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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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fügte sie hinzu und drehte ihr den Rücken zu. »Komm jetzt Hugh, wir müssen Adam mit seinen neuen Freunden bekannt machen.«
    Plötzlich erschien ein Mann mit einem rötlichen Gesicht und rief mit dröhnender Stimme: »Da sind Sie ja, Westbrook! Ich möchte mit Ihnen unbedingt über die neue Wollwaschmaschine sprechen. Wie ich höre …«
    »Nicht jetzt, John«, fiel ihm Pauline schnell ins Wort, »heute gehört Hugh mir. Ich möchte Ihnen Adam vorstellen. Er ist auf diesem Fest unser Ehrengast.«
    Als Hugh sagte: »Sie können jederzeit vorbeikommen, John, und sich die Maschine ansehen«, kamen andere herbei und wollten sich ebenfalls nach Westbrooks neuer Erfindung erkundigen.
    Joanna sah, wie Hugh und Adam bald im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen – mit Pauline an ihrer Seite. Plötzlich wurde ihr bewußt, daß es ein Fehler gewesen war, hierherzukommen. Sie gehörte nicht zu dieser Gesellschaft und wurde auch nicht willkommen geheißen.
    Sie ging zwischen den Gästen hindurch, die sie entweder übersahen oder ihr neugierige Blicke zuwarfen. Schließlich erinnerte sie sich an die Landkarte, von der Hugh erzählt hatte. Also beschloß sie, ins Haus zu gehen. Sie betrat die Küche, in der sich offenbar alle Dienstmädchen und Kutscher versammelt hatten. Das Personal schien ein Fest unter sich zu feiern. Alle verstummten bei ihrem Eintritt und sahen sie merkwürdig an. Eine ältere Frau in einem strengen schwarzen Kleid und mit einem Schlüsselring am Gürtel fragte: »Kann ich Ihnen behilflich sein, Miss?«
    Joanna bemerkte, wie man sie anstarrte. Ein Mann stand sogar auf und zog sich die Jacke an. Deshalb antwortete sie schnell: »Nein, danke«, eilte zwischen den Leuten hindurch und betrat das Haus. Kaum hatte sich die Küchentür hinter ihr geschlossen, wurde wieder gesprochen und gelacht.
    Joanna stand in einem dunklen Gang, von dem rechts und links Zimmer abgingen. Sie folgte ihm, bis sie auf eine offene Tür stieß. Als sie in den Raum blickte, sah sie Bücherregale, die vom Boden bis zur Decke reichten, schwere Ledersessel und einen türkischen Teppich. Sie hatte die Bibliothek gefunden. Dann entdeckte sie auch die Landkarte, die beinahe eine ganze Wand einnahm.
    Wie Hugh angekündigt hatte, war es eine Karte des ganzen Kontinents. Alle Küstenstädte und Siedlungen waren verzeichnet, und in der Mitte befand sich das große Niemandsland mit einem Durchmesser von mehreren tausend Meilen. Aufgeregt blickte Joanna auf die Karte und hoffte, Ortsnamen zu finden, die so ähnlich wie Karra Karra oder dem ›Bo – – Creek‹ auf der Urkunde klangen. Sie sah sich auch sehr genau die Häfen und Flüsse an, wo ihre Großeltern an Land gegangen sein mochten. Möglicherweise waren sie nicht weit in das Landesinnere vorgestoßen – hoffentlich, dachte Joanna. Aber sie entdeckte nichts, was auch nur im entferntesten dem glich, wonach sie suchte. Sie betrachtete die leere Mitte der Karte. Dort gab es keine Namen, Flüsse, geographische Orientierungspunkte, als habe sich eine gewaltige Wolke über das Land gelegt und verberge alles, was darunter lag. Dort irgendwo könnte Karra Karra sein, dachte Joanna enttäuscht.
    Als sie von der Landkarte zurücktrat, fiel ihr Blick auf den Schreibtisch, der davor stand. Sie sah ein Blatt Papier mit einer vertrauten Handschrift. Es war ein mit Bleistift geschriebenes Gedicht auf der Rückseite einer Werkzeugrechnung. Joanna wußte inzwischen, daß Hugh in allen möglichen Situationen schrieb, etwa wenn er die Zäune inspizierte, Schafe zählte, und er benutzte dann jedes Stück Papier, das ihm gerade in die Hand fiel. Das Gedicht auf dem Schreibtisch mußte seine neueste Ballade sein. Sie hatte die Überschrift: »Auf der Walz.«
    Als sie es las, öffnete sich die Tür, und jemand trat ein.
    »Da sind Sie ja, Miss Drury«, sagte Hugh, »ich habe Sie gesucht. Wie ich sehe, haben Sie die Landkarte gefunden. Gibt sie Ihnen irgendwelche Hinweise?«
    »Leider nein.«
    Er sah, was sie in der Hand hielt. »Mein Gedicht. Wie finden Sie es?«
    »Schön«, antwortete sie, »aber ich verstehe es nicht so ganz. Was heißt ›Auf der Walz‹?«
    »Auf der Walz bedeutet, man zieht durch das Land. Die Männer ziehen mit ihrer ganzen Habe, die sie zu einem Bündel geschnürt haben, durch den Busch.«
    »Und was bedeutet ›walzende Matilda‹?«
    »Matilda ist ein Frauenname, aber so bezeichnet man auch das Bündel, mit dem man auf die Walz geht.«
    »Warum heißt das so?«
    »Da bin

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