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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Beutel der Mutter Platz zu haben. Sie sah, wie dieser sich unter seinen Bewegungen dehnte, als habe sich das
Joey
zusammengekrümmt und werde gleich herausspringen.
    »Du bist aber hübsch«, sagte Joanna.
    Das Känguruh blinzelte, dann drehte es sich um, sank langsam auf die Vorderbeine und sprang hinunter zum See. Joanna folgte ihm vorsichtig.
    Das Känguruh hüpfte zum Wasser. Die großen Hinterbeine bewegten sich kraftvoll auf und ab und brachten die Mutter mit ihrer schweren Last mit jedem Sprung ein großes Stück vorwärts. Am Ufer blieb es stehen. Joanna umkreiste es vorsichtig, vermied jedoch, ihm zu nahe zu kommen. Dann tat das Känguruh etwas sehr Merkwürdiges. Es senkte den Kopf, als wolle es Gras fressen, und griff mit den Vorderbeinen nach unten. Der Beutel gab plötzlich nach, und das kleine Känguruh purzelte heraus.
    Joanna wagte nicht, sich zu bewegen, während das
Joey
auf ungelenken Beinchen herumhüpfte. Die Mutter blieb schützend in seiner Nähe und ließ es nicht aus den Augen. Das Kleine versuchte, Gras zu fressen, und fiel kopfüber hin. Es richtete sich wieder auf, schien aber nicht zu wissen, wie es den beschwerlichen Schwanz mit den Beinen in Einklang bringen sollte. Es sah Joanna mit seinen großen Augen an und rührte sich nicht.
    Joanna lächelte. Sie griff nach einem Büschel Gras und hielt es in der ausgestreckten Hand. Sie machte einen Schritt auf das
Joey
zu, dann noch einen und kam ihm so nahe, daß sie es berühren konnte. Sie ließ das Gras fallen und zog sich langsam wieder zurück. Das
Joey
beschnupperte das Gras und kaute dann darauf herum.
    Die Mutter gab ein paar leise schnalzende Laute von sich, und das Kleine kam zu ihr. Sie leckte ihm das Fell, kratzte es zwischen den Ohren und half ihm in den Beutel zurück. Dann ließ sich das große Känguruh wieder auf die Vorderbeine fallen und sprang durch die Bäume davon.
    Joanna sah ihm nach, ohne zu ahnen, daß hinter den Bäumen noch andere Augen auf sie gerichtet waren.
    Sarah hielt den kleinen Adam immer noch an der Hand und schlich sich mit angstgeweiteten Augen langsam davon.
    2
    Als Joanna sah, daß Hugh im Hof sein Pferd sattelte, lief sie die Verandastufen hinunter.
    »Ich reite jetzt nach Melbourne, Miss Drury«, sagte er und schnallte die Satteltaschen fest. »Ich bin in zwei Wochen zurück, also rechtzeitig zu Weihnachten. Brauchen Sie etwas aus der Stadt?«
    Sie zögerte und überlegte, ob sie mit ihm jetzt darüber sprechen sollte, daß sie vorhatte, Merinda zu verlassen. Der Traum der vergangenen Nacht beunruhigte sie noch immer. Durfte sie diese Warnung einfach übergehen? Aber dann sagte sie nur: »Nein danke, mir fällt nichts ein.«
    »Ich werde in die Stadtbibliothek gehen und nachsehen, was ich dort finde. Es gibt auch eine Anwaltskanzlei, mit der ich schon einmal zu tun hatte. Ich werde dort Erkundigungen über Ihre Urkunde einholen. Glauben Sie, daß Sie allein zurechtkommen?«
    »Ich bin wohl kaum allein, Mr. Westbrook. Ich habe Adam, Sarah und Mr. Lovell.« Sie drehte sich nach Bill um und fragte: »Haben Sie Sarah gesehen?«
    »Seit heute morgen nicht mehr, Miss.«
    Joanna runzelte die Stirn. »Sarah war noch nie so lange verschwunden. Wo sie wohl sein mag?«
    In diesem Augenblick kam Adam angerannt. »
Joey!
Ich habe ein
Joey
gesehen!«
    Hugh packte ihn mit beiden Händen und hob ihn hoch in die Luft. »Was meinst du mit einem
Joey?
« fragte er.
    »Wir haben heute morgen am Fluß ein junges Känguruh gesehen«, antwortete Joanna.
    Hugh sah sie erstaunt an: »Ganz allein?«
    »O nein, mit seiner Mutter.«
    »Ich hoffe, Sie sind ihm nicht zu nahe gekommen.«
    »Sogar sehr nahe. Ich habe dem Kleinen Gras zu fressen gegeben.«
    Er starrte sie an. »Miss Drury, das hätte Sie das Leben kosten können. Hat die Mutter Sie gesehen?«
    »O ja. Und sie hat etwas sehr Merkwürdiges getan. Sie holte das
Joey
aus ihrem Beutel und später tat sie es wieder hinein, obwohl das Kleine bereits viel zu groß zu sein schien.«
    Hugh wechselte einen Blick mit Lovell. »Sie haben die Geburt eines
Joey
gesehen?«
    »O nein, es wurde nicht geboren. Es war schon ziemlich groß.«
    »Miss Drury, Känguruhs werden zweimal geboren. Die erste Geburt ist wie bei allen Säugetieren, aber danach bleibt das
Joey
etwa acht Monate im Beutel der Mutter zum Säugen. Wenn die Mutter die Zeit für gekommen hält, holt sie es aus dem Beutel und hilft ihm zum zweiten Mal in die Welt. Sie haben diese zweite Geburt

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