Traumzeit
genug waren, sich ihm anzuschließen. Er gab ihnen alle notwendigen Informationen, die er von Joanna und Dr. Ramsey erhalten hatte: die Symptome der Krankheit, Vorsichtsmaßnahmen, um ihren Ausbruch zu verhindern, und die Behandlungsmethoden von Erkrankten. Die Männer machten sich sofort auf den Weg und ritten zu jedem Haus in der Umgebung. Sie weckten die Bewohner und warnten sie vor der möglichen Typhusepidemie. Hugh ritt als erstes nach Strathfield, wo der Weihnachtsball in vollem Gange war. Er sprach kurz zu den versammelten Gästen und riet ihnen, so schnell wie möglich nach Hause zu gehen. Sein nächstes Ziel war Lismore, wo er eine verwirrte Pauline fand. Erst als er wieder auf dem Pferd saß, fiel ihm auf, daß sie nicht im Ballkleid auf ihn gewartet hatte.
Am Weihnachtsmorgen gab es zwölf weitere Typhusfälle, darunter zwei auf Merinda.
Die Farmarbeiter räumten das Schlafhaus, Joanna überwachte die Arbeiten, die es in ein improvisiertes Krankenhaus verwandelten. Alle Matratzen wurden von den Betten entfernt und den Männern gegeben, die entweder im Freien oder in der Scherhütte schlafen sollten. Sie riet allen, ab sofort kein Wasser aus dem Brunnen oder dem Fluß zu trinken, nur noch abgekochtes, und sie wies jeden an, sich bei den ersten Anzeichen eines Symptoms bei ihr zu melden. Auf die Pritschen legte sie mit Eukalyptusblättern gefüllte Säcke, die man leicht entfernen, verbrennen und durch neue ersetzen konnte. Die Männer stellten Eimer mit angerührtem Kalk vor die Tür; damit wurden regelmäßig Wände und Böden gestrichen.
Dann brachte man Bill Lovell ins Schlafhaus, wo Joanna ihn zusammen mit den neuen Fällen pflegte. Sein Bett stand hinter einem Vorhang, und jemand hielt ständig Wache bei ihm.
Sarah, die diese Vorkehrungen nicht ausreichend fand – die Krankheit schien schließlich auf Merinda ausgebrochen zu sein –, sammelte schützende Steine und Federn und legte sie unbemerkt um das Rindenhaus.
Hugh kehrte am Weihnachtstag gegen Mittag zurück. Er war erschöpft und hungrig, aber er wollte nicht schlafen, bis alle Farmen im Distrikt gewarnt waren.
»Maude Reed hat die Symptome«, sagte er beim Essen. »In der Nähe von Mt. Rouse«, fuhr er fort, »habe ich eine ganze Familie mit Typhus gefunden. Draht-Larry ist dortgeblieben, um ihnen so gut wie möglich zu helfen. Wenn es eine Epidemie wird, dann müssen wir es irgendwie schaffen, alle Kranken mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen.«
Joanna erwiderte: »Sie und Ihre Männer werden sich nicht anstecken, wenn Sie sich sofort die Hände waschen, nachdem Sie ein infiziertes Haus verlassen haben. Außerdem dürfen Sie dort nichts essen und nichts trinken. Meine Mutter schreibt, die Ärzte in Indien seien nicht der Meinung, Typhus werde durch die Luft oder den Atem eines Patienten übertragen. Wenn Sie alle Vorsichtsmaßnahmen befolgen, dürfte Ihnen nichts geschehen.«
Bevor sich Hugh wieder auf den Weg machte, warf er einen prüfenden Blick auf Joanna. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
»Ja«, antwortete sie und senkte bekümmert den Kopf.
»Es ist nicht Ihre Schuld, Joanna«, sagte er ruhig, »so etwas geschieht, und manche Menschen ahnen es schon vorher. Aber Sie sind nicht die Ursache dieser Epidemie. Versprechen Sie mir, gut auf sich und Adam aufzupassen.«
Hugh ritt in Richtung Osten, denn dort lagen viele kleine Farmen über ein großes Gebiet verstreut. Joanna beauftragte einen Farmarbeiter damit, Männer einzuteilen, die Eier sammelten, Wasser abkochten und in Flaschen füllten, damit sie, wenn nötig, Vorrat hatten. Dann konzentrierte sie sich auf die Pflege der drei Patienten und wies zwei der Stallburschen als Helfer ein.
Frank Downs erschien auf Merinda und ritt mit Hugh durch den Distrikt, um alle Farmer zu informieren. Joanna gab ihnen Eier, abgekochte Milch, Weidenrindentee und genaue Anweisungen für die Erkrankten mit auf den Weg. Der Distrikt umfaßte mehr als zweitausend Quadratmeilen, und es gab nur zwei Ärzte.
Frank ritt als erstes zu einem Holzhaus, das in einer baumbestandenen Straße am Stadtrand von Cameron Town stand.
Während der Weihnachtsfeier an Heiligabend in Finnegans Pub hatte er beobachtet, wie andere Männer versuchten, Ivy Dearborn teure Geschenke zu machen. Ivy hatte sie alle höflich, aber bestimmt abgelehnt. Als Frank sie dann fragte: »Möchten Sie heute mit mir die Mitternachtsmesse besuchen?« hatte sie »Ja« gesagt.
Sie besuchten zusammen den Gottesdienst, sangen
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