Treffpunkt Scheuermühle
sich nur ausgehängt.
Aber die Bremse war eindeutig tot.
Die Höllenfahrt
Clarissa griff nun zur Seite und zog mit einem Ruck die Handbremse an. Der Griff schnellte ohne Widerstand in die Höhe und rastete ein.
Mit quietschenden Reifen rutschte der große Wagen in die Kurve.
Lilo, Poppi und Dominik wurden auf der Rückbank in eine Ecke geschleudert und schrien erschrocken auf.
Axel, der auf dem Beifahrersitz saß, klammerte sich am Sicherheitsgurt fest.
„Schuhu, was ist?“ keuchte er.
„Kinder, haltet euch fest! Auch hinten anschnallen!“ kommandierte Clarissa und versuchte, das Lenkrad unter Kontrolle zu halten. „Ein Bremsversagen! Meine Bremsen funktionieren nicht!“
Der Wagen wurde auf der steilen Straße schneller und schneller. 60 km/h zeigte die Nadel des Tachometers bereits.
Und schon erreichten sie die nächste Rechtskurve. Tante Clarissa riß das Lenkrad herum, und das Auto schlitterte über den Asphalt. Das Heck scherte aus, und mit einem lauten Knall krachte die hintere Stoßstange gegen die Leitplanke.
Poppi brüllte vor Angst und schlug beide Hände vor die Augen. Sie saß ganz links und hatte gesehen, wie steil der Hang neben der Straße abfiel.
„Du mußt den Wagen bergauf lenken!“ rief Axel seiner Tante zu. Clarissa hatte die Zähne zusammengebissen, und ihr Gesicht war von Angst und Anstrengung völlig verzerrt.
„Es ist aber keine Abzweigung in der Nähe, die bergauf führt!“ keuchte sie und zitterte der nächsten Kurve entgegen.
75 km/h war auf dem Tachometer zu lesen.
„Wirf den ersten Gang ein und brems mit dem Motor!“ schlug Axel vor, der am ganzen Körper vor Angst schlotterte.
„Dazu muß ich auf die Kupplung treten, und dann beschleunigen wir noch mehr. Außerdem... außerdem kriege ich den ersten Gang bei diesem Tempo nicht mehr hinein!“ stammelte Clarissa.
Sie hatten die nächste Serpentine erreicht, die nach links führte. Mit aller Gewalt und Kraft versuchte die Frau, den Wagen auf der Straße zu halten. Sie verriß abermals das Lenkrad, doch die Reifen glitten einfach geradeaus weiter.
Diesmal prallte der Wagen mit der Kante der vorderen Stoßstange gegen die Leitschiene. Durch den Aufprall wurde er zurückgeschleudert und auf diese Weise um die Kurve gelenkt. Noch einmal gelang es Frau Trotter, den Wagen unter Kontrolle zu kriegen, doch die Talfahrt wurde immer rasanter.
Lilo und Dominik bekamen Angst um ihr Leben und klammerten sich aneinander fest.
„Achtung! Nicht erschrecken!“ schrie Clarissa und lenkte den Wagen gegen die Felsen.
Das Blech des Autos quietschte und kreischte ohrenbetäubend, als sich die spitzen Steine hineinbohrten. Funken sprühten durch die Dunkelheit, und das vordere Fenster zersplitterte.
Die Knickerbocker-Freunde hielten den Atem an. War der Wagen ein wenig langsamer geworden? Doch die „Notbremsung“ hatte zu kurz gedauert. Das Auto war zurück auf die Straße geworfen worden und beschleunigte bereits wieder.
Noch einmal preßte Clarissa das Lenkrad nach links, so daß der Geländewagen mit der vollen Breitseite gegen die Felswand schlug.
Wieder quietschte es ohrenbetäubend, und ein Funkenregen wirbelte durch die Nacht. Doch es nützte. Die Höllenfahrt verlangsamte sich nun zweifellos.
„Sollen wir uns aus dem Auto fallen lassen?“ rief Axel seiner Tante zu.
„Bist du wahnsinnig? Nein!“ schrie sie. In diesem Moment kippte der Wagen zur Seite und schlug mit der Dachkante gegen den Berg. Es krachte und splitterte unter den Füßen der Knickerbocker, und das Auto kam mit einem heftigen Aufprall zum Stillstand.
Anscheinend hatte an dieser Stelle der Bergstraße wieder ein Wassergraben begonnen, in dem sich die Räder verfangen hatten. Die Achsen mußten dabei gebrochen sein.
Endgültig gestoppt wurde das Auto durch ein Straßenschild. „Vorsicht, kurvenreiche Strecke“ zeigte es an.
„Raus, raus aus dem Ding!“ befahl die Tante den Kindern. „Vielleicht fliegt die Karre in die Luft! Hinaus!“
Dominik rüttelte an seiner Tür. Sie ließ sich nicht öffnen. Lilo versuchte zu ihm zu klettern. Doch das war ziemlich schwierig, da der Wagen völlig schief stand.
Axel hatte mit der vorderen Tür mehr Glück. Er konnte sie aufstemmen und ins Freie steigen. Seine Tante folgte ihm. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, dann auch die hintere Tür aufzukriegen. Sie zogen die drei anderen heraus und liefen in die Dunkelheit.
Nicht allzuweit von ihnen entfernt, in der Einfahrt zu einem Forstweg,
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