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Treffpunkt Irgendwo

Titel: Treffpunkt Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fuchs
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Mia, die ja totaler Spanien- beziehungsweise Barcelonafan war, hatte uns so überzeugend von ihnen vorgeschwärmt, dass ich mich hatte überreden lassen.
    »Che Sudaka sind ein absolutes must! Ehrlich, wer die Chance bekommt, die zu sehen, der müsste bescheuert sein, wenn er nicht hingehen würde. Die sind absolut hot, Barcelona pur, die sind einfach nur geil.«
    Also habe ich zugesagt und Franzi war wegen Zerved mit, ihrem Freund. Die beiden waren seit drei Jahren zusammen, ein nettes Duo.
    Und da war dann Len. Er saß einfach so auf einer Bank in Kreuzberg am Mariannenplatz in der Sonne.
    Ich weiß nicht, ob er mich auch bemerkt hatte, ich erkannte ihn natürlich sofort wieder. Er sah gut aus, ganz anders als bei unserer letzen Begegnung. Fast schon erholt. Von dem versoffenen Penner keine Spur, und das, obwohl er die für Berliner Punks offenbar obligatorische Bierdose in der linken Hand hielt.
    Ich bin mit meinen Leuten an ihm vorbeigegangen, habe ihn weder gegrüßt noch versucht, mich bemerkbar zu machen. Ich habe ihn einfach nur registriert.
    Zu meiner großen Überraschung begegnete ich ihm dann jedoch noch ein zweites Mal an diesem Tag. Am Abend während des Konzertes, an der großen, geschwungenen mit Alublechen verkleideten Bar in der alten großen Halle des S036.
    Womit ich nun überhaupt nicht gerechnet hatte. Denn die Eintrittskarte hatte vierzehn Euro gekostet, für mich nicht so wahnsinnig viel Geld, doch dass jemand wie Len Geld für Konzertbesuche hatte, fand ich befremdlich. Wer auf der Straße lebte, der ging doch nicht auf Konzerte.
    »Tag!«, rief ich ihm zu, als er plötzlich unmittelbar vor mir stand. Ich hatte inzwischen auch ein Bier in der Hand und prostete ihm zu.
    »Du hier?«, brüllte er zurück. Die Musik war wirklich absolut geil, wild und laut. Der Saal kochte, bereits beim ersten Song hatten alle begonnen abzuhotten. Aber das ging auch gar nicht anders. Die Musik war einfach irre.
    »Das habe ich mich auch bei dir gefragt!«, schrie ich.
    »Was sagst du… Jana?« Er beugte sich vor, schob seinen Kopf neben mein Ohr.
    »Ich sagte, das habe ich mich auch bei dir gefragt, Len.«
    »Verstehe.« Er zog den Kopf etwas zurück und nickte. »Das kann man sich nicht entgehen lassen. Die sind einfach nur geil. Augenblicklich echt die geilste Band der Welt.«
    »Ach!«
    »Ich habe die bereits bei ihrer letzten Tour gesehen.« Er beugte sich erneut vor, damit ich ihn besser verstehen konnte. Wobei mir auffiel, dass er nicht unangenehm roch. Neulich am Alex, da hatte er regelrecht gestunken, nach Siff und Schweiß, Urin, nun aber roch ich fast gar nichts.
    »Echt hart. Und wahrscheinlich fahre ich noch mit ein paar Kumpels nach Freiburg. Oder Bukarest. Da spielen die noch mal.«
    »Toll!« Ich war irgendwie perplex.
    »Aber dass jemand wie du deren Musik kennt, wundert mich.«
    »Warte mal!«, gab ich etwas gekränkt zurück. »Wieso sollte ich nicht Che Sudaka kennen? Sehe ich so aus, als ob ich nur…« Mir fielen auf die Schnelle nur Die Fantastischen Vier ein.
    »Ne, nach Fanta siehst du nicht aus. Eher nach…« Len grinste breit: »Vielleicht Pur?«
    »Danke, das betrachte ich aber als Beleidigung.« Ich grinste ebenfalls, schrie: »Viel Spaß dann noch!«, und dann drehte ich mich einfach um und ließ ihn stehen.
    Die ganze Zeit aber, während ich mit Mia und Zerved am Abhotten war, beobachtete ich ihn. Er war vorne im harten Kern zugange: Pogo, Anrempeln, da ging es derb zur Sache und man geriet besser nicht zwischen diese wild Tanzenden. Einmal schaffte er es sogar, auf die Bühne zu kommen, und drehte dann erst recht auf, mit Stagediving und allem. Und ja, er hatte recht, räumte ich innerlich ein. Im Grunde gehörte er viel mehr hierher als ich und meine Freunde. Von Mia wusste ich, auch Che Sudaka hatten viele Jahre auf der Straße gelebt, waren ursprünglich Straßenmusiker gewesen, bevor der Erfolg sie erwischt hatte. Um uns herum schwitzende tanzende Leiber. Ich ließ mich einfach von der Menge tragen. Und auch die Art und Kraft ihrer Musik passte besser zu Len. Dennoch, das ging für mich nicht zusammen, das gehörte sich einfach nicht. Jemand, der vermutlich bettelte und auf der Straße oder in irgendwelchen besetzten Häusern schlief, der durfte sich nicht einfach so eine Konzertkarte für eine der momentan angesagtesten Bands kaufen, haderte ich innerlich mit mir selbst. Wobei ich das aber niemals laut gesagt hätte. Leute wie er, die gingen zu Umsonst und Draußen, auf

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