Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
Segeln zeigte.
»Hey, sag bloß, du kannst segeln!«, rief Karo.
»Mmh. Ich hab sogar einen Segelschein. Da war ich zusammen mit meinen Eltern auf dem Ijsselmeer.«
Er seufzte.
»In Zukunft werde ich wohl nur noch mit meinem Vater allein segeln. Er hat versprochen, dass wir das auch weiterhin tun werden.«
»Dann kannst du mir ja ein bisschen Nachhilfe geben, damit ich auf der Klassenfahrt nicht ganz so dumm und unbeholfen dastehe. Na ja – vorausgesetzt, ich fahre mit.«
»Ach, das ist halb so schwer, wie es aussieht«, sagte Devin. »Ihr segelt doch nur auf diesen kleinen Optimisten.«
Karo musste lachen.
»Heißen die so, weil man viel Optimismus braucht, um an eine glückliche Heimkehr zu glauben?«
»Das könnte man meinen«, sagte Devin. »Aber in Wahrheit heißen sie so, weil den beiden Erfindern, zwei Amerikanern, die Idee, so eine kleine Jolle für ihre Kinder zu bauen, beim Mittagessen im Club der Optimisten kam. So hat es mir jedenfalls mein Vater erzählt.«
»Du magst deinen Vater sehr gern, was?«, fragte Karo. Langsam begriff sie, wie schrecklich die Trennung der Eltern für Devin sein musste. Es hat so etwas Endgültiges, wenn man weiß, dass es nie wieder so wie früher wird.
»Apropos Klassenfahrt und Geldverdienen«, bemühte Devin sich, das Thema zu wechseln. »Es kann losgehen mit der Plattenkopiererei. Ich habe vorhin mit Greta gesprochen. Sie will uns den Rechner und den Plattenspieler für eine Weile leihen. Sie nutzt zurzeit den alten Laptop ihres Vaters und kann den Rechner daher eine Zeit lang entbehren.«
»Das ist ja genial!«, jubelte Karo. »Meinst du, wir könnten ihn in Parzelle 4 aufstellen?«
»Warum nicht? Strom haben wir dort, und solange Frau Erichsen den Garten nicht nutzt, könnten wir uns dort arbeitstechnisch einrichten.«
In dem Moment klopfte es, und Greta schaute zur Tür herein. »Na, beim Pläneschmieden?«, fragte sie fröhlich. Sie kam ganz ins Zimmer und machte es sich auf dem Teppichboden gemütlich.
»Das ist wirklich ’ne coole Sache, mit anderen zusammen so was aufzubauen«, begann sie und strich sich die Haare hinter die Ohren. »Eine richtige Arbeit zu haben, Platten aufzunehmen und Geld zu verdienen. Aber es geht auch viel Freizeit dafür drauf, das kann ich euch sagen. Und manchmal gibt es auch Streit. Dann fliegen die Fetzen, oder einer will plötzlich nicht mehr mitmachen. Also müssen alle Aufgaben wieder neu verteilt werden.«
»Ach, das wird schon klappen«, beschwichtigte Devin. Er war eben auch ein kleiner Optimist.
»Bei uns war es jedenfalls so«, berichtete Greta achselzuckend. »Aber wir mussten ja auch Buchhaltung führen. Das war ziemlich aufwendig. Ich finde, ihr solltet es erst mal eine Weile ausprobieren. Just for fun! Wenn ihr dann immer noch Lust dazu habt und ernsthaft weitermachen wollt, könnt ihr euch ja überlegen, ob ihr das Ganze professionell aufziehen wollt.«
»Könntest du uns denn besuchen und uns erklären, wie alles genau funktioniert?«, erkundigte Karo sich vorsichtig.
»Na, aber sicher«, meinte Greta entschieden. »Schließlich möchte ich sehen, dass alles gut läuft und ihr mit den Geräten umgehen könnt. Ich hätte sie übrigens gern heil zurück.«
»Also, dann ist es jetzt abgemacht«, entgegnete Karo begeistert. »Mensch, das müssen wir gleich den anderen erzählen.«
So begann das neue Projekt von Parzelle 4 tatsächlich Gestalt anzunehmen, und alle waren aufgeregt und planten und telefonierten und organisierten und freuten sich ganz einfach. Karo fand, dass dies die besten und ereignisreichsten Ferien überhaupt waren. Endlich war mal was los!
Bruno und Jo hatten im Internet recherchiert, dass Jugendliche ab dreizehn bereits zwei Stunden pro Tag arbeiten durften, vorausgesetzt, ihre Eltern waren damit einverstanden. Jo machte sich Sorgen, dass ihre Eltern dazu nicht die Erlaubnis geben würden. Aber seltsamerweise standen alle Eltern dem Vorhaben ihrer Kinder wohlwollend gegenüber. Natürlich gab es das Einverständnis nur unter der Vorausetzung, dass die schulischen Leistungen nicht darunter litten. Brunos Mutter meinte sogar, dass die Erfahrungen, die Jugendliche bei so einem Job sammeln würden, viel wichtiger seien als das Geld, das dabei verdient wurde. Da war Karo allerdings ganz anderer Ansicht. Aber ihren Eltern hatte sie das Projekt trotzdem mit genau diesen Argumenten schmackhaft gemacht. Denn dass sie in erster Linie jobben wollte, um selbständig Geld für eine Klassenfahrt zu
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