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Treffpunkt Irgendwo

Titel: Treffpunkt Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fuchs
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zusammen. Der Laden war wirklich billig.
    »Len, also, das…« Ich zögerte, merkte jedoch, dass ich diese Frage unbedingt loswerden musste, vorher konnte ich mich nicht auf diesen Abendverlauf einlassen. »Wieso hast du Geld?«
    »Du meinst, weil ich doch auf der Straße wohne und eigentlich eher so etwas bin wie ein Penner?«, antwortete er mit einem spöttischen Unterton. Seine Augen glänzten und mir fiel auf, dass sie heute größer wirkten.
    Ich nickte.
    »Also, damit das klar ist, ich gehe weder auf den Strich, noch habe ich irgendwelche Autos geknackt.« Len lehnte sich zurück und fuhr sich mit der rechten Hand in einer irgendwie eitlen, beinahe provokanten Geste über seinen Iro. »Ich hab momentan einfach eine gute Zeit, einen richtigen Lauf. Das mit dem Scheibenwischen geht echt gut. Massenhaft Touris. Die meisten zahlen sogar dafür, dass man nicht putzt. Und wenn man da dranbleibt, dann hast du echt ratzfatz ’nen Fuffi zusammen.«
    »Aha.«
    »Und Miete und so is ja nicht, ich wohne gerade bei einem Kumpel, der hat über Hartz IV ’ne Wohnung.«
    »Verstehe…«, sagte ich.
    »Ist aber nur für den Übergang. Ella und ich haben das mit dem Autowischen nur wegen dem Konzert gemacht. Ich stehe nicht so auf Arbeit.« Er hippelte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Und aus der Wohnung muss ich auch bald raus. Nur noch Siff. Die haben dem schon gekündigt. Kai hat das nicht hinbekommen. Ist wieder voll drauf. Der Entzug war voll umsonst.«
    »Verstehe.« In Wirklichkeit verstand ich jedoch gar nichts. Dieser Len hier, der Kerl, der mir nun gegenübersaß, hatte so gut wie gar nichts mit dem Typen zu tun, den ich meinte, kennengelernt zu haben. Der Len, den ich kannte, der war schweigsam, zurückhaltend, fast schon schüchtern gewesen. Und nun saß mir dieser aufgedrehte Kerl gegenüber, der vor Selbstzufriedenheit strotzte.
    »Ja, ist so«, plapperte Len ungestört weiter. »Aber hey, es wird warm. Da ist es draußen eh besser.«
    »Klar, der Sommer kommt«, stimmte ich ihm zu.
    »So ist es.« Len rieb sich mit dem Zeigefinger der linken Hand an der Nase, als ob es ihn jucken würde, zugleich zog er laut den Rotz hoch.
    »Wann kommt denn endlich unser Essen?« Mit einer fahrigen Bewegung versuchte er, durch die Durchreiche in die Küche zu sehen.
    »Du hast doch gerade erst bestellt!«, wandte ich ein.
    »Echt?« Len war von meiner Bemerkung so offensichtlich überrascht, dass ich stutzte.
    »Aber ist ja egal.« Len beugte sich wieder vor, stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch auf und ein neuer Redeschwall stürzte auf mich ein. Über Che Sudaka, über das Konzert damals, als sie noch ein Geheimtipp waren, und wie cool die Kerle doch waren.
    Ich weiß nicht, wieso, aber plötzlich fühlte sich das alles falsch an.
    Ich weiß nicht, was ihn verriet, vermutlich sein Überdrehtsein, dies getriebene, gehetzte Erzählen, die glänzenden Augen mit den geweiteten Pupillen oder dass er nun so ganz anders war, als ich ihn bislang erlebt hatte.
    Jedenfalls kapierte ich es irgendwann.
    Was Len hier durchzog war die totale Blendenummer.
    »Sag mal, bist du irgendwie drauf oder was?«, unterbrach ich ihn.
    Er stockte, sah mich an, seine blendende Fassade bekam plötzlich Risse, seine Augen hielten meinem fragenden Blick nicht stand und suchten sich einen Punkt hinter mir an der Wand.
    »Wie, ne, wie meinst du das?«, stammelte er.
    »Du bist doch auf irgendwas drauf«, setzte ich nach. »Verarsch mich nicht. Ich bin doch nicht blöd.«
    »Okay, wir haben bisschen gekokst. Fürs Konzert. Man gönnt sich ja sonst nichts.« Er versuchte ein Lächeln, doch raffte er sofort, dass er damit bei mir nicht landen konnte. Ich hasste Leute, die breit waren. Und noch mehr hasste ich Leute, die glaubten, breit bei mir landen zu können. Obwohl meine Schule im biederen Marienfelde lag, war es ja dennoch nicht so, dass dort nicht gekifft, in den Pausen gedealt und bei irgendwelchen Partys wer-weiß-was eingeworfen wurde.
    »Oh Mann, du bist echt ein Arschloch!« Ich stand so ungestüm auf, dass mein Stuhl umfiel. Doch war mir das egal, ich war so sauer. Dieser Arsch, dachte ich mir. Versucht der tatsächlich, mich breit abzuschleppen, macht hier einen auf coolen Kerl und ist doch nur ein kleiner vollgedröhnter Penner.
    »Jana, warte!« Len kam mir auf die Straße hinterhergerannt. Er packte mich wie damals im Kessel an der Schulter, diesmal jedoch schob ich seine Hand weg.
    »Arschloch.«
    »Jana, bitte!« Von dem eben noch

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