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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Zen-Meister bei seinem Versuch, seinen Körper zu verlassen.«
    »Wann haben Sie angefangen, Bücher zu verkaufen?«
    »Als Sparrow tot war, bin ich ins Krankenhaus gefahren, um seinen Leichnam zu holen. Ich wurde fotografiert, und am nächsten Tag erschien mein Bild in allen Zeitungen. Unter dem Foto stand: ›Der Freund des Irren.‹ Einer meiner Widersacher im Kollegium schnitt es aus und pinnte es im Lehrerzimmer an die Wand. Ich war zutiefst gedemütigt, und meine Schüler lachten mich aus. Also wurde ich Buchhändler. Ich war kein ehrenwerter Mann mehr, deswegen blieb mir eine Heirat verwehrt.« Kotani schlug sich mit der Faust auf
die Brust. »Ich hätte in jener Nacht an Sparrows Seite sterben sollen, aber ich war zu feige.«
    Das Taxi hielt vor der U-Bahn-Station Shibuya, und der Buchhändler führte Hollis durch eine sanft ansteigende Straße bis in ein Viertel, in dem Hunderte von Liebeshotels eröffnet hatten. Einige hatten schlichte, weiße Fassaden, aber die meisten waren hell erleuchtet und grellbunt gestrichen. Sie kamen an einem französischen Miniaturschloss, einer Schweizer Almhütte und einem griechischen Tempel vorbei, in dessen Wandnischen nackte Gipsstatuen standen. Hatte ein Auto das Hotel erreicht, verschwand es über eine Rampe in der unterirdischen Parkgarage.
    Auf der Mitte der Anhöhe blieb Kotani vor einem Hotel stehen, das einer gotischen Burg nachempfunden war. Es gab einen Wassergraben, eine Zugbrücke und eine Putzfassade mit aufgemalten Bruchsteinen. Oben auf dem spitzen Dach befanden sich Fahnenmasten, an denen rosa Banner müde im Wind flatterten.
    »Hier treffen wir Senzo und seinen Freund«, erklärte Kotani. »Er wollte Sie nicht in seinem Haus empfangen.«
    Sie überquerten die Brückenattrappe und stießen eine schwere Holztür auf. In der Hotellobby standen keine Sessel oder Tische, dafür zog sich an einer Wand eine lange Reihe von Verkaufsautomaten mit Kondomen, Bier und Energiedrinks hin. An der Wand hingen Fotos der zwölf Suiten des Hotels. Ein Raum sah aus wie ein mittelalterlicher Kerker, ein anderer wie eine Strandhütte.
    Kotani wählte ein Zimmer im afrikanischen Stil. Er drückte auf einen roten Knopf, woraufhin das Lämpchen über dem Foto augenblicklich erlosch. Vor einer Wandnische, in der sich die Rezeption befand, hing ein auf halber Höhe abgeschnittener Vorhang, so dass der Hotelangestellte und der Gast einander nicht ins Gesicht blicken konnten. Kotani legte ein Bündel Geldscheine auf den Tresen, das von einer Frauenhand
weggenommen und durch eine Plastikkarte ersetzt wurde. Sekunden später war ein Windspiel zu hören, und die Türen des Aufzugs öffneten sich wie von Geisterhand.
    Kotani wählte eine Nummer und sprach ein paar Worte in sein Handy. Sie betraten den Aufzug, der langsam nach oben fuhr. »Warum können wir den Fahrstuhl nicht selbst bedienen?« , fragte Hollis.
    »Man kann nur bis in den gewählten Stock fahren. So soll verhindert werden, dass Gäste einander im Flur begegnen.«
    Im zweiten Stock zog Kotani die Chipkarte durch das Schloss von Zimmer Nummer neun, und die Tür öffnete sich mit einem Klicken. Das afrikanische Zimmer entsprach dem Foto in der Lobby, aber der Läufer aus Zebrafell war abgewetzt, und die Luft stank nach Zitrone und Desinfektionsmittel.
    Hollis ging ins Badezimmer und entdeckte exotische Kunstpflanzen und einen Whirlpool in einem falschen Steinbecken. Er ging ins Schlafzimmer zurück, zog die Vorhänge mit Leopardenmuster auf und warf einen Blick auf die von Laternen erhellte Straße. Keine Feuertreppe. Die Tür war der einzige Fluchtweg.
    »Wo ist der Schrank?«
    Kotani wirkte verwirrt.
    »Die meisten Hotelzimmer verfügen über einen Wandschrank.«
    »Hier bleibt niemand länger.«
    Hollis inspizierte die afrikanische Holzschnitzerei an der Wand und das Bett auf vier schweren Pfosten, über dem ein Moskitonetz hing. Kotani, der immer noch ein wenig betrunken wirkte, ließ sich lächelnd auf einen Rattansessel sinken. »Warum so misstrauisch? Niemand weiß, dass wir hier sind.«
    »In wenigen Minuten taucht ein Fremder hier auf, um mir eine Waffe zu verkaufen. Vielleicht beschließt er, die Waffe zu behalten und mein Geld trotzdem mitzunehmen?«

    »Es besteht kein Grund zur Sorge, Mr. Wilson. Sie sind hier die verdächtige Person, nicht Mr. Senzo. Als Sie bei mir im Laden waren, hielt ich Sie zunächst für einen Söldner der Tabula.«
    »Sie werden mir wohl oder übel vertrauen müssen.«
    »Ich weiß, wer Sie

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