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Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)

Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)

Titel: Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Bücker
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hier Spaß und Geld bringt. Dann sehen wir weiter.«
    Karo merkte, dass Jo etwas enttäuscht zu sein schien. Manchmal war sie wirklich noch sehr kindisch. In Gedanken hatte sie natürlich schon wieder eine neue Liste angelegt, mit wundervollen Firmennamen. Sie hätten sich ein neues Logo ausgedacht, und Wolle hätte es gezeichnet. Jo liebte diese Sternstunden des Neubeginns. Namen ausdenken, Pläne schmieden, etwas aushecken – das war ihr Ding. Die Arbeit, die Routine, das tägliche Einerlei fand sie eher lästig. Wenn etwas zur Gewohnheit wurde, wurde es Zeit, etwas Neues anzufangen. Trotzdem konnten sich ihre Freunde immer auf sie verlassen. Sie war absolut treu und pflichtbewusst, aber eben immer auch ein bisschen der Traumtänzer, der auf verrückte Sachen stand.
    »Man darf nicht vergessen, dass es sich bei diesen alten Platten oftmals um Liebhaberstücke handelt«, gab Arne zu bedenken und strich zärtlich über das rote Beatles-Album. »Da hängen Erinnerungen und Gefühle dran. Den Leuten ist es wichtig, sie über die Zeit zu retten. Dafür kann man schon etwas verlangen.«
    »Ich finde, man sollte auch berücksichtigen, wie viel Geld der Kunde hat«, fiel Karo ein. »Ein Bankdirektor kann mehr ausgeben als eine alte Oma. Daher sollten wir ärmeren Leuten Rabatt geben.«
    »Schade ist nur, dass wir so wenig Bankdirektoren kennen«, witzelte Bruno.
    »Oder Mengenrabatt«, bemerkte Jo. »Einer, der seine ganze Sammlung von fünfzig Scheiben bringt, zahlt weniger als der, der nur eine brennen will.«
    »Also gut«, schlug Devin vor. »Eine einzelne Platte kostet zehn Euro, und ab zehn Stück kostet es nur noch acht Euro.«
    Damit waren alle einverstanden, und Arne bestand darauf, zehn Euro pro Platte zu bezahlen. Er sei zwar kein Bankdirektor, aber schließlich habe er ja auch nur fünf Platten in Auftrag gegeben.

13

    Parzelle 4 auf Kundenfang
    S o begann das Abenteuer der Plattenrettung über die Zeit. Und Devin sollte Recht behalten. Es war tatsächlich nicht so schwer, mit der Technik zurechtzukommen. Es war stattdessen vielmehr eine reine Fleiß- und Geduldsarbeit. Zum Glück waren ja noch Ferien. Denn schließlich brauchte jede Platte genau so viel Zeit, wie sie lang war. Man musste auf Kratzer oder Sprünge achten und diese herausarbeiten.
    Die erste Platte, an der Karo sich versuchte, war ein unglaublich kitschiges Album mit Liebesliedern von 1979. Auf dem Cover prangte in riesigen rosa Schnörkeln »Emotions«, und etwas kleiner stand: »Zärtliche Lieder für die seltenen Stunden zu zweit«. Darunter schipperte ein Liebespaar in einem Ruderboot über einen malerischen See im herbstlichen Ambiente. Ihr weißes langes Kleid hätte man noch durchgehen lassen können, aber der Typ trug zu seiner weißen Schlaghose ein graues Samtsakko mit weißer Krawatte. In der einen Hand hielt er den hellen Rüschensonnenschirm, im anderen Arm die Frau, die sich verträumt an ihn schmiegte.
    »Die waren früher echt strange drauf, die Leute«, schmunzelte Karo kopfschüttelnd und holte die Scheibe aus der Hülle. »Oh, die ist total verkratzt. Welches Programm musste ich noch zuerst starten?«
    Devin setzte sich dicht neben sie und zeigte mit dem Finger auf das Icon. Dabei berührte er wie zufällig ihr linkes Bein. Und sofort war es wieder da, das Kribbeln im Bauch und eine Spannung, die wie elektrische Wellen von unten nach oben bis zu den Haarwurzeln kroch. Tat er das mit Absicht? War das bei ihm genauso? Sie schielte vorsichtig zu ihm, ohne den Kopf zu drehen. Zeitgleich drehte er sich zu ihr und blickte sie an mit diesem unglaublichen Augenaufschlag. So was sollte verboten werden! Karo schluckte und legte die Nadel auf die Platte. Jetzt wäre sie gerne mit Devin alleine gewesen. Aber irgendwie auch wieder nicht. Zu zweit war es bestimmt noch schwieriger, das Richtige zu tun und sich nicht völlig peinlich zu benehmen. Was soll’s! Sie waren nicht allein. Wolle setzte in der Küche neuen Tee auf, und Jo tobte draußen mit Bodo durchs Gras. Bruno hingegen saß auf der anderen Seite vom Rechner und war gerade damit beschäftigt, eine CD zu beschriften und einzutüten.
    In dem Moment startete die Musik, und Karo wusste, dass es gleich vollends um sie geschehen war. »When I need you I just close my eyes and I‘m with you …«, sang eine wunderschöne Männerstimme. Karo kannte den Song nicht, aber er ging unter die Haut. Jetzt nahm Devin auch noch ihre Hand, die arglos auf ihrem Oberschenkel geruht hatte, und als

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