Traveler - das Finale
machte sie nervös. Sie kniff die Lippen zusammen, um nicht damit herauszuplatzen.
Gabriel stellte sich in die Mitte des Restaurants. Als er die Hände hob, verstummten alle Gespräche. »Dies ist das erste Treffen des weltweiten Widerstands. Ich möchte mich bei euch allen für euer Erscheinen bedanken. Jugger hat mir gesagt, dass unsere japanischen Freunde am Frankfurter Flughafen festsitzen, aber dafür sind Vertreter aus den USA, Kanada, Australien und Polen gekommen.
Ihr seid das Herz, das Fundament der Bewegung. Nachdem ich unseren nächsten Schritt erläutert habe, möchte ich, dass ihr euch alle persönlich kennen lernt. Die Menschen in diesem Raum sind unterschiedlicher Herkunft und sprechen verschiedene Sprachen. Einige von euch haben unkonventionelle politische Ansichten, während andere sich als liberal oder konservativ bezeichnen würden. Aber das gemeinsame Anliegen eint uns. Es kümmert sich nicht um die herkömmlichen politischen Schubladen. Die echte Trennlinie in unserer Gesellschaft verläuft zwischen jenen, die Bescheid wissen, und jenen, die sich weigern, die Augen zu öffnen.
Für jeden der hier Anwesenden gab es einen bestimmten Punkt, an dem ihm oder ihr zum ersten Mal klar wurde, dass die neuen Technologien ein System der ständigen Überwachung errichten. Dieses System wird eure Bewegungen verfolgen und euer Handeln beobachten. In ein paar Jahren
wird es euer Verhalten lenken und die Gedankenfreiheit abgeschafft haben, die unsere Demokratie erst möglich macht. Aber wir werden es mit diesem System aufnehmen und es zerschlagen.
Die Überwachungskameras sind nur der sichtbare Teil einer grundlegenden Veränderung unserer Gesellschaft. Wir steuern auf eine Zukunft zu, in der ein jeder von uns zu einem Objekt mit Strichcode degradiert wird – in einer Welt der Objekte. Während unsere Angst und der Alltagsstress uns unter Druck setzen, werden wir scheinbar noch die Wahl haben. Ich sage ›scheinbar‹, weil der Lauf unseres Lebens vom Tag unserer Geburt an gesteuert werden wird.
Die Menschen in diesem Raum haben den ersten Schritt gewagt. Ihr habt durchschaut, was vor sich geht und dass unsere Freiheit auf dem Spiel steht. Die Frage ist: Wie können wir all das verhindern?
Die Tabula und ihre Verbündeten sind einflussreich genug, um jeden herkömmlichen Protest im Keim zu ersticken. Sie sind wie ein riesiger Goliath, der das Schlachtfeld mit Schwert und Schild betritt. Wenn wir siegen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als in die Rolle eines modernen David zu schlüpfen. Wir müssen den Feind mit schnellen, effektiven Angriffen überraschen. Wir müssen den Versuch, uns zu organisieren, bis zum letzten Augenblick geheim halten, damit unsere Bewegung nicht verraten und zerschlagen wird.
Die meisten von euch haben sicher vom Nachtfalken gehört – dem Programmierer unserer Verschlüsselungstechnik. Er hat ein Programm geschrieben und im Internet ausgesetzt, das sich ›Offenbarungswurm‹ nennt und das mir die Möglichkeit geben wird, zu Menschen in aller Welt zu sprechen. Eric, wenn du bitte ein wenig mehr darüber sagen könntest …«
Der Nachtfalke ließ seinen Rollstuhl einige Meter vom Tisch zurückfahren. Obwohl er gelähmt war, wirkte er glücklich darüber, das Studentenwohnheim endlich einmal verlassen
zu haben. »Ich habe die Offenbarung vor sechs Tagen ausgesetzt. Meiner Schätzung nach versteckt das Programm sich inzwischen auf acht bis zehn Millionen Rechnern, und jeden Tag kommen Millionen neue hinzu. Vergesst nicht, dass dieser Wurm nur ein einziges Mal aktiviert werden kann. Die Gegenseite wird unverzüglich damit beginnen, die Sicherheitslücke zu stopfen. Denkt also gut nach, bevor ihr auf den Startknopf drückt.«
Gabriel nickte, und der Nachtfalke fuhr wieder an den Tisch zurück. »Sobald ich meine Ansprache halte, sollte der Widerstand an die Öffentlichkeit gehen und seine weltweite Anwesenheit demonstrieren. Einige von euch haben kein Problem damit, bei Protestmärschen mitzulaufen – betrachtet euch als die ›Stimme der Straße‹. Andere hier wissen, wie man die Medien und die Politik beeinflussen kann. Ihr seid die ›Stimme des Forums‹ und solltet euch auf die Aktivitäten der Evergreen Foundation konzentrieren. Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen beide Gruppen ihr Bestes geben. Ihr müsst so schnell wie möglich mit der Planung beginnen. Sendet eine kurze Beschreibung eurer Projekte an Linden. Er koordiniert die Strategie und wird
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