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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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die verlangten Gebühren geschickt. Jetzt wartete sie gespannt auf Landkarten und Hinweise in den Akten. Sie hatte auch allen Missionsgesellschaften geschrieben, deren Adresse sie in Erfahrung bringen konnte. Bislang hatten fünf geantwortet, aber niemand wußte etwas von den Makepeaces.
    »Hier, Adam«, sagte sie und gab ihm wie üblich den Brief, »möchtest du ihn aufmachen?«
    »Fahren Sie auch zu dem Fest?« fragte Mr. Shapiro. »Ich habe schon viele andere auf der Straße gesehen. Das muß ja eine große Sache in Lismore sein. Da gibt es wohl jede Menge zu essen und zu trinken. Wenn ich an all das Bier denke …«
    Er lächelte plötzlich verlegen, als habe er zuviel gesagt. Niemand wußte etwas über Mr. Shapiro – er schien schon solange man denken konnte Teil des westlichen Distrikts zu sein. Man schätzte, daß er zwischen siebzig und neunzig war. Er sprach außerdem einen seltsamen Dialekt. Sein Geschäft brachte ihm nicht viel ein. Nicht selten mußte er jemanden um Essen bitten, aber alle mochten ihn wegen seiner Freundlichkeit. Es gab Gerüchte von seiner Frau und seinem kleinen Kind, die vor langer Zeit in seiner alten Heimat von Soldaten ermordet worden waren.
    »Mr. Shapiro«, sagte Hugh, »was sind das für Blumen?« Er deutete auf einen kleinen Strauß in einem Eimer neben dem Kutschbock des alten Mannes.
    »Das sind englische Schlüsselblumen, Mr. Westbrook, frisch aus dem Garten der Witwe Barns. Sie hat sie mir als Bezahlung für Nähgarn gegeben.«
    »Wieviel möchten Sie dafür?« fragte Hugh und griff in die Tasche.
    Mr. Shapiros wolkige Augen wurden groß hinter den dicken Brillengläsern. »Ihnen gebe ich sie für zwei Pennys, Mr. Westbrook.«
    »Hier nehmen Sie. Ich gebe Ihnen drei Pennys für Ihre Mühe, Mr. Shapiro.«
    Der alte Mann blickte auf die Münzen in seiner Hand. Dann schloß er die Finger darum. »Gott belohnt einen großzügigen Mann, Mr. Westbrook.« Shapiro griff nach den Zügeln und fuhr weiter.
    Hugh gab die Blumen Joanna und nahm dann die Zügel wieder in die Hand. »Für Sie, Miss Drury«, sagte er.
    Joanna sah ihn an.
    »Haare, Joanna!« rief Adam und deutete auf ihren Kopf.
    »Also gut«, sagte Joanna leicht verwirrt von Hughs unerwarteter Geste. Sie gab dem Jungen den Strauß, nahm eine Schlüsselblume nach der anderen von ihm entgegen und steckte sie in ihren
Chignon.
    Als das geschehen war, gab ihr Adam den geöffneten Briefumschlag, und sie las das an sie gerichtete Schreiben. Zu ihrer Enttäuschung erklärten die Leute von der Anglikanischen Mission, in ihren Unterlagen gebe es keinen Hinweis darauf, daß ein Ehepaar Makepeace in einem ihrer australischen Missionsdörfer gearbeitet hätte.
    »Gute Nachrichten?« fragte Hugh.
    »Leider nein. Meine Großeltern haben offenbar nicht für die Anglikanische Mission gearbeitet.« Sie legte den Brief in ihre Handtasche. Er würde zu dem wachsenden Stapel der anderen kommen.
    Während sie über die Landstraße rollten, sah Joanna hin und wieder durch Bäume hindurch Häuser, und Hugh erzählte Joanna ihre Geschichte.
    »Noch vor einer Generation«, berichtete er, »war das Land, durch das wir gerade fahren, für die Europäer so unbekannt und rätselhaft wie eine Mondlandschaft. Als die ersten Forscher über ihre Entdeckungen berichteten, und die Nachricht England erreichte, wo es kein ›neues‹ Land gab, wo alles von einer alten Aristokratie in Besitz genommen war und mit Argusaugen bewacht wurde, kam es zu einer großen Auswanderungswelle. Die Emigranten strömten in die australischen Kolonien. Sie kamen aus England, Schottland und Wales. Das waren die Camerons, die Hamiltons und die MacGregors. Sie kamen mit ihren Kindern und ihren dürftigen Träumen. Sie bekämpften die Ureinwohner, die hier seit Tausenden von Jahren lebten, vertrieben sie oder brachten sie um. Diese Pioniere rodeten die Wälder und stauten die Flüsse. Und sie begannen mit der Schafzucht und dem Anbau von Weizen. Bald waren sie reich. Sie bauten Herrenhäuser und Landsitze. Die Frauen trugen teure Kleider. Man gründete Jagdvereine und Herrenclubs. Man vergaß oder leugnete, daß man früher einmal Straßenkehrer oder Kumpel in einem Kohlebergwerk gewesen war.«
    Inzwischen lebten diese Leute auf riesigen Landsitzen mit eindrucksvollen Namen wie zum Beispiel »Monivae« und »Barrow Downs« und »Glenhope«. Die Herrenhäuser waren im georgianischen, elisabethanischen oder gotischen Stil erbaut worden. Manche sollten an das Herkunftsland

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