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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Er wedelte mit dem Schriftstück, das offenbar auf einer Schreibmaschine erstellt worden war, und erklärte, worum es sich handelte. Dann begann er vorzulesen.
    Katharina,
    wir haben in den vergangenen Wochen viel über dich gehört. Das, was du hier in kurzer Zeit an Lügen verbreitet hast, zeigt deinen verlogenen Charakter. Dir ging es von Anfang an nur um deinen Platz an dieser Schule.
    Für uns alle wird es besser sein, wenn du uns so schnell wie möglich wieder verlässt. Der einfachste Weg wäre, dass du von selbst deine Konsequenzen ziehst und gehst. Andernfalls könnte es sehr ungemütlich für dich werden. Aber so weit muss es ja gar nicht erst kommen.
    Eine Kollegin
    »Der Brief ist offenbar mehrere Jahre alt.« Sibius war der Erste, der sich äußerte. »Glaubst du wirklich, dass er von Bedeutung für unsere Ermittlungen ist?«
    »Wenn das Motiv für die Morde in die Zeit fällt, als die drei Frauen gemeinsam an der Blücher-Schule unterrichtet haben, könnte der Brief damit durchaus zu tun haben«, antwortete Andresen. »Wir müssen herausfinden, wer diese Kollegin war, die Katharina Kock diesen Brief geschrieben hat.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Sibius skeptisch. »Mir erscheint das alles sehr weit hergeholt.«
    »Immerhin ist der Brief bislang der einzige Hinweis darauf, dass jemand ein Problem mit Katharina Kock gehabt hat.«
    »Du vergisst Oliver Rehm«, sagte Kregel.
    »Er war es nicht, das ergibt keinen Sinn. Warum sollte er Brigitte Jochimsen umgebracht und Hanka Weichert überfallen haben?« Andresen musste an Hanka Weicherts Personenbeschreibung denken, die auf Rehm zutraf. Trotzdem weigerte er sich zu glauben, dass er der Mann war, den sie suchten. »Hast du eigentlich schon mit ihm gesprochen?«, fragte er in Richtung Ida-Marie.
    »Noch nicht«, antwortete Ida-Marie. »Die Ärzte wollen nicht, dass er zu stark belastet wird. Sein Nervenzusammenbruch war wohl schlimmer als gedacht.«
    »Wir brauchen seine Aussage«, sagte Sibius barsch. »So ein Gespräch dauert doch nicht länger als zehn Minuten. Was den Brief angeht, werden wir ihn den Kollegen von der Spurensicherung übergeben.«
    »Was ist eigentlich mit dem Brandanschlag auf die Blücher-Schule?«, fragte Ida-Marie plötzlich. »Gibt es da schon was Neues?«
    »Nein«, antwortete Sibius. »Die Kieler Kollegen haben ihre Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.«
    »Wir sollten auf jeden Fall in Betracht ziehen, dass er in Zusammenhang mit den Morden steht«, sagte Kregel. »Apropos. Was hat denn der Psychologe vom LKA gesagt? Seid ihr mit dem Täterprofil vorangekommen?«
    Ida-Marie berichtete von ihrem Gespräch mit dem Beamten des Kieler Landeskriminalamtes. Sie hatten gemeinsam versucht, ein Profil zu erstellen und auf diese Weise den möglichen Täterkreis einzugrenzen. »Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass es sich bei den Verbrechen um einen Racheakt handeln kann. Alles deutet darauf hin, dass der Täter durch tief verwurzelte persönliche Beweggründe angetrieben wird. Vor allem die Vorgehensweise bei den Tötungsdelikten spricht dafür. Immer dasselbe Muster, die extrem aufwendige Prozedur. Das macht man nur, wenn man damit etwas zum Ausdruck bringen will.«
    Sie legte eine kurze Pause ein und schaute in die Gesichter ihrer Kollegen. »Wir glauben außerdem, dass der Täter sein, ich nenne es mal Werk , noch nicht vollendet hat. Zu diesem Schluss sind wir gekommen, weil er sehr akribisch vorgegangen ist. Die Art und Weise, die Frauen durch Ertränken zu töten, ist sehr aufwendig und bedarf einer umfangreichen Vorbereitung. Außerdem hat der Mörder kaum Spuren und keinerlei Hinweise am Tatort hinterlassen. Dr. Michael Sörensen vom LKA ist der Meinung, dass dies ein Hinweis darauf sein kann, dass der Täter uns keine Anhaltspunkte liefern will, bevor er die Sache nicht beendet hat.«
    »Dann liegen wir mit unserer Serienmörder-These also richtig«, hakte Sibius ein. Er wirkte angespannt, seine Gesichtsfarbe aschfahl.
    »Jein«, antwortete Ida-Marie. »Wir haben es nicht mit Hannibal Lecter zu tun. Also nicht mit jemandem, der Gefallen am Morden hat. Dr. Sörensen ist sich sicher, dass unser Täter die Morde nicht aus reiner Mordlust begeht, sondern aus tiefer persönlicher Rache.«
    »Was könnt ihr sonst noch sagen?«, fragte Kregel.
    »Nicht mehr allzu viel. Aber wir waren uns einig, dass der Täter nicht älter als Mitte vierzig ist. So wie die Taten abgelaufen sind, haben sie große körperliche Anstrengung gekostet.

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