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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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wartete darauf, dass sich die Brausetablette vollständig in dem Glas Wasser auflöste.
    In zehn Minuten begann die Besprechung der Ermittlungsgruppe. Sie mussten sich über den aktuellen Stand der Ermittlungen austauschen und die nächsten Schritte planen.
    Er machte sich einige Notizen und trank das Wasser in zwei raschen Zügen aus. Was war das bloß für ein Abend gewesen. Ein typischer Buthmanns-Abend eben. Als er um kurz nach halb eins seine Haustür aufgeschlossen hatte, war ihm wieder eingefallen, dass er eigentlich noch Wiebke hatte anrufen wollen. In seinem angetrunkenen Zustand hatte er ihre Nummer gewählt, doch nach zweimaligem Klingeln wieder aufgelegt. Er war sich sicher, dass sie wach geworden war. Was war er manchmal doch nur für ein Idiot? Er musste sie nach der Besprechung dringend anrufen und sich bei ihr entschuldigen.
    Es klopfte an seiner Tür. Kollege Kai Lorenz steckte den Kopf ins Büro.
    »Moin, Birger. Alles klar bei dir? Hab gehört, du arbeitest an diesem Fall mit den Wasserleichen. Keine leichte Nummer, was?«
    Andresen lächelte müde und nickte Lorenz zu. »Hattest du dich nicht zusammen mit Kregel um den Tod von Brigitte Jochimsen gekümmert?«
    »Viel war ja nicht zu tun. Wir dachten, es handele sich um einen Unfall. Alles deutete darauf hin.« Lorenz zuckte mit den Schultern. »Vor allem das Gespräch mit ihrem Sohn und dessen Frau. Sie konnten sich nichts anderes als einen Unfall vorstellen.«
    »Etwas vage, diese Theorie«, sagte Andresen.
    »Wenn du noch einmal mit ihrem Sohn sprichst, dann pass auf, dass er dir nicht an die Gurgel springt. Ein sehr ungemütlicher Mensch.« Lorenz nickte Andresen zu und verschwand.
    Schon wieder dieser Hinweis auf den schwierigen Charakter von Brigitte Jochimsens Sohn. Er hatte offenbar einen bleibenden Eindruck bei seinen Kollegen hinterlassen.
    Andresen blickte auf die Wanduhr, die über der Tür hing. Noch drei Minuten. Er nahm die Notizen, die er sich gemacht hatte, und verließ das Büro.
    Die Besprechung verlief schleppend. Zu Beginn berichtete Andresen von den Erkenntnissen, die sie bei Professor Birnbaum gewonnen hatten. Dass dieser überzeugt davon war, dass beide Todesfälle Folge von Tötungsdelikten waren.
    Die Kollegen hatten kaum Neuigkeiten zu berichten. Noch hatte niemand mit den Angehörigen von Katharina Kock gesprochen, Kregel hatte allerdings für heute Nachmittag Besuche bei ihrem Lebensgefährten und ihrem Bruder angekündigt. Immerhin erfuhr Andresen, dass die Eltern von Katharina Kock vor einigen Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren.
    Sie kamen schnell zum Ende und verteilten die Aufgaben für die nächsten Tage. Neben den Gesprächen mit den Angehörigen sollte vor allem die Frage nach dem Tatort geklärt werden. Kregel würde sich in Katharina Kocks Wohnung umsehen. Julia bekam die Aufgabe, mit der Wasserschutzpolizei zu sprechen und Details über den Flussverlauf und die Strömungsverhältnisse in Erfahrung zu bringen. Auf diese Weise wollten sie den möglichen Tatort entlang des Kanals eingrenzen. Außerdem würden noch einmal Suchtrupps eingesetzt werden, die die Uferböschungen durchkämmen sollten.
    Ida-Marie wollte versuchen, mit Hilfe der vorliegenden Informationen ein Täterprofil zu erstellen. Allen war bewusst, dass es dazu im Grunde noch zu früh war. Vor allem Andresen war jedoch der Meinung, dass es nicht schaden konnte, sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen. Vielleicht war es sogar sinnvoll, den Kriminalpsychologen Dr. Sörensen vom Landeskriminalamt hinzuzuziehen. Sie hatten mit dem Kieler Kollegen in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht.
    »Wir fahren heute Nachmittag gemeinsam zu Katharina Kocks Bruder«, sagte Andresen gegen Ende der Besprechung leise in Richtung Ida-Marie. »Und vorher machen wir noch einen kleinen Abstecher zu Brigitte Jochimsens Familie.«
    »Du willst mich wohl überall dabeihaben, was?«
    »Wenn du möchtest, kann ich auch Julia fragen.«
    »Willst du von der etwa auch was?«
    »Sehr witzig«, sagte Andresen beleidigt. Bisweilen hatte er noch immer Probleme mit ihrer frechen Art. »Halt dich bereit für später.«
    »Aye –«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach er sie. »Bis gleich.«
    Die Besprechung hatte nicht unbedingt zu einer Verbesserung seines körperlichen Zustands beigetragen. Die Kopfschmerzen waren zwar vorübergehend verflogen gewesen, mittlerweile jedoch zurückgekehrt. Schlimmer als zuvor. Jedes Bier und jeder Schnaps wurde einzeln

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