Treffpunkt Las Vegas
wieder zu entwirren. Sie haben doch ein so kluges Köpfchen. Das wäre ein leichtes und schönes Schachmatt gewesen, wenn es nur nach Ihren Zügen gegangen wäre, aber ich bin auch noch da!«
Seine Augen funkelten mich tückisch an. »Vergessen Sie nicht, daß ich ungemein rücksichtslos sein kann, sobald jemand meine Pläne durchs kreuzt. Also: Entweder das Mädchen ist aus dem Krankenhaus verschwunden, wenn wir dort ankommen, oder aber sie wird wegen Mordes verhaftet, und dann kommt alles ans Tageslicht. Sollte sie dann noch immer an diesem Amnesiemärchen festhalten, dann hat sie sich selbst ans Messer geliefert.«
Ich gähnte ihm nur ins Gesicht.
Das machte ihn fast rasend. »Sie verdammter Gernegroß! Was ich sage, gilt! Merken Sie sich das!«
Ich langte in die Tasche.
Whitewell ging zum Telefon und drohte: »Ich rufe jetzt die Polizei an.«
In diesem Augenblick holte ich den Brief hervor, den ich in Corlas Wohnung in Reno an mich genommen hatte.
Als er den Briefumschlag erkannte, ließ er den Hörer fallen, als hätte er sich an ihm die Finger verbrannt.
»Ich habe mich in Reno auch nach Post umgesehen«, sagte ich in gedehntem Ton. »Ich dachte mir, vielleicht ist ein Brief für Corla Burke dabei. Es war der Fall: hier ist er.«
Whitewell war eine Weile vollkommen still. Dann legte er los: »Das ist eine Verletzung des Postgeheimnisses. Das kann Sie teuer zu stehen kommen.«
Ohne auf das zu hören, was er sagte, fuhr ich fort: »Mir fiel dann noch auf, daß Paul Endicott sehr darauf bedacht war, Ihren Brief wegen der angeblichen Option eiligst zur Post zu bringen. Ein Glück für Sie, daß Sie das taten. Er scheint ja in Ihren Angelegenheiten bestens Bescheid zu wissen.«
Bertha konnte dem Gespräch nicht mehr folgen. Sie starrte nur entgeistert von einem zum andern. »Wovon redest du eigentlich, Donald?«
Weiter zu Whitewell gewandt, sagte ich. »Nehmen wir einmal an, Philip überwindet sich und hält zu Corla, auch nachdem sie ihm alles gebeichtet hat. Als Vater hängen Sie doch an Ihrem Sohn. Sollte Philip Ihnen gegenüber dann die Konsequenzen ziehen, so werden Sie ohne ihn doch sehr einsam sein, und es würde wohl auch ein ziemlicher Schlag für Sie sein, wenn Ihre Enkelkinder Sie nicht kennen werden.«
Hätte ich ihm Louies Doppelpunch auf den Solar Plexus verpaßt, so hätte er nicht angeschlagener aussehen können.
»Würde ich in Ihrer Haut stecken«, redete ich weiter auf ihn ein, »dann würde ich diesen Gedächtnisschwund als den größten Glücksumstand der letzten zehn Jahre ansehen.«
Er hielt noch immer an seinem Standpunkt fest. »Wenn Philip erst einmal weiß, wie sehr sie ihn belogen hat, dann wird er sie auf der Stelle verlassen. Es wird zwar einigen Kummer geben, aber er wird niemals bei ihr bleiben.«
»Sie irren sich ganz gewaltig!« antwortete ich. »Er wird es nie erfahren. Aber genug davon; ich werde jetzt erst einmal essen gehen. Ich habe nämlich einen Bärenhunger. In zwanzig Minuten sehen wir uns wieder.«
Damit verschwand ich aus dem Zimmer und ließ ihn mit Bertha allein.
Ich schlenderte die Straße entlang zu einem Schnellimbißlokal, nahm eine Kleinigkeit zu mir und kehrte dann zu Bertha zurück. Sie war jetzt allein.
»Wo ist Whitewell?« fragte ich.
»Er packt seine Sachen zusammen. Du hättest ihn auch nicht so grob anpacken sollen, Donald. Aber du konntest ihn ja von Anfang an nicht leiden.«
»Ich habe ihm mit dieser Amnesiegeschichte doch wahrhaftig eine Chance gegeben. Er war nur zu selbstherrlich, sie zu erkennen.«
»Zu selbstherrlich wohl kaum, Liebling. Nur war er voller Zuversicht, daß Philip genau das tun würde, was er von ihm erwartet.«
»Aber Philip ist doch in Corla verliebt.«
Bertha ging darauf nicht weiter ein, sondern fragte neugierig: »Was ist mit dem Brief, den Whitewell geschrieben hat, Donald? Was steht darin?«
»Nicht viel.«
Ehe Bertha auf diese ausweichende Antwort reagieren konnte, klingelte das Telefon. Sie nahm den Hörer ab, lauschte einen Augenblick und sagte dann: »Gut. Wir kommen.«
Sie legte wieder auf. »Philip hat zwei Flugzeuge gechartert, darunter dieselbe Maschine, die dich hierhergebracht hat; damit fliegen wir alle gleich nach Reno. Wir möchten uns beeilen. Was stand denn nun in dem Brief, Donald?«
Ich hielt die Türklinke schon in der Hand. »Komm, Bertha, wir haben wenig Zeit zu verlieren.«
17
Bertha und ich flogen in der von mir gecharterten Maschine, die anderen benutzten das von
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