlich: »Und du mußt Adam sein. Guten Tag.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Ich werde deine neue Mutter sein. Wie findest du das Fest, Adam? Das alles ist für dich.«
    Als Adam zurückwich, sagte Joanna: »Sag guten Tag, Adam, und gib Miss Downs die Hand.« Sie nickte ihm aufmunternd zu: »Na los, du mußt keine Angst haben.«
    Pauline legte die andere Hand auf Hughs Arm: »Wir müssen Frank finden. Er ist ganz aufgeregt, seit er aus Melbourne ein Telegramm erhalten hat. Offenbar erweist sich dein Lanolingeschäft als sehr erfolgreich.«
    »Das haben wir Miss Drury zu verdanken«, antwortete Hugh, »es war ihre Idee.«
    »Ach ja?« Pauline zwang sich zu einem Lächeln. Sie warf einen kurzen Blick auf Joanna, und ihre Augen zuckten, als sie die Schlüsselblumen in ihrem Haar bemerkte. »Wie nett«,

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