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Treffpunkt Irgendwo

Titel: Treffpunkt Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fuchs
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irgendwelche Kellerpartys, zu Punkkonzerten in heruntergekommenen Garagen, aber nicht zu regulären Konzerten. Und dass er die Band schon einmal gesehen hatte, sogar plante, ihr zu weiteren Konzerten nachzureisen, fand ich total unpassend.
    Offenbar hatte Len Geld. Ich Idiot hatte mir Sorgen um ihn gemacht, ihm Kaffee und Croissants gekauft.
    Obwohl die Musik wie erwartet abgefahren war, die Kerle vorne auf der Bühne ein erstklassiges Konzert ablieferten, drehte sich alles in meinem Kopf um Len. Und irgendwie war mir nach diesem kurzen Gespräch mit Len an der Bar der Abend verdorben. Meine Stimmung kippte, ich hatte keine Lust mehr aufs Tanzen, mir wurde die Musik zu laut und die Luft zu stickig.
    »Ich bin mal kurz draußen, frische Luft!«, schrie ich Mia ins Ohr. Die nickte nur und starrte weiter wie hypnotisiert auf den Bassisten, der ihr so gut gefiel. Ich glaube, wenn sie nicht zu alt dafür gewesen wäre, dann hätte sie sich ein Poster von dem Kerl über ihr Bett gehängt.
    »Alles okay?« Ich stand vielleicht seit zehn Minuten draußen, überlegte, ob ich Mia eine SMS schicken sollte, dass ich bereits heim sei, als überraschend Len neben mir auftauchte.
    »Klar, wieso nicht.«
    »Weil du plötzlich weg warst.«
    »Kurz frische Luft schnappen.«
    »Und, wieder rein?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ist irgendwie vorbei. Kennst du das, der Faden abgerissen oder so. Anschluss verloren.«
    »Klar. Mein Leben ist so.«
    »Hui.« Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet.
    »Darf ich dich auf was einladen?«
    »Musst du nicht!«
    »Ich weiß, dass ich das nicht muss. Aber ich möchte.« Da war es wieder, dieses Lächeln in seinen Augen, das ich damals für einen kurzen Augenblick vor dem besetzten Haus erlebt hatte.
    »Warum nicht.« Ich machte Anstalten, wieder ins S036 zurückzugehen.
    »Nicht da, lass uns woandershin gehen«, hinderte mich Len und zeigte in Richtung Heinrichplatz. Dort war jede Menge los. Kneipenbesucher, die unterwegs waren, andere, die auf der Straße standen und rauchten oder sich einfach unterhielten.
    »Du willst nicht zurück zum Konzert?«, fragte ich erstaunt. »Aber ich dachte…«
    »Ich sehe sie ja noch mal in Freiburg.«
    »Okay!«, antwortete ich gedehnt. »Ich muss nur kurz meinen Freundinnen Bescheid geben.«
    Ich zog mein Handy aus der Jackentasche und simste Mia, dass ich bereits nach Hause sei, Kopfschmerzen. Und dass sie sich keine Gedanken machen sollten.
    »So eins hätte ich auch gerne.« Len hatte gewartet, bis ich fertig war, dann streckte er die Hand aus. »Darf ich mal?«
    »Klar!« Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken. »Wenn ich es wiederbekomme.«
    »Hey, sehe ich aus wie jemand…«
    »Ja!«, unterbrach ich ihn.
    »Na, dann pass lieber auf.« Er gab mir mein Smartphone zurück. »Ein schönes Teil.«
    »Finde ich auch.«
    Ich ging neben ihm die Oranienstraße hinab. »Ist mir schon mal geklaut worden«, wagte ich einen kecken Vorstoß, nicht wissend, wie er darauf reagieren würde.
    »Echt? Wer macht denn so was?«
    »Weiß nicht. So ein Kerl. Aber ich habe es mir zurückgeholt.«
    »Echt mutig.«
    »Fand ich auch.«
    »Hunger?« Len stoppte vor einem winzigen indischen Imbiss mit nass angelaufener, beschlagener Eingangsscheibe.
    »Nicht direkt.«
    »Täusche dich nicht bei dem Laden hier. Zwar klein, aber billig und echt gut.«
    »Na gut, warum nicht.«
    Und so landeten wir im Sharma. Der Raum hinter der Eingangstür bot gerade einmal Platz für vier kleine Tische mit jeweils zwei Stühlen. Einer davon wurde gerade frei.
    »Glück gehabt!«, seufzte Len erleichtert, während wir die noch warmen Stühle belegten. »Meistens stehen die draußen Schlange.« Er zog seine Lederjacke aus und hängte sie über die Stuhllehne. Er trug ein graues Langarm-Shirt, darüber eine schwarze verwaschene Sweaterjacke mit Kapuze. Mir fiel erneut auf, wie anders er aussah. Irgendwie so sauber, sogar seine Hände.
    Der Tisch zwischen uns war noch nicht abgeräumt und ungeniert nahm sich Len den angebrochenen frittierten gebackenen Teigfladen, den die Vorgänger übrig gelassen hatten, und murmelte: »Das Bathura hier ist klasse. Wäre doch schade drum.«
    »Wenn du es sagst.«
    Da ich sagte, ich hätte nur einen kleinen Hunger, bestellte Len für uns beide zusammen ein vegetarisches Curry, dazu Bathura und Naan, das einfache indische Fladenbrot. Außerdem zwei Bier. Er zahlte dem Mann hinter der kleinen Durchreiche zur Küche dafür nicht einmal acht Euro. Für alles

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