Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
von Körnerkissen. Bruno schlug sogar vor, Handy- und Internetnachhilfe für Senioren zu geben. Es war erstaunlich, wie viele originelle Ideen tatsächlich zusammenkamen, aber am Ende war doch nicht ein Job dabei, der bei allen gleichermaßen Anklang fand. Ausgerechnet Devin brachte schließlich den entscheidenden Vorschlag ein, der so gut war, dass wirklich alle begeistert waren.
Er erzählte von Greta, der neuen Freundin seines Bruders Garvin. Sie ging erst seit einem halben Jahr auf ihre Schule. Vorher hatte sie in Köln gelebt und dort an einem Schülerprojekt teilgenommen. Mit Unterstützung der Eltern und einiger Lehrer hatte sie zusammen mit anderen Schülern eine Schülerfirma gegründet, die alte Schallplatten auf CD s überspielten und damit sehr erfolgreich waren.
»Mensch, das ist die Idee!«, fand Karo. »Aber wir bräuchten auch das technische Gerät dazu. So eine Anlage ist doch bestimmt teuer, oder?«
»Da es Gretas Computer war, hat sie ihn mitgenommen, als sie aus der Firma ausgestiegen ist«, erzählte Devin. »Die anderen wollten sich eh ein schnelleres Betriebssystem zulegen, und da ihre Eltern die Software damals gekauft hatten, gehörte es sowieso ihr.«
»Ich versteh nur Bahnhof«, meinte Karo verständnislos. »Betriebssystem, Software – ich dachte, man braucht einen Schallplattenspieler dazu.«
»Schon. Aber der muss an einen Computer angeschlossen werden«, erklärte Devin. »Mit einem besonderen Programm kann man die Knack- und Schleifgeräusche, die die alten Scheiben haben, herausfiltern. Tja, und gebrannt werden muss die CD ja auch noch.«
»Hört sich irgendwie kompliziert an«, sagte Jo. »Können wir das denn überhaupt alleine?«
»Also, wenn mein Bruder das kapiert, kann es nicht so schwer sein.« Devin lachte. »Er hat neulich alte Rock-’n‘-Roll-Platten für seine Band überspielt. Greta hat es ihm kurz gezeigt, und danach hat er’s alleine geschafft. Und Garvin kann man wirklich nicht gerade ein Computergenie nennen. Wenn er irgendwas installieren muss, fragt er mich immer.«
»Aber Greta und dein Bruder gehen doch schon in die elfte Klasse«, überlegte Bruno. »Wie alt waren sie denn, als sie die Schülerfirma gegründet haben?«
»Sie waren in der neunten Klasse, und das ist wohl auch das Mindestalter, um als Juniorfirma gefördert und unterstützt zu werden.«
»Mann, so lange will ich aber nicht warten«, maulte Jo. »Immer diese albernen Gesetze und Bestimmungen. Immer sind wir noch zu jung für alles. Warum müssen wir denn überhaupt eine Firma sein oder gefördert werden? Können wir nicht einfach CD s brennen, und die Leute geben uns Geld dafür?«
Arne räusperte sich.
»Na ja, das hängt auch davon ab, wie viel ihr arbeitet«, meinte er. »Natürlich kann man mal ein paar Platten für den Nachbarn aufnehmen. Aber wenn ihr richtiges Geld damit verdienen wollt, dann müsst ihr das vermutlich anmelden. Wie alt man dafür sein muss und wie viel man verdienen kann und darf, weiß ich allerdings leider auch nicht. Da müsstet ihr euch mal genauer erkundigen.«
»Okay«, verkündete Bruno. »Das machen wir. Devin, du interviewst Greta, wie es mit der Technik aussieht und was man sonst so beachten muss, und ich versuche, Informationen über Schülerfirmen und Schülerjobs im Internet aufzuspüren. Wolle, vielleicht kannst du einfach mal deinen Vater zu dem Thema befragen. Als Steuerberater kennt er sich bestimmt mit solchen Fragen aus.«
»Alles klar, Chef!«, rief Devin und schlug militärisch die Fersen aneinander.
Bruno funkelte ihn giftig an.
»Einen Chef gibt es bei uns nicht, Alter. Ich ergreife nur gerne die Initiative …«
»… und da sind wir auch sehr froh drüber«, unterbrach Wolle ihn, um die Situation zu entschärfen. »Also, Devin, du bist doch dabei, oder?«
»Klar. War doch nur ein kleiner Scherz«, grinste er. »Vielleicht sehe ich Greta schon morgen bei uns zu Hause. Will nicht noch jemand von euch dazukommen?«
Jo wollte sich gerade melden, da erhielt sie unter dem Tisch einen Fußtritt von Wolle. Sie verkniff sich den Schmerzensschrei. Devins Blick fiel natürlich auf Karo.
»Karo? Hast du Lust mitzukommen?«
Was für eine Frage! Klar hatte sie Lust. Sie hätte ihn auch zum Nordpol oder in die Sahara begleitet. Mit ihm hätte sie sogar live beim Musikantenstadl zugeguckt. Aber dieses elende Gefühl, Bruno dabei zu verletzen, nagte wieder an ihr. Bruno sah sie nicht an. Er blickte starr auf das Glas in seinen Händen.
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