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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Das spricht eher für einen männlichen Täter jüngeren Alters.«
    Die Runde blickte Ida-Marie gebannt an.
    »Wir sollten also nur bedingt nach jemandem suchen, der in das übliche Klischee eines Gewaltverbrechers passt. Wahrscheinlicher ist, dass wir es mit dem typischen Normalbürger, wenn es den denn überhaupt gibt, zu tun haben. Ab und zu bricht er aus seinem Alltag aus, um seinen Racheplan auszuführen. Das Ganze ist in diesem Bericht nachzulesen.« Ida-Marie nahm einen Stapel Papier vom Tisch und hielt ihn hoch.
    »Danke, Ida-Marie«, sagte Andresen und zwinkerte ihr zu. Wieder wich sie seinem Blick aus. »Ich denke, wir haben eine Menge darüber erfahren, mit was für einem Menschen wir es möglicherweise zu tun haben.« Er stand auf. »Wie bereits gesagt, schlage ich vor, unsere Ermittlungen auf Hanka Weichert sowie auf die Blücher-Grundschule zu konzentrieren. Mir ist bewusst, dass Ermittlungen an einer Schule höchst brisant sind. Aber uns bleibt keine andere Wahl.«
    Er nahm sich einen dicken Filzschreiber und trat an das Flipchart. »Zunächst müssen wir mit den Lehrern reden, die damals Teil des Kollegiums waren. Dann mit dem Hausmeister. Die haben in der Regel den tiefsten Einblick in das Leben einer Schule. Und wahrscheinlich werden wir auch nicht darum herumkommen, mit einigen Schülern zu sprechen. Das wird nicht einfach werden, aber ich sehe keine Alternative dazu.«
    »Mir scheint es sinnvoller zu sein, mit ehemaligen Schülern zu sprechen, die in dem Zeitraum an der Schule waren, als die drei Frauen gemeinsam unterrichtet haben«, warf Kregel ein. »Wir können uns die Namen geben lassen.«
    »Ich will ja nicht rumnörgeln«, sagte Ida-Marie. »Aber wer soll denn diese ganzen Gespräche führen?«
    Andresen sah sie überrascht an, ehe er sie wieder mit einem milden Lächeln bedachte. »Im Augenblick ist das unsere einzige Chance. Oder hast du einen besseren Vorschlag?«
    »In Ordnung«, sprang Sibius ihm zur Seite. »So gehen wir vor. Die Aufgaben müssen allerdings sinnvoll verteilt werden.«
    »Ida-Marie, Ben und ich führen die Gespräche. Dazu muss einer hier die Stellung halten und die Recherchearbeiten übernehmen. Wir brauchen die Namen und Adressen aller in Frage kommenden Personen.«
    Julia Winter räusperte sich. »Wenn ich das richtig sehe, bin ich die Einzige, die noch etwas Luft hat.«
    »Schön. Ich schlage vor, wir legen sofort los.« Andresen beendete die Sitzung, ordnete seine Unterlagen und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er stehen und blickte sich nach Ida-Marie um. Doch sie hatte das Besprechungszimmer bereits verlassen. So schnell, dass es ihm wie eine Flucht vor ihm erschien.
    Eine halbe Stunde später hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Noch heute wollte er mit den Gesprächen an der Schule beginnen. Sein Handy vibrierte, eine SMS war eingegangen. Hastig drückte er auf die kleinen Tasten. Die Nachricht war von Wiebke.
    Hallo. Hoffe, dein Tag hat gut angefangen. Schade, dass wir gestern nicht mehr gesprochen haben. Freue mich auf Samstag! hdl Wiebke .
    Andresen starrte auf das Display und musste an die gestrige Nacht denken. Erneut schnürte ihm das schlechte Gewissen die Luft ab. Was für ein Idiot er nur gewesen war, dass er für eine Nacht mit Ida-Marie seine Beziehung mit Wiebke aufs Spiel setzte. Oder glaubte er ernsthaft, dass sich mehr zwischen ihm und seiner Kollegin entwickeln würde?
    Er tippte auf den Tasten herum und versuchte eine Antwort zu formulieren, als es an seiner Tür klopfte. Es war Ida-Marie, die den Kopf hereinstreckte. »Wollen wir zusammen an die Schule fahren? Vielleicht können wir später auch noch reden.«
    Andresen legte das Handy zur Seite und blickte sie an. »Ich wollte eigentlich …« Er stockte. »Okay, lass uns zusammen fahren. Je eher wir die Gespräche führen, desto besser. Und du hast recht, wir beide müssen auch noch etwas besprechen.«
    Sie betraten die Grundschule an der Blücherstraße um kurz vor elf. Das erste Gespräch hatte Andresen mit Dieter Lohberg, dem Hausmeister der Schule, vereinbart. Er erwartete sie bereits im Foyer.
    »Da sind Sie ja«, rief Lohberg schon von Weitem. Den grauen Haaren und dem leicht gebückten Gang nach zu urteilen, musste er kurz vor der Pensionierung stehen. Er trug eine abgewetzte Jeans und ein Holzfällerhemd, das seine besten Tage ebenfalls hinter sich hatte. Andresen hatte das unbestimmte Gefühl, schon einmal mit dem Mann zu tun gehabt zu haben.
    »Guten Morgen, Herr

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