Treffpunkt Las Vegas
er schließlich Philips Vater und der festen Überzeugung ist, daß er nur das Beste für seinen Sohn im Auge hat. Nur aus diesem Grund hat er sich in den Heiratsplan Philips eingeschaltet.«
»Natürlich.«
»Er möchte aber auch nicht, daß sein Sprößling allzusehr unter dieser... gescheiterten Hochzeit leidet. Wenn sich nun herausstellt, daß seine Braut ihm einfach auf und davon gelaufen ist — so nimmt er an — wird Philip leichter darüber hinwegkommen. Sobald Philip aber in der Vorstellung lebt, das Mädchen sei entführt worden oder sonst irgendwie in Gefahr, ohne daß er zu ihrer Rettung selbst etwas unternommen hätte, dann würde er wohl niemals Ruhe finden. Eine solche Nervenbelastung könnte seine ganze Laufbahn gefährden. Wir sehen ja selbst, wie es im Augenblick um Philips Gemüt bestellt ist.«
Bertha zeigte ein Gesicht, das erkennen ließ, wie sehr Begreifen und Ratlosigkeit miteinander stritten. »Ja, aber...«
»Ist doch ganz einfach. Philips Vater war klug genug, das vorauszusehen. Du mußt auch berücksichtigen, daß er sich quasi als Amateurpsychologe fühlt und Psychologie als Hobby betreibt.«
»Jetzt verstehe ich«, platzte Bertha heraus. »Er konnte ja nicht einfach den Brief Corlas aus der Hosentasche ziehen und zu Philip sagen, >Schau, was ich hier Schönes gefunden habe<. Der Brief mußte zuerst an einen Ort gebracht werden, damit er von einer neutralen Person, in diesem Falle von dir, gefunden werden konnte.«
»So ist es. Dieser Brief soll ja der untrügliche Beweis dafür sein, daß Corla freiwillig verschwunden ist. Whitewell wünscht, daß wir ihn finden, und er ist auch bereit, sich das Finden etwas kosten zu lassen. Sobald wir ihn zutage gefördert haben, wird er ihn dann seinem Sohn zeigen.«
Bertha blinzelte verständnisinnig mit den Augen. »All right, Liebling. Wenn Whitewell es durchaus auf diese Tour haben will, dann werden wir eben ein wenig Ringelreihen mit ihm spielen. Wir werden auf der Stelle treten, für sechs Tage Honorar kassieren, den Brief offiziell erst am siebenten Tage finden, so daß er auch noch die Prämie zahlen muß, und ihn auf diese Weise lehren, was es kostet, uns für dumm verkaufen zu wollen. So ist doch dein Plan, nicht wahr, Liebling?«
»Eigentlich nicht ganz so.«
»Wie denn?«
»Es wird wohl ziemlich auf dasselbe herauskommen. Wenn ich ihn jetzt beschuldige, die Abfassung und Absendung des Briefes veranlaßt zu haben, um Corla loszuwerden, dann werde ich nie herausbekommen, ob er es getan hat oder nicht...«
»Donald!« Bertha schlug wieder einen geschäftlichen Ton an. »Was denkst du dir eigentlich? Dieser Mann ist unser Auftraggeber, du kannst ihn doch nicht mir nichts, dir nichts beschuldigen. Das geht auf keinen Fall.«
»Das will ich auch nicht. Aber wenn wir unser Wissen noch eine Weile für uns behalten, dann wird er wohl bald versuchen, etwas Dampf hinter die Sache zu machen, damit der Brief endlich in unsere Hände fällt. Fängt er aber erst an, das Auffinden des Briefes zu forcieren, muß er auch etwas unternehmen und sich ein wenig nach vorn wagen. Dann könnten wir ihn auf frischer Tat ertappen.«
»Und was dann?«
»Dann wissen wir entschieden mehr über die Sache.«
»Donald, Donald«, mahnte Bertha kopfschüttelnd. »Du schüttest das Kind wieder mit dem Bade aus. Sicher denkst du jetzt nur an Corlas gebrochenes Herz.«
»Ich möchte nur, daß sie anständig behandelt wird. Sie steht mutterseelenallein einem schwerreichen Mann gegenüber, der sie zweifellos erpreßt hat.«
»Wie soll er das getan haben?«
»Das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich glaube kaum, daß sie Geld von ihm angenommen hat. Meiner Ansicht nach ist Whitewell durchaus der Typ, der das Mädchen nervlich und seelisch fertiggemacht hat.«
»Aber Donald! Wie kannst du nur so etwas von Whitewell behaupt ten. Er ist doch wirklich ein netter Mensch!«
»Er ist nett, wenn es ihm in den Kram paßt, aber rücksichtslos, wenn es ihm um seine Ziele geht.
»Sind wir das nicht schließlich alle?«
Ich lächelte sie vielsagend an und antwortete: »Einige bestimmt.«
Bertha wurde angriffslustig: »Was du da über Whitewell sagst, halte ich bestenfalls für eine üble Verleumdung.«
Ich schwieg.
Bertha lenkte nach einer Pause wieder ein und sagte schon etwas sanftmütiger: »Mach doch mal meinen Koffer auf, Donald, und schau in das Fach mit dem Reißverschluß. Der Brief ist dort drin.«
Als ich ihn gefunden hatte und gegen das Licht hielt,
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