Treffpunkt Scheuermühle
über Oberösterreich.
Lilo fischte ihn heraus, setzte sich auf den Teppich und begann darin zu blättern.
„Die oberösterreichischen Seen“ lautete eine Kapitelüberschrift. Das Mädchen entdeckte prachtvolle Fotos vom Wolfgangsee, dem Attersee, dem Mondsee, dem Fuschlsee, dem Grundlsee, dem Hallstätter See und dem Traunsee.
Plötzlich machte es in Lilos Kopf „klick“! Da war doch etwas gewesen... Ein Name, der ihr bekannt vorkam. Hatte sie ihn in der Schule gehört oder...?
Hastig blätterte das Superhirn noch einmal die Seiten durch. Lilo las jeden Seenamen mehrere Male, doch nun tat sich nichts in ihrem Kopf. Sie wollte das Buch schon zuklappen, da entdeckte sie, daß sie eine Seite überblättert hatte.
„Traunsee!“ sprang ihr ins Auge. „Traunsee... Traunsee... Traunsee...“, überlegte sie fieberhaft.
„Traunseestraße 14!“ tauchte plötzlich in ihrer Erinnerung auf. „Gmunden, Traunseestraße 14! Eine Frau namens Adelheid, die heute nacht ermordet werden soll.“
Das war es! Genau das war ihr nicht eingefallen! Lieselotte sprang auf und rannte in das Zimmer von Axel und Dominik.
„Axel, Axel, wach auf!“ Sie rüttelte ihren Freund, der mühsam die Augen öffnete.
„Axel! Ein Mord! Wir müssen einen Mord verhindern. In Gmunden, aber wie?“ schleuderte sie ihm ins Gesicht.
„Was?“ knurrte der Junge.
„Steh sofort auf!“ befahl ihm Lilo und lief in ihr Zimmer, um sich anzuziehen. Danach stürmte sie in den Stall, wo Stanislaus – in Decken gewickelt – schnarchte.
Auch ihn hatte das Mädchen rasch wachgeschüttelt. In Stichworten berichtete es ihm nun von der Schauermühle und dem Gespräch, das es belauscht hatte.
„Bitte, fahr mit uns nach Gmunden! Bitte!“ flehte ihn Lilo an.
„Nein, wir werden die Polizei verständigen“, entschied der Reitlehrer.
„Stanislaus, vielleicht ist mein Gedächtnis noch immer durcheinander, und das stimmt alles nicht. Dann gibt es einen entsetzlichen Krach. Wir haben schon einmal hier in Oberösterreich Alarm geschlagen, und dann war nichts!“ { * }
Der junge Mann verschränkte die Finger und ließ die Knöchel laut knacken. „Mit solchen miesen Typen werde ich schon fertig“, stieß er drohend hervor. „Also gut, ich fahre hin. Aber ihr bleibt im Auto. Das ist keine Kindersache! Verstanden?“
Die Fahrt nach Gmunden dauerte nicht lange. Kurz nach Mitternacht hatten sie die malerische Stadt erreicht. Der Traunsee lag still und schwarz da. Und am Ufer spiegelten sich die Lichter der Straße im Wasser.
„Traunseestraße 14! Da ist es!“ flüsterte Lilo aufgeregt. Stanislaus parkte den Wagen ein und stellte den Motor ab.
Hinter einem schmiedeeisernen Gitter befand sich ein weitläufiger Garten mit hohen, alten Bäumen. Zwischen ihnen war – ein gutes Stück von der Straße entfernt – eine große, alte Villa zu erkennen, die von zahlreichen Außenlichtern beleuchtet wurde.
„Wartet“, sagte Stanislaus leise zu Axel und Lilo. Er sprang aus dem Auto und tat nun etwas Seltsames. Er lief zu allen Wagen, die rundherum abgestellt waren, und legte die Hand auf die Motorhaube.
Als er das auch bei einem schnittigen, schwarzen Sportwagen tat, riß er die Hand plötzlich in die Höhe und schüttelte sie.
„Heiß! Der Motor ist heiß! Das bedeutet, der Wagen ist noch nicht lange hier abgestellt. Vielleicht gehört er dem... dem Mörder!“ flüsterte Lieselotte aufgeregt.
Stanislaus deutete den Knickerbockern, daß er zur Villa schleichen wollte, und kletterte über das Gitter.
Gespannt beobachteten die beiden vom Auto aus, wie der Mann geduckt von Baum zu Baum schlich. Entsetzt bemerkte Axel aber plötzlich, wie auf der anderen Seite des Gartens eine dunkle Gestalt auftauchte...
Und noch ein Monster...
Während Stanislaus auf die rechte Seite des Hauses zusteuerte, war der andere nächtliche Besucher zur Linken unterwegs.
„Glaubst du, hat Stanislaus ihn bemerkt?“ zischte Lilo ihrem Freund zu. Axel schüttelte den Kopf. Der Reitlehrer tappte bereits an der Seitenwand der Villa entlang. Er konnte den anderen gar nicht sehen.
Doch da drängte sich eine andere Frage auf: Hatte der andere Mann Stanislaus entdeckt? Würde er ihn nicht sofort ausschalten wollen, damit er ihm keinen Strich durch die Rechnung machte?
Der Reitlehrer war mittlerweile aus dem Blickfeld der Kinder verschwunden. Dafür konnten sie den anderen um so deutlicher beobachten. Er schien Stanislaus entdeckt zu haben und ihm zu folgen. Jedenfalls
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