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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Freundinnen.« Sie kämpfte erneut mit den Tränen.
    »Haben Sie Kontakt zu Katharinas Geschwistern oder zu ihrem Freund?«, fragte Andresen.
    »Um ehrlich zu sein, nein. Und ihren Freund mag ich sowieso nicht. Er ist ein Scheißkerl.«
    Andresen blickte Eva Matthis an, verwundert über die plötzliche verbale Entgleisung.
    »Wie geht es ihm denn?«, fragte sie. »Spielt er den Trauernden, oder lässt er die Korken knallen?«
    Andresen erklärte ihr, dass Oliver Rehm in die Psychiatrie des Universitätsklinikums eingeliefert worden war. Eva Matthis quittierte es mit einem müden Lächeln.
    »Warum denken Sie so schlecht über ihn?«
    »Er hat Katharina nicht gut behandelt.«
    »Was heißt das? War er gewalttätig?«
    »Nein, das nicht. Aber er hat sie betrogen und belogen. Sie ist viel zu lange bei ihm geblieben.«
    »Heißt das, sie wollte ihn verlassen?«, fragte Andresen.
    »Ja, das wollte sie. Sie hatte endlich verstanden, dass er ein Idiot ist und sie etwas Besseres verdiente.« Eva Matthis' Stimme wurde wieder brüchig.
    »Glauben Sie, er hat etwas mit ihrem Tod zu tun?«, fragte Andresen direkt.
    »Oliver?«, sagte Eva Matthis überrascht. »Steht er etwa unter Verdacht?«
    »Antworten Sie einfach auf meine Frage.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie zögerlich. »Ich kann es mir nicht vorstellen, aber –«
    »Gut, das reicht schon«, unterbrach Andresen sie. Er spürte, dass ihre Antwort rein spekulativ war. »Noch mal zurück zu Katharinas Familie. Was ist mit ihrem Bruder? Kennen Sie ihn?«
    »Ich habe ihn ein einziges Mal getroffen. Tina hatte so gut wie keinen Kontakt zu ihm.«
    Andresen nickte und machte sich Notizen. Er hatte vorerst keine Fragen mehr an Eva Matthis. Viel war es nicht gewesen, was er erfahren hatte, aber besonders die Bemerkungen über Oliver Rehm hatten ihn interessiert. Und dann war da noch etwas anderes gewesen.
    Er trank seinen Kaffee aus und verabschiedete sich. Im Treppenhaus atmete er tief durch. Endlich hatten sie einen Anhaltspunkt.
    Das Foto auf dem Kaminsims war ein erster Hinweis gewesen, der ihn hatte aufhorchen lassen. Dann die Art, wie Eva Matthis »Tina« gesagt hatte, als sie von Katharina Kock sprach. Den Ausschlag hatte jedoch die Widmung in dem Amulett gegeben. Sie war eindeutig gewesen. In Liebe, deine Tina. Andresen hatte keinen Zweifel mehr daran, dass Katharina Kock und Eva Matthis ein heimliches Paar gewesen waren.
    Zurück im Präsidium trommelte er umgehend die Ermittlungstruppe zusammen und berichtete ausführlich von dem Besuch bei Eva Matthis und seinem Verdacht.
    »Wenn das wirklich stimmen sollte, hätten wir bei der Motivfrage einen großen Schritt vorangemacht«, sagte Kregel.
    Andresen nickte zurückhaltend. »Möglich, wir sollten uns aber nicht darauf versteifen«, antwortete er. »Wie passt Brigitte Jochimsens Tod dazu? Wo ist die Verbindung zu Katharina Kock?«
    »Das dürfte die entscheidende Frage sein«, entgegnete Kregel. »Wir sollten die Wohnungen der beiden noch einmal auf den Kopf stellen.«
    »Ich muss auf jeden Fall noch einmal mit Eva Matthis reden«, sagte Andresen nachdenklich. »Heute hätte ich nicht mehr aus ihr herausbekommen, aber sie weiß mehr, als sie mir gesagt hat. Und damit meine ich nicht nur ihre Beziehung zu Katharina Kock. Und wir müssen ins Uniklinikum und mit Rehm sprechen. Egal, wie es um ihn steht.«
    Andresen und Ida-Marie beschlossen, gemeinsam ins Klinikum zu fahren. Anschließend wollten sie sich die Wohnungen von Katharina Kock und Brigitte Jochimsen vorknöpfen. Julia Winter sollte vorerst die Stellung im Präsidium halten.
    Sie nahmen den Einsatzwagen der Mordkommission, einen umfunktionierten VW Passat Variant, um ins Uniklinikum zu fahren. Die Stimmung zwischen ihnen war angespannt. Nicht nur Ida-Maries gestriges Verhalten wurmte Andresen noch immer, vor allem sein Besuch bei Eva Matthis beschäftigte ihn. In seinem Kopf verfestigte sich nach und nach ein Bild. Hatte Oliver Rehm seine Freundin aus Eifersucht umgebracht? Es schien zumindest eine plausible Erklärung zu sein. Nur warum musste dann Brigitte Jochimsen sterben? Was hatte sie mit der Sache zu tun? Oder hingen die beiden Morde womöglich doch nicht zusammen?
    Andresens Handy klingelte. Eine ihm unbekannte Nummer stand auf dem Display.
    »Birger Andresen«, meldete er sich.
    Am anderen Ende meldete sich ein Mitarbeiter des Universitätsklinikums. Andresen hörte zu, was der Mann ihm mitzuteilen hatte, und beendete das Gespräch schließlich mit

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