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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Ball. Beeil dich!«
    »Wenn es sich wirklich um Typhus handelt«, sagte Hugh zu Joanna, »dann ist die Lage sehr ernst. Und wir müssen schnell handeln.«
    »Mr. Lovell hat hohes Fieber«, sagte Joanna, »aber ich glaube, es wird noch steigen. Ich muß unbedingt erreichen, daß es sinkt.«
    Joanna ging zurück zum Haus, um eine Schüssel Wasser und Handtücher zu holen. Hugh nahm den Zylinder ab und hängte ihn zusammen mit dem Cape über das Fußende von Bills Bett. Dann setzte er sich neben seinen Freund und sagte: »Was machst du nur für Geschichten, alter Junge? Du fühlst dich wohl an Weihnachten einsam und möchtest Zuwendung, was?«
    Bill lächelte gequält. Er hatte offenbar große Schmerzen.
    Joanna kam zurück und legte Bill ein kaltes, nasses Handtuch auf die Stirn. Hugh und sie warfen sich über das Bett hinweg einen Blick zu. Er sah die Angst in ihren Augen, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht schien zu sagen:
Ich wußte, daß so etwas geschehen würde …
    3
    Es dauerte lange, bis David Ramsey endlich erschien. Er kam im Abendanzug. »Guten Tag, Joanna, guten Tag, Mr. Westbrook. Dann wollen wir mal sehen. Bill«, sagte er und nahm den Zylinder ab, »wie ich höre, geht es Ihnen nicht gut. Glauben Sie, Sie können das im Mund behalten?« Ramsey schob ihm ein Fieberthermometer zwischen die Lippen. Dann hob er Bills Hemd hoch und untersuchte seinen Körper. Auf der blassen weißen Haut sah man rosa Flecken. Als Ramsey leicht auf den Bauch drückte, stöhnte Bill vor Schmerzen. Schließlich nahm Ramsey das Thermometer wieder aus Bills Mund und las im Schein der Petroleumlampe die Temperatur ab.
    »Ja, es ist Typhus«, sagte er und ging mit Hugh und Joanna nach draußen. »Jacko Jackson hat Mr. Shapiro, den alten Trödler, tot auf einer Weide gefunden. Offenbar hat er sich noch mit letzter Kraft davongeschleppt, um Hilfe zu finden.«
    »Glauben Sie, daß wir mit einer richtigen Epidemie rechnen müssen?« fragte Hugh.
    »Das ist schon möglich. Ich schlage vor, wir verhalten uns so, als sei es der Fall.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Als erstes müssen Sie Bill isolieren. Keiner darf in seine Nähe mit Ausnahme der Leute, die ihn pflegen. Niemand weiß, wie Typhus übertragen wird. Aber ich glaube an die neue Bazillen-Theorie. Untersuchungen bei bestimmten Krankheiten haben ergeben, daß eine Quarantäne der Infizierten die Verbreitung der Krankheit eindämmen kann. Wir wissen nicht genau, weshalb, aber es scheint zu wirken.«
    »Und was wird aus Bill? Wird er wieder gesund werden?«
    »Es gibt kein Heilmittel für Typhus. Wir können ihn nur pflegen, dafür sorgen, daß er ißt und viel trinkt. Vor allem darf das Fieber nicht steigen. Wenn keine Komplikationen auftreten, müßte er in zwei bis drei Wochen alles überstanden haben. Aber ich möchte Sie warnen – bei Typhus kommt es häufig zu Komplikationen. Dazu gehören unter anderem Lungenentzündung und Darmperforationen, die zu einer Bauchfellentzündung führen. Auch dafür gibt es kein Heilmittel.
    Behalten Sie alle Ihre Leute im Auge. Achten Sie auf Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Appetitlosigkeit. Später stellen sich Bauchschmerzen mit Schwellungen ein. Joanna, ich gebe ihnen dieses Thermometer. Es ist eines der neuen … und eine Messung dauert nur drei Minuten. Tja, und was die Pflege der Kranken angeht …«
    »Keine Sorge, David. Ich weiß, was getan werden muß«, sagte sie. »Es steht alles hier im Tagebuch meiner Mutter.«
    »Wir machen uns am besten gleich an die Arbeit«, sagte Hugh. »Ich habe das Gefühl, wir haben morgen mehr Typhusfälle, als wir verkraften können.«
    Dr. Ramsey brach sofort auf. Als er aus dem Hof ritt, trat Ezekial aus dem Schatten der Mauer hervor. Er hatte alles mit angehört.

Kapitel Zehn
    1
    Joanna hielt die ganze Nacht bei Bill Lovell Wache. Hugh und der Stallbursche zogen ihn aus und hüllten ihn in ein feuchtes Tuch. Dann setzte sich Joanna zu ihm. Sie legte Bill regelmäßig feuchte Tücher auf die Stirn, gab ihm schluckweise Wasser zu trinken und überprüfte alle halbe Stunde seine Temperatur. Als einer der Farmarbeiter kurz nach Mitternacht von einer Weihnachtsfeier zurückkam, meinte er, es gehöre sich nicht, daß eine Frau bei einem nackten Mann im Zimmer sitze. Aber als er hörte, wie ernst es um Bill stand, schwieg er schnell.
    Hugh hatte wieder seine Arbeitskleidung angezogen und machte die Runde im Distrikt. Zuerst ritt er zu Faceys und bat alle Männer, die zum Reiten noch nüchtern

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