Treffpunkt Irgendwo
bei Milo.« Ich zeige hinüber zu der Surfschule. »Len hat mir geschrieben, dass er es hier erst ziemlich perfekt fand. Aber immer nur Strand wurde ihm irgendwann langweilig, und außerdem nerven die Touris, sagte er. Immer nur Urlaub geht nicht.«
»Das sehe ich anders«, widerspricht Mark. »Hier könnte ich ewig abhängen. Und mal sehen, vielleicht werde ich das auch machen. Ich muss nicht zurück, die Schule ist vorbei.«
»Du hast es gut. Na ja, wie gesagt. Len lebt jetzt nördlich von Lissabon.« Ich strecke mich. »Da gibt es eine Gegend, die ist den Portugiesen zu hoch, zu weit ab vom Schuss, im Winter nur Schnee und so. Für die Leute von hier inzwischen uninteressant. Die, die dort früher lebten, wollten alle nur weg. Len sagt, da ist er richtig und da sucht ihn keiner.
»Wie kommst du dahin?«
»Mit dem Bus.« Ich ziehe einen Zettel aus der Tasche. »Hier, alles organisiert. Und ihr seid wirklich nicht böse?«
»Nach der Geschichte?« Vincent zuckt mit den Schultern. »Geht einfach nicht, selbst wenn ich es wollte. Außerdem, diese Wellen. Das ist der geilste Surfspot der Welt.«
»Also, dann ist es jetzt für euch okay, wenn ich meinen Rucksack nehme und abhaue?«
»Wenn du das so willst.«
»Und wie ich das will.«
»Dann treffen wir uns in etwa drei Wochen in Lissabon«, fragt Mark, dem der VW-Bus gehört.
»Alles klar. Lasst von euch hören. Ach ja, Len sagt, da oben ist kein guter Netzempfang. Also besser eine SMS, die kommt irgendwann dann garantiert an.«
»Machen wir.«
»Irgendwie beneide ich dich«, sagt Charlotte, während ich meinen Rucksack schultere.
»Ich nicht!« Mark boxt Vincent in die Seite. »Los, Bretter raus und packen wir es an.«
Ich verabschiede mich von den dreien und gehe langsam zur Bushaltestelle. In einer halben Stunde wird der Bus kommen.
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Ausblick
D er kleine Bus schraubt sich eine weitere Serpentine hinauf, vier Stunden Fahrt habe ich inzwischen seit Lissabon hinter mir. Ich kann nicht mehr. Mir ist schlecht, ich bin müde. Schräg vor mir sitzen zwei alte Männer, sie sehen mich an und reden über mich. Sie wissen nicht, dass ich ein bisschen Portugiesisch kann, sonst hätten sie bestimmt den Mund gehalten.
Der Bus bremst abrupt, am Straßenrand steht ein junger Mann mit erhobener Hand. Der Busfahrer öffnet die Vordertür, der Mann steigt ein. Die Sonne fällt auf sein braun gebranntes Gesicht und seine halblangen braunen Haare. Er trägt eine helle Jeans und ein hellgraues Arbeiterhemd.
Es ist Len.
Er sieht total verändert aus, aber ich erkenne ihn an seinen lächelnden Augen und seinen Grübchen.
»Da bist du ja endlich«, sagt er.
»Da bin ich!«
Ich springe auf, stürme mit dem Rucksack in der Hand nach vorne, falle in Lens Arme, drücke ihn und bin endlich angekommen.
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