Treffpunkt Scheuermühle
parkte ein anderer Wagen.
In ihm saß eine Frau und beobachtete durch ein Fernglas die Knickerbocker-Bande und Frau Trotter, wie sie die Straße hinunterstolperten.
„Verdammt! Verdammt! Verdammt!“ fluchte die Frau und ließ den Motor an. Ohne das Licht anzudrehen, fuhr sie aus dem Waldweg heraus. Erst als sie auf der Straße war, knipste sie die Scheinwerfer an. Niemand sollte sehen, daß sie hier gewartet hatte.
„Was ist, wenn diese verdammte Göre wirklich alles belauscht hat?“ überlegte sie fieberhaft. „Sie könnte uns auffliegen lassen. Jetzt, wo wir so nahe am Ziel sind. Es darf nicht geschehen. Dieses Attentat hat fehlgeschlagen. Das nächste muß dafür sitzen. Sonst sitzen wir! Hinter Gittern! Und das werde ich verhindern!“
Auf der Fahrt durch die Nacht schmiedete sie wilde Pläne, von denen die Knickerbocker nichts ahnten...
Das Buch bei den Putzmitteln
Es war bereits nach neun Uhr am Abend, als Frau Trotter und die Knickerbocker-Bande auf das Pferdegestüt zurückkehrten.
„Chefin, was ist denn geschehen?“ rief Stanislaus, der Reitlehrer. „Wieso haben Sie denn die da zurückgebracht?“ Mit dem Kopf machte er eine Bewegung in Richtung Polizeiwagen, der auf dem Hof gehalten hatte.
„Stanislaus, das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie Ihnen gerne, aber zuerst möchte ich eine heiße Dusche nehmen.“
„Wir auch!“ schlossen sich die Knickerbocker im Chor an.
„Dann wünschen wir noch eine gute Nacht! Und reden Sie ein ernstes Wort mit Ihrer Autowerkstatt!“ meinten die Polizisten zu Frau Trotter und fuhren davon.
„Ich verstehe das nicht. Der Wagen ist doch sonst so zuverlässig! Wieso können plötzlich beide Bremsen versagen?“ fragte sich Tante Clarissa immer wieder. Dabei schob sie ständig ihre Uhu-Brille auf der Nase rauf und runter. „Beim Service werden die Bremsen doch kontrolliert und nicht kaputtgemacht. Dieser Fehler hätte uns beinahe das Leben gekostet!“ Erst jetzt kam dem Schuhu zu Bewußtsein, daß Stanislaus noch auf dem Gestüt war. Er hatte längst frei.
Stanislaus war ein stämmiger und bärenstarker junger Mann. Er wurde von Tante Clarissa immer als „ihre rechte Hand und das linke Vorderhuf’ bezeichnet. Auf ihn war absoluter Verlaß.
„Wieso sind Sie noch hier? Haben Sie auf uns gewartet?“ wollte Frau Trotter von ihm wissen.
„Ja und nein!“ Stanislaus schmunzelte verschmitzt. „Eigentlich habe ich auf Nachwuchs gewartet.“
Tante Clarissa zuckte zusammen. „Bellissima? Ist es schon soweit? Bekommt sie ihr Fohlen?“
Der Reitlehrer schüttelte den Kopf und machte ein betrübtes Gesicht. Frau Trotter packte ihn entsetzt an der Strickjacke und schüttelte ihn. „Stanislaus, was heißt das? Ich habe für heute genug Aufregungen gehabt!“ stammelte sie mit bebender Stimme.
„Kein Grund zur Aufregung, Chefin!“ lachte der Bursche. „Das Fohlen ist bereits da. Es ist kerngesund bei seiner Mutter!“
Wie auf Kommando stürzten die Knickerbocker und Axels Tante in den Stall zu Bellissimas Box. Und wirklich... klein und unbeholfen, mit viel zu langen, dünnen Beinen lag das Fohlen neben der Stute, die es heftig ableckte.
„Ist das süß!“ rief Poppi. „Darf ich es streicheln?“
„Besser erst morgen“, meinte Stanislaus. „Die Mutter ist ziemlich müde und ein wenig unruhig. Deshalb schlafe ich heute im Stall! Aber zuerst möchte ich schon erfahren, was da mit den Bremsen war!“
Nach einem kräftigen Essen berichteten die vier Junior-Detektive und Clarissa von ihren Erlebnissen.
Eine Stunde später fiel die Knickerbocker-Bande dann todmüde in die Betten. Während Axel, Dominik und Poppi sofort eingeschlafen waren, wälzte sich Lieselotte unruhig von einer Seite auf die andere.
Sie spürte Angst. In ihr drinnen war Angst, und sie wußte nicht, woher sie kam. Es hatte mit dem Vormittag zu tun, als sie diesen Gang entdeckt hatte. Aber mehr fiel ihr dazu nicht ein. Ihr Kopf war leer.
Da Lilo ohnehin nicht einschlafen konnte, stand sie auf und ging hinaus in die Küche. Sie knipste das Licht an und holte sich ein Glas Milch.
„Diese Clarissa!“ Lilo mußte lachen. Im Regal, in dem die Putzmittel standen, hatte Axels Tante nämlich auch ein Fach für Bücher. „Küchenlektüre“ nannte sie diesen Lesestoff. Das Mädchen ließ den Finger über die Buchrücken gleiten und las die Titel.
Von Krimis über Kochbücher und Pferdebücher war hier alles zu finden. Der größte Wälzer war allerdings ein Bildband
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