Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
allerdings der Liegestuhl so unglücklich zusammen, dass sie mit dem guten Stück auf die Seite ins Gras plumpste. Aus dieser ziemlich unvorteilhaften Position heraus konnte sie nun erkennen, zu wem diese engelsgleiche Stimme gehörte. Sie hatte es sowieso schon gewusst. Cosimo, ihr Cosimo, kam durch die Gartenpforte und sprang ihr sofort ganz hilfsbereit zur Seite.
»Tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe«, entschuldigte er sich mit diesem unglaublichen Lächeln und reichte Wolle die Hand, um sie aus dieser mehr als peinlichen Lage zu befreien.
»Schon gut«, stammelte Wolle, jetzt wieder auf den Beinen, und rückte schnell ihr Top zurecht. »Wo ist denn Ihr Pferd … äh, ich meine Ihr … äh, dein Auto? Ich hab dich gar nicht kommen hören.«
»Das hab ich vorn auf dem Parkplatz gelassen, nachdem mich beim letzten Mal jemand angehalten und sich beschwert hat. Als Junge bin ich immer einfach mit meinem Mofa bis zum Garten gedüst.«
Er lachte, und seine Augen strahlten, dass Wolle glaubte, im nächsten Moment erblinden zu müssen. Jetzt erst sah sie, dass er wieder eine riesige Pizzaschachtel bei sich hatte.
»Bist du heute ganz alleine hier?«, erkundigte er sich. »Ich hab euch nämlich wieder eine Familienpizza mitgebracht, diesmal auf Kosten des Hauses. Aber alleine schaffst du die wohl nicht.«
»Äh … die anderen kommen gleich noch. Das ist echt nett von dir«, beeilte Wolle sich zu sagen. In seiner Gegenwart kam ihr alles, was sie sagte oder tat, irgendwie unangebracht und blöd vor. »Karo ist noch auf einen Sprung ins Krankenhaus, deine Mutter besuchen. Ähm, ich wollte gerade Tee kochen, möchtest du auch einen?«
»Gerne. Heute hab ich nämlich schon früher Feierabend. Tja, bei meiner Mutter war ich heute auch. Es tat richtig gut, sie wiederzusehen. Das mit dem Gartenverkauf ist nun erst mal gecancelt. Wie ich sehe, hat mein Bruder das ZU VERKAUFEN -Schild auch schon abhängen lassen.«
Wolle drehte sich zum Gartentor um. Himmel! Das war ihr ja noch gar nicht aufgefallen. Es stimmte, das unheilvolle Schild, das wie ein Damoklesschwert über ihnen gehangen hatte, war wieder weg. Welch ein Segen! Sie ging ins Haus, um den Tee aufzusetzen, und wusste zum ersten Mal in ihrem Leben nicht, welchen sie wählen sollte. Momente der Verführung schien ihr etwas zu gewagt. Oder sollte sie sich für Einen Hauch von Sommerbrise entscheiden. Schließlich ließ sie Cosimo alias Arne wählen. Er wollte den Ingwertee mit Zitronengras . Eigentlich keine schlechte Wahl. Aber irgendwie war sie doch ein bisschen enttäuscht. Mit zittrigen Fingern öffnete sie die Teedose und war froh, dass er die Tassen zum Tisch trug. Nervös, wie sie war, hätte das Service vermutlich äußerst verräterisch in ihren tatterigen Händen herumgeklappert und ihm so ihre Aufregung offenbart. Cool bleiben, dachte Wolle bei sich und konzentrierte sich darauf, das kochend heiße Wasser in die Kanne zu gießen, ohne sich dabei zu verbrühen.
Arne aber war mit anderem beschäftigt. Neugierig blickte er sich im Haus um, besah sich dies, berührte das und wurde ein wenig wehmütig dabei.
»Hier scheint die Zeit ja wirklich stehen geblieben zu sein. Es ist fast alles noch so wie früher. Die Möbel, der alte Ofen, ja sogar die Tischdecke kenne ich noch.« Er seufzte.
Als Wolle gerade die Teller für die Pizza zum Gartentisch raustrug, kamen Karo und Devin auf ihren Rädern angefahren. Und wenig später erschienen auch noch Bruno und Jo. Alle waren so ausgehungert, dass sie sich mit Freude und Appetit über die Riesenpizza hermachten. Und heute war sie sogar noch etwas warm und knusprig.
»Daran könnte ich mich glatt gewöhnen«, stöhnte Bruno, als er zu Ende gegessen hatte, und lehnte sich satt und zufrieden zurück. »Ich bin fix und fertig von der Tapezieraktion mit meiner Mutter. Es gab Momente heute, da hab ich mich echt gefragt, warum ich nicht doch mit meinem Vater in den Robinson-Club gefahren bin.«
»Ach, da ist es nicht halb so schön wie hier«, sagte Arne lachend. »Wenn ihr den Rat eines alten Mannes hören wollt, genießt die Zeit bloß ausgiebig. So unbeschwert und schön wie jetzt wird es nie wieder.«
»Na, so alt bist du ja nun noch nicht«, sagte Jo kichernd und stieß Wolle unter dem Tisch an. Die warf ihr einen bitterbösen Blick zu.
»In eurem Alter kam mir jeder über dreißig steinalt vor«, erklärte Arne und grinste.
»Und überhaupt«, entrüstete sich Karo. »Wieso reden Erwachsene eigentlich
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